Evolutionsbiologie

Haie

Wie bei den Vögeln und Säugetieren erfolgt die Befruchtung bei Haien im weiblichen Körper und nur wenige, aber weit entwickelte Junge werden geboren. Diese innere Befruchtung setzt die Möglichkeit voraus, Samenflüssigkeit in den Körper des Weibchens zu injizieren. Männliche Haie besitzen aber keinen Penis. Statt dessen dienen ihnen in der Evolution umgewandelten Teile beider Bauchflossen, die Klasper, als Kopulationsorgane. Daran kann man die Geschlechter beim Tauchen gut unterscheiden. Bei Haien gibt es drei verschiedene Entwicklungsstrategien für den Embryo: Die primitivsten Haie sind ovipar und legen Eier wie andere Fische auch. In diesen mit Dotter gefüllten Eikapseln entwickeln sich die Jungen und schlüpfen, nachdem sie vollständig entwickelt sind. Am weitesten verbreitet ist die Ovoviviparie: Bei diesem System bleiben die Eier im Mutterleib, wo die Jungen auch schlüpfen. Jedes Ei besitzt einen großen Dottervorrat, der durch einen Gang mit dem Embryo verbunden ist und im Verlauf der Entwicklung aufgezehrt wird. Die dritte und fortschrittlichste Methode ist die Viviparie oder das Lebendgebären. Hat der Embryo seinen Dottervorrat verbraucht, wird mittels einer Nabelschnur eine Verbindung zwischen Mutter und Embryo hergestellt. Diese hochentwickelte Art der Versorgung, die an Säugetiere erinnert, findet man bei Vertretern der Marderhaie (Gattung Mustelus) bei Grundhaien (Gattung Carcharhinus) und den Hammerhaien (Gattung Sphyrna). Es wird erkennbar, dass Haie - und Knorpelfische allgemein - viel weniger Nachkommen erzeugen als Knochenfische. Zudem kann die Tragzeit bis zu 22 Monaten dauern.

Kurzflossenmako, Isurus oxyrinchus, Rotes Meer
Kurzflossenmako, Isurus oxyrinchus, Rotes Meer, Foto: © Archiv IKAN

Haiflossen

"Fast um den ganzen Globus wird der Hai gnadenlos verfolgt. Im Gegensatz zu einem ähnlichen Räuber, dem Delphin, sind sein Aussehen und sein Image nicht so freundlich und menschennah. Kinofilme (Der Weiße Hai) und überzeichnete Horrormeldungen über Haiunfälle klären nicht auf, sondern schüren Ängste. Dass dieser Jäger jedoch ein ganz wichtiges Glied in der Lebenskette des Meeres darstellt, sollte dem Menschen langsam bewusster werden. Besonders in vielen Teilen Asien ist Aufklärung geboten:

Im Norden Irian Jayas in Indonesien, fernab der üblichen Touristenpfade, tauchen wir ab in unberührte Korallengärten. Selten betauchte Tauchgründe gibt es hier immer noch und die Korallenbleiche hat diese Fauna bis jetzt verschont. Wir gleiten mit dem Boot durch Mangroven und gelangen an einen unberührten Sandstrand. Alles erscheint uns traumhaft. Nach ein paar Schritten bemerken wir eine große Echse, die sich an einem undefinierbaren Kadaver labt. Sie läßt sich durch uns nicht stören. Wir betrachten die Gegend genauer. Plötzlich fallen uns weitere Tierkadaver im Wasser und auf dem Land auf. Es sind Haikadaver verschiedenster Arten mit abgeschnittenen Flossen. Bei einigen wenigen ist noch zusätzlich das Rückgrat entfernt worden. Wir sind irritiert. In dieser fast nicht besiedelten Küstenregion sind Haie also auch nicht mehr sicher. Bei genauem Hinblick erkennen wir einen primitiven Unterstand mit Feuerstelle. Auf langen Bohlen liegen abgeschnittene Flossen aller Größen zum Trocknen aus. Wir beschließen, den nachmittäglichen Tauchgang zu verschieben, und hoffen auf die Rückkehr der 'Täter'.