Kunstaktion in Regensburg mit Hindernissen

Kurt Eisner statt König Ludwig

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REGENSBURG/BERLIN (hpd) Seit drei Jahren nutzt der Bund für Geistesfreiheit (BfG) Regensburg den Internationalen Tag der Menschenrechte (am 10. Dezember) dazu, öffentlichkeitswirksame Aktionen zu veranstalten. In diesem Jahr sollte das Reiterstandbild des Königs Ludwig I. in Regensburg verhüllt werden und an den mutigen Pazifisten Kurt Eisner erinnert werden. Doch es kam anders.

Das Reiterstandbild des ehemaligen bayerischen Königs Ludwig I. "steht für eine vordemokratische Tradition, die bis heute nicht ganz überwunden ist." Der BfG wollte daher an den "ersten demokratischen Ministerpräsidenten Bayerns, den entschiedenen, mutigen Pazifisten Kurt Eisner erinnern, der daran beteiligt war, dem 1. Weltkrieg ein Ende zu setzen. Er war ein entschiedener Gegner des Obrigkeitsstaates jeglicher Couleur."

Der BfG wollte deshalb mit der künstlerischen "Verhüllung" die Beseitigung des erst im Jahr 2010 wiederaufgestellten König-Ludwig I.-Denkmals am Regensburger Dom fordern. An dessen Stelle soll eine Gedenkstätte für den Revolutionär und ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner errichtet werden. Eisner hat den Krieg in Bayern beendet, die Monarchie beseitigt und die Demokratie ausgerufen.

Mit diesen Forderungen jedoch hatte der BfG Regensburg in ein politisches "Wespennest" gestochen.

König Ludwig I. war der Kirche äußerst zugetan. Er ordnete eine "Regotisierung" des Doms sowie den Abbau der barocken Domkuppel an, was den Dom bis heute prägt. Ludwig I. war ein eingefleischter Katholik und "Franzosenhasser"; er betrachtete sich als Gottes Stellvertreter und die Religion als Grundlage seines autokratisch geführten Staatswesens. Für die Verquickung von katholischer Kirche und Ludwigscher Staatsauffassung steht die "Ära Abel" (1837–1847), in der Innenminister Abel mit seinen katholischen Fundamentalisten, den aus dem Vatikan ferngesteuerten "Ultramontanen", das Königreich Bayern zu einem römisch-katholischen Ständestaat umformen wollten. Ludwig I. bekämpfte den aufkeimenden Liberalismus und Parlamentarismus in Bayern.

Der Künstler Jakob Friedl machte sich aus diesen Gründen daran, das vorhandenen Reiterstandbild und den Sockel mit künstlerischen Mitteln zu "dekonstruieren".

Doch dann erschien das "Amt für Reiterstandbildschutz" (Amt für Denkmalpflege) der Stadt Regensburg auf der Bildoberfläche und verbot eine Verhüllung. "Grundlage des detailliert begründeten Verbots ist eine Stellungnahme der Haber + Brandner GmbH. Das Unternehmen war seinerzeit, als der König noch grünspangeplagt in der Allee am Hauptbahnhof vor sich hindümpelte, mit der Restaurierung des Denkmals betraut. Der mittlerweile durch mehrfaches Denkmalschubsen (…) bekannt geworden Verein 'Welterbe Kulturfonds Regensburg – die Förderer e.V.', eine Allianz aus Kulturreferent und Bischofshof-Brauerei, hatte durch recht kreative Aktionen (…) die notwendigen 20.000 Euro dafür eingesammelt."

Foto: © Herbert Baumgärtner
Foto: © Herbert Baumgärtner

Die doch recht fragwürdige Begründung eines Restaurators genügte der Stadt Regensburg, die Aktion der BfG zu torpedieren: "die geplante Verhüllung mit Leintüchern (könne) dem König arg gefährlich werden (…) Das Denkmal sei in 'teils fragilem Zustand', die Konservierung der Oberflächen, die ansonsten Regen, Sturm und Hagelschauer standhält, könne durch eine Verhüllung mit Laken 'Schäden nehmen'". Noch kurz zuvor hatte der gleiche Restaurator kundgetan, das Denkmal sei "in so hervorragendem Zustand, dass es noch über Generationen hinweg standsicher sei."

Deshalb hat der BfG Regensburg zwar keine Verhüllung des Reiterstandbildes vornehmen können, aber trotzdem am 5. Dezember den Sockel des Denkmals umgestaltet und am 10. eine Gedenkveranstaltung organisiert.

Walter Hoffmann erinnerte in seiner Rede daran, "dass Kurt Eisner gesagt hat: 'Jedes Menschenleben ist heilig'." Dieser Ausspruch zierte auch den Sockel des Denkmals.

"Für die konservativen Bürger, für den Adel, das Militär und die katholische Kirche, die die Monarchie und den Untertanengeist fortgesetzen wollten, war er [gemeint ist Kurt Eisner] deshalb der 'kommunistische Teufel', und viele von ihnen feierten seinen Mörder Graf Arco, den Nachfahren Ludwigs I., als bayerischen Helden. Kurt Eisner ist der Urvater der bayerischen Demokratie und ein Vorkämpfer für die Menschen- und Bürgerrechte. Ohne seine revolutionäre Tat gäbe es keinen Freistaat Bayern mit einer demokratischen, auf den Menschenrechten basierenden Verfassung."

"Es ist wirklich makaber", fuhr Hoffmann fort, "dass hier im demokratischen Regensburg ein egomanischer Diktator und Demokratiefeind mit einem zentralen Denkmal gefeiert wird, während der erste demokratische Ministerpräsident Bayerns, der von einem antisemitischen, adeligen Monarchisten ermordet wurde, in Regensburg keinerlei öffentliches Gedenken erhält."

Der Bund für Geistesfreiheit fordert "zusammen mit allen demokratisch denkenden Bürgern die Stadt Regensburg auf, das Ludwig-Denkmal zu entfernen und durch ein würdiges Denkmal für Kurt Eisner, den Gründer des Freistaates Bayern, den Pazifisten und Kämpfer für Menschenrechte und Demokratie zu ersetzen."

Diese Forderung wird auch bestehen bleiben, wenn die temporäre Umgestaltung des Reiterstandbildes beendet sein wird.