Kommentar

Antisemitismus-Skandal bei Hilfsorganisation "Islamic Relief Worldwide" ohne finanzielle Folgen

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Infostand von "Islamic Relief Deutschland" im Sony-Center in Berlin bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der "Aktion Deutschland Hilft" im Jahr 2013.
Infostand von "Islamic Relief Deutschland"

Obwohl beim Vorstand antisemitische Haltungen aufgedeckt wurden und deswegen etwa die Mitgliedschaft bei der Aktion Deutschland Hilft ruht, kooperieren deutsche Hilfsorganisationen weiterhin mit Islamic Relief Worldwide. Die Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall macht das angesichts der schon lange vor 2020 bekannten Fakten sprachlos.

Trotz Antisemitismus-Skandalen und Islamismus-Verdachts geben World Vision Deutschland und Care Deutschland offenbar weiterhin große Geldsummen an Islamic Relief Worldwide. Wenn Hilfsorganisationen weiter hohe Geldsummen an Organisationen geben, die mit der Muslimbruderschaft oder gar einer Terror-Organisation in Verbindung gebracht werden, dann muss die Frage erlaubt sein, ob das wissentlich geschehen ist.

Islamic Relief Worldwide (IRW) mit Sitz im britischen Birmingham ist die weltweit wohl größte muslimische Wohltätigkeitsorganisation. Laut eigenen Angaben verfügt IRW über Sammelstellen in etwa 40 Ländern. Die Organisation gilt als umstritten, seitdem das israelische Verteidigungsministerium ihr vorgeworfen hat, "Teil des Finanzsystems der Hamas-Organisation" zu sein. 2020 musste der gesamte Vorstand von IRW, darunter auch zwei deutsche Vorstände, wegen belegter antisemitischer Beiträge im Internet zurücktreten. Unter anderem hatte ein Vorstandmitglied von IRW Juden als "Enkel von Affen und Schweinen" bezeichnet.

Auch die Bundesregierung sieht IRW kritisch. In einer vom Bundesinnenministerium verfassten Antwort vom 15. April 2019 auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion ist die Rede von "signifikanten personellen Verbindungen" zwischen IRW als auch von der deutschen Partnerorganisation Islamic Relief Deutschland (IRD) "zur Muslimbruderschaft oder ihr nahestehenden Organisationen". Mit dieser Antwort bestätigte das BMI auch meine Recherchen sowie Veröffentlichungen aus den Jahren zuvor.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich seriöse Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen in den letzten Jahren zunehmend von IRW und IRD distanziert haben. So beendete das Auswärtige Amt im Frühjahr 2020 die Förderung von IRD-Projekten. Auch die nordrhein-westfälische Staatssekretärin Serap Güler (CDU) ist seit 2019 nicht mehr bereit, für Projekte von IRD zu werben. Nach den Skandalen um die antisemitischen Internet-Beiträge ließ auch die Aktion Deutschland Hilft die Mitgliedschaft von IRD ruhen.

Care und World Vision zahlen weiter

Andere Hilfsorganisationen haben jedoch offenbar keine Probleme mit solchen Formen von Judenhass. So geht aus dem kürzlich veröffentlichten Finanzbericht von IRW hervor, dass World Vision Deutschland im Jahr 2020 264.000 Pfund (ungefähr 309.000 Euro) an IRW gezahlt haben soll. Care Deutschland soll 126.000 Pfund (etwa 147.000 Euro), Care International nochmal 339.000 Pfund (rund 397.000 Euro) beigetragen haben. Auch von anderen seriösen Institutionen, darunter auch UN-Organisationen sowie Oxfam, gingen laut des IRW-Finanzberichts trotz der problematischen Ausrichtung weiterhin Gelder an die Organisation. Auch die umstrittene Organisation Qatar Charity ist unter den Geldgebern von IRWQatar Charity war nach dem Daily Mirror erst im September letzten Jahres in Sri Lanka wieder mit Terrorfinanzierung in Verbindung gebracht worden. Von Islamic Relief Deutschland gingen im Jahr 2020 über zehn Millionen Pfund (etwa 12 Millionen Euro) an IRW. Die Gesamteinnahmen von IRW stiegen im Berichtsjahr um 13,7 Prozent auf fast 150 Millionen Pfund. Damit konnte IRW seine Einnahmen trotz der Antisemitismus-Skandale weiter steigern.

Das macht mich fassungslos. Ganz besonders bei Care, einer 1945 in den USA gegründeten Organisation, die wir alle kennen, weil sie mit den Care-Paketen Menschen im zerstörten Nachkriegseuropa mit Lebensmitteln, Kleidung oder Werkzeugen geholfen hat, ist es nicht mehr nachvollziehbar, wen diese Organisation jetzt unterstützt. Die wesentlichen Fakten zu IRD und IRW waren schon lange vor den Antisemitismus-Skandalen 2020 bekannt. Und wenn Hilfsorganisationen trotzdem hohe Geldsummen an Organisationen geben, die mit der Muslimbruderschaft oder gar einer Terror-Organisation in Verbindung gebracht werden, dann muss die Frage erlaubt sein, ob das wissentlich geschehen ist.

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