Nach einiger Zeit gleitet ein motorbetriebener Einbaum in die Bucht und drei Fischer werfen ihren nächtlichen Fang an Land. Unsere Anwesenheit stört sie nicht. Sie sind nicht ortsansässig, sondern nutzen diese Insel nur als Stützpunkt für ihre mehrwöchigen Beutezüge. Mit langen Leinen und unzähligen Haken stellen sie dem Hai nach. Mit wenigen Schnitten werden die Flossen und das Rückgrat entfernt. Der große restliche Körper wird dann achtlos ins Meer geworfen. Für weniger als 10 Prozent seines Körpergewichtes muss dieser elegante Schwimmer sein Leben lassen und ist somit aus der Reproduktionskette gerissen. Auf Fragen erklärt man uns, dass die getrockneten Flossen für ein paar US-Dollar in Sorong an Zwischenhändler verkauft werden. Diese vertreiben sie dann z.B. nach Hongkong, wo für ein Kilo Trockenflossen mehrere hundert US-Dollar erzielt werden. Wir begreifen schnell: Diese mittellosen Fischer sind in diesem gnadenlosen Geschäft lediglich ausgebeutete Erfüllungsgehilfen und Opfer. Ihre Armut wird von skrupellosen Geschäftsleuten ausgenutzt, um mit geringstem finanziellem Aufwand größtmöglichen Profit zu erzielen. Mit Hilfe unserer einheimischen Übersetzer merken wir schnell, dass aus diesen Gründen ein kurzfristiges Umdenken durch ein paar Gespräche, ohne das Angebot von Alternativen, nicht möglich ist. Ein dort ansässiger europäischer Tauchlehrer berichtet uns von seinen jahrelangen intensiven Bemühungen bei der lokalen Bevölkerung zum Schutz dieser Knorpelfische, die nun schon ca. 400 Millionen Jahre in den Meeren der Erde leben (wir Menschen existieren erst 200 000 Jahre) und von ihr nicht verschwinden dürfen. Für Asien ist der Verzicht auf Haiprodukte durch menschliche Konsumenten das einzige Mittel, dem Schlachten unverzüglich ein Ende zu bereiten."
Albatros Snack
"Jedes Jahr landen Tausende von Laysan- und Schwarzfuß-Albatrosse auf den nordwestlichen Hawaii-Inseln, um sich zu paaren und ihre Eier zu legen. Albatrosse leben auf Dauer paargebunden und wer ihren Balztanz beobachtet, ist begeistert wie sie ihr Gefieder putzen und sich klapsend berühren. Und welche Töne sie dabei ausstoßen. Nach der Befruchtung schlüpfen die Jungen und wachsen schnell zu 50 cm großen, flaumigen Küken heran.
Diese Inseln sind vielleicht nur wenige hundert Meter lang, so dass Inlandflüge der Vögel nicht möglich sind. Albatros-Küken müssen warten, bis ihre Flügel soweit gewachsen sind, um ihr Gewicht über das Meer zu tragen. Wenn der Flaum sich zu Federn wandelt, beginnen die Küken die Aerodynamik ihrer Flügel zu testen, indem sie zur windigen Kante der Insel ziehen. Hunderte von ihnen stehen dann jeden Morgen von Juni bis August an einer Art Abflugrampe Schlange und hüpfen hoch, um die Aufwinde vom Meer zu nutzen. Schließlich verlassen sie die Insel mit ihren untrainierten Flügeln direkt übers weite Meer. Viele junge Albatrosse heben ab und ihre Füße werden kein Land mehr berühren, bis sie nach sieben Jahren fortpflanzungsfähig sind. Andere müssen im Wasser landen, weil ihre Flügel doch nicht weit genug entwickelt waren oder sie die Kraft verlässt. Sie werden dann gern von Tigerhaien gefressen, die genau zur Albatros-Küken-Saison unter dem Abfluggebiet der Fluganfänger patrouillieren!
In tiefem Wasser kann man die Tigerhaie außerhalb der Atolle übers ganze Jahr beobachten. Aber während der Sommerzeit navigieren sie durch die Riffe in die flachen Gewässer der inneren Lagunen. Fünf bis acht Tigerhaie kann man jeden Morgen beobachten, wie sie in nur 1 m tiefem Wasser darauf warten, dass ein Albatros-Küken im Wasser notlanden muss. Viele der Küken starten wegen der kräftigen Winde ihre Flugversuche am frühen Morgen und dementsprechend ist die Anzahl der Tigerhaie auch morgens größer als nachmittags. Deutlich sieht man sie in der Lagune oder vor dem Riffdach kreuzen, weil ihre Rückenflossen aus dem Wasser reichen. Landet ein Vogel auf dem Wasser, bewegen sich alle Haie in der Nähe schnell auf ihn zu, bevor er in der Lage ist, wieder loszufliegen. Ist mal kein Hai in der Nähe des ungewollten Landeplatzes, sitzt der Albatros so lange auf der Oberfläche, bis er wieder Kraft hat loszufliegen. Das gibt zwar den Haien Zeit, den Vogel zu entdecken, aber der kann auch schon bei ihrer Ankunft wieder in der Luft sein.
Tigerhaie bekommen nicht immer den Vogel, den sie gerade verfolgen. Der Hai muss nämlich viel Energie aufwenden, um seinen Kopf aus dem Wasser zu kriegen, damit er den Albatros unter Wasser ziehen kann. Ist der Haikopf nicht weit genug über der Wasseroberfläche, schubst er den Albatros damit nur weg! Es kann drei oder vier Angriffe bedeuten, bevor die Zähne des Tigerhais den Albatros schließlich packen. Zwischenzeitlich kann der Vogel aber auch abheben, und dann war alle Haimühe umsonst. Der Jäger kann den flüchtenden Vogel durchaus sehen und verfolgt ihn unter Wasser, falls dieser nochmal landen muss. Hat der Vogel dem Ansinnen des Hais widersprochen und das rettende Ufer erreicht, schüttelt er kurz das Gefieder und klettert erneut zur Abflugrampe!"
siehe auch:
Zur Ehre des Größten
Rochen und Chimären
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Stefan Dewald am Permanenter Link
Eine neue 3-teilige Miniserie der BBC über Haie: http://www.bbc.co.uk/programmes/p02n7s0d
http://www.telegraph.co.uk/culture/tvandradio/11558501/TV-The-BBC-gets-friendly-with-sharks.html