Klostersterben weltweit

Abschied von Keuschheit, Gehorsam und dem Kassenbuch

nonne.jpg

Klöster sind diese Orte zwischen romantischen Vorstellungen von Kreuzgängen in der Morgensonne und Gärten voll duftender Kräuter und florierenden Wirtschaftsbetrieben, die von Bier bis Wellness alles aufbieten, was zahlende Kundschaft durch die Pforten treibt.

Ganz unromantisch hat der aktuelle Papst Franziskus mittels seines Erlasses Vultum Dei quaerere ("Das Antlitz Gottes suchen") von 2016 beschieden, dass geschrumpfte Nonnenklöster wiederbelebt oder geschlossen werden sollen. Da sich wenige Menschen länger als für einen Urlaub von Keuschheit, Gehorsam und Armut angezogen fühlen, schreitet das sogenannte Klostersterben voran.

Allein in den Jahren von 2010 bis 2014 ist in Deutschland, laut Angaben der Deutschen Ordensobernkonferenz, die Zahl der Männer und Frauen in Ordensgemeinschaften deutlich zurückgegangen. Lebten 2010 noch 21.021 Frauen in Ordensgemeinschaften, waren es 2014 nur noch 17.513. Die Anzahl der Männer in Ordensgemeinschaften schrumpfte im selben Zeitraum von 4.490 auf 4.370. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich weltweit ab. Nach starken Eintrittsjahren in den 50er und 60er Jahren sank die Zahl der NovizInnen kontinuierlich.

Nach seinem 2016er Erlass ließ der Papst ein Jahr später eine klarere Richtlinie namens Cor Orens folgen, die konkret festlegte, dass Klöster mit weniger als fünf Nonnen nicht selbstständig weiterexistieren sollten.

Und somit häufen sich die Meldungen von Klöstern, die nur noch von einer Handvoll Menschen bewohnt werden und darum bis Mai 2019 fusionieren oder schließen sollen. Während der Papst noch explizit von Nonnenorden spricht, schließen auch Mönchskloster. Während die einen sich der Schließung beugen bzw. mit anderen fusionieren, versuchen andere mittels Öffentlichkeitsarbeit die Werbetrommel zu rühren.

Und während über zwei betroffene Nonnenklöster in Ostspanien noch recht sachlich berichtet wird, wird in Franken die Öffentlichkeit mobilisiert, um Klöster und ihre womöglich heimeligen Biergärten zu erhalten. Im italienischen Florenz kann man kaum fassen, dass Klöster ihre Funktion als große Begegnungsstätte für Menschen aus aller Welt verloren haben. Im US-amerikanischen Maine dagegen werden Nonnen aus einem schließenden Orden ganz praktisch in ein verbleibendes Kloster im benachbarten Bundesland New Hampshire umgesiedelt.

Für Außenstehende mag das sogenannte Klostersterben weit weniger überraschend sein als für Mönche und Nonnen. Keuschheit, Gehorsam und Armut mögen schon an sich wenig verlockend erscheinen. Sie werden aber nicht anziehender, wenn man bedenkt, dass Klöster bisweilen mächtige Wirtschaftsbetriebe sind, den geistlichen MitarbeiterInnen aber kein Gehalt zahlen. Wer sich dem Kloster lebenslang verschreibt, hat mit Kost, Logis und dem, was zu Bekleidung und Co. zugeteilt wird, zu leben. Selbst wer z. B. als Religionslehrerin arbeitet, tritt das Gehalt an den Orden ab. Das bedeutet, dass wer dem Orden den Rücken kehrt, plötzlich mit geringer Versorgung dasteht. Besonders ältere Nonnen und Mönche können sich schwerlich von ihrem Orden trennen, da finanzielle Unterstützung nur während eines Überganges gezahlt wird.

In Hinblick auf die wirtschaftlich besonders tüchtigen Klöster mit Wellness- oder Vitalzentren, Brauereien, Gastro- und Eventunternehmen oder Schulen scheint die Ausbeutung wirklich himmelschreiend. Wenig verwunderlich aber, dass der Vatikan da Straffung und Fusion wünscht, wenn Klöster schwächeln.