Spanien

Kirchengeständnis: Tausend Immobilien gehören uns nicht

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Jahrelang konnte die katholische Kirche in Spanien auf einfachem Wege Immobilien auf ihren Namen eintragen. Etwa 100.000 sollen es nach einer Untersuchung sein. Immobilien, für die die Kirche keine Grundbesitzsteuern zahlte und bei denen teilweise Personen Besitzansprüche anmeldeten. Erstmals erklärt die Kirche nun, dass ihr knapp 1.000 Immobilien nicht gehören. Die Regierung fordert die Rückgabe und untersucht weitere fast 80 Fälle.

Man wolle ja nichts, was einem nicht gehöre, erklärte die Kirche in den letzten Jahren häufig, wenn es um ihre umfangreiche Sammlung an Immobilen ging. Einen Schritt zur Untersuchung von Eigentumsverhältnissen oder zur Rückgabe an Personen wagte die Kirche trotzdem nicht.

Seit 2019 setzte sich die aktuelle Regierung jedoch für eine Änderung ein. Ende 2019 erhielt sie eine Liste der Grundbuchämter über den Immobilienbesitz der Kirche. Etwa 100.000 Immobilien waren dort verzeichnet. Etwa 35.000 von ihnen waren erst in den Jahren 1998 bis 2015 unter der Regierung Aznar als Kircheneigentum eingetragen worden. Rückgabeforderungen oder Versuche, zumindest Grundbesitzsteuern zu erhalten, scheiterten.

Nun soll die lang geforderte Rückgabe von Immobilien anlaufen. Regierungspräsident Pedro Sánchez und der Präsident der Bischofskonferenz Juan José Omella haben bei einem Treffen am 24. Januar eine Vereinbarung unterzeichnet, nach welcher 965 Immobilien, bei denen die Kirche zugibt, nicht die Eigentümerin zu sein, zurückgegeben werden sollen. Die Prozesse soll die Kirche unterstützen.

Selbst bei diesem Treffen erklärte Omella jedoch nicht, dass es bei der Immobilien-Eintragung auf den Namen der Kirche zu Irregularitäten gekommen sei. Die Immobilien gehörten nur Dritten oder die Kirche habe keinen Eigentumstitel darüber.

Zu den 965 zurückzugebenden Immobilien gehören Wohnungen ebenso wie ländliche und städtische Grundstücke, Schulen oder auch 39 Friedhöfe. Die meisten befinden sich in Zentralspanien. 208 dieser Immobilien sind auf einen anderen Namen in den Grundbüchern eingetragen. Bei 757 ist die katholische Kirche zwar als Eigentümerin eingetragen, sieht sich aber nicht als solche. Zu erwarten ist, dass den Rathäusern ein Großteil der Immobilien zufallen wird. Ein geringerer Teil wird an Privatpersonen gehen.

Neben den 965 Immobilien, die die Kirche bei ihren Untersuchungen entdeckt hat, hat eine staatliche Kommission weitere 73 ausgemacht, bei denen sie den rechtmäßigen Kirchenbesitz anzweifelt. Nun sollen diese 73 Fälle näher beleuchtet, aber weiterhin auch der restliche Immobilienbesitz der Kirche untersucht werden.

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