Hamburg

Deutscher Humanistentag: Vier Tage Menschlichkeit

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Konny G. Neumann (Sprecher und Organisator des Deutschen Humanistentages 2019)

Vier Tage lang wurde beim Deutschen Humanistentag über die Kernthemen der säkularen Szene in Deutschland diskutiert. Auch der Humanistische Pressedienst war vor Ort und stellte sich in einem Abschlussvortrag vor. Florian Chefai blickt auf den letzten Veranstaltungstag zurück.

Drei abwechslungsreiche Tage hatten bereits viele Eindrücke beim diesjährigen Deutschen Humanistentag hinterlassen. Es wurde unter anderem diskutiert über den sogenannten "Neuen Atheismus", über Menschenrechte, eine humanistische Bildung, die Jugendweihe und über die Gefahr, die von Islamisten und Rechtspopulisten ausgeht. In einem Live-Ticker wurden einige Impressionen von den Veranstaltungen festgehalten.

Am vierten und letzten Tag stand das Thema Sterbehilfe im Zentrum. Nachdem Gita Neumann vom Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) einleitend über den "Mythos vom schönen Sterben" und die Wirksamkeit von Patientenverfügungen referierte, nahmen Dr. Florian Willet und Claudia Magri vom Schweizer Sterbehilfeverein DIGNITAS eine Bestandsaufnahme über "20 Jahre nach der ersten Freitodbegleitung einer deutschen Staatsbürgerin in der Schweiz" vor.

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Gita Neumann referiert über den "Mythos vom schönen Sterben"

Anschließend diskutierten Prof. Dr. Robert Roßbruch, Claudia Magri, Gita Neumann und Dr. Michael Schmidt-Salomon über die Auswirkungen des im Jahr 2015 beschlossenen Sterbehilfeverhinderungsparagrafen (§ 217 StGB). Wie Robert Roßbruch erklärte, sei die Situation vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes ein Idealzustand gewesen, der möglichst wieder hergestellt werden sollte. Schmidt-Salomon mahnte zudem zur sprachlichen Präzision in der Debatte: So sei die Rede von der "Beihilfe zum Suizid" unglücklich, da es sich bei dem Freitod um keine Straftat handele und es daher keine "Beihilfe" geben könne. 

Parallel dazu stellten sich der Alibri-Verlag, mehrere säkulare Arbeitskreise in den Parteien und der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSA) vor. In einem Abschlussvortrag durfte der Autor dieser Zeilen selbst auf die Bühne schreiten, um den Humanistischen Pressedienst und sein junges Angebot "dubito" vorzustellen. 

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In einem Schlusswort verabschiedete sich der Organisator und Sprecher des Deutschen Humanistentages (DHT 2019) Konny G. Neumann von den Besucherinnen und Besuchern und kündigte eine Neugründung eines Vereins an: Auch in Hamburg wolle man nun einen lokalen Ableger der "Säkularen Flüchtlingshilfe" gründen, um ein Zeichen für mehr Menschlichkeit zu setzen und den Humanismus praktisch zu leben.

Neumanns Bilanz zum Deutschen Humanistentag: "Wir sind äußerst zufrieden mit der Besucherzahl auf dem DHT 2019, mit seinem Ablauf und den Ergebnissen. Das reichhaltige interdependente Themenangebot mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Politik und Kultur unter dem Motto 'Für Menschenrechte und Toleranz' machte unter anderem deutlich, dass Menschenrechte ungeteilt sind und nicht durch zum Beispiel religiöse Vorschriften wie die Scharia eingeschränkt werden dürfen, wie es in der Kairoer Erklärung zu lesen ist. Uneingeschränkte Menschenrechte gibt es nur in demokratischen Staaten, aber auch hier ist darauf zu achten, dass Einmischung von außen unbedingt vermieden werden muss."