"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist." Mit diesen Worten schuf Karl Marx 1844 die Grundlagen für einen neuen säkularen Humanismus. Anlässlich des 200. Geburtstages des Philosophen wird Bestsellerautor Jürgen Neffe dessen Leben und Werk am 29. April im "Haus Weitblick" (gbs-Stiftungssitz in Oberwesel) vorstellen.
Seit der Kommunismus in seinem Namen – aber nicht in seinem Sinne – Geschichte ist, feiert Marx ein bemerkenswertes Comeback. Jürgen Neffe erkundet dessen Ursachen – in Marx' Schriften wie in seiner Biografie. Er schildert das Leben eines Flüchtlings und geduldeten Staatenlosen, der für seine Überzeugungen keine Opfer scheut. Weder Krankheit, Armut, Ehekrisen noch Familientragödien halten ihn davon ab, beharrlich an seinem Werk zu arbeiten. Mit seiner Analyse des Kapitalismus sagt er die globalisierte Welt unserer Tage bis hin zur Finanzkrise voraus.

Neffe zeichnet die Entwicklung der Marx'schen Gedankenwelt von Entfremdung und Ausbeutung in den Frühschriften bis zur ausgereiften Krisentheorie im "Kapital" nach, erklärt die Theorien in verständlicher Form und konfrontiert sie mit der Realität des 21. Jahrhunderts. Denis Scheck (ARD "Druckfrisch") urteilte über das Buch: "Marx war ein Meisterdenker, und er hat in Jürgen Neffe seinen Meisterbiografen gefunden. Ein Buch wie ein Blitzschlag hellster Erkenntnis."
Die Veranstaltung mit Jürgen Neffe am Sonntag, dem 29. April 2018, im "Haus Weitblick" beginnt um 14.30 Uhr (Einlass mit Sektempfang um 14.00 Uhr). Da die Anzahl der Sitzplätze begrenzt ist, ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Eine Rückmeldung erfolgt nur, sofern alle Plätze bereits vergeben sind. Der Eintritt ist frei, Spenden werden jedoch dankend entgegen genommen.
Jürgen Neffe, geboren 1956, ist promovierter Biochemiker, Journalist und Autor, der mehrfach ausgezeichnet wurde (u.a. mit dem den Egon-Erwin-Kisch-Preis). Besonderes Aufsehen erregte er mit seinen vielgerühmten Biografien von Albert Einstein, Charles Darwin und Karl Marx, die allesamt Bestseller waren. Seine Einstein-Biografie wurde von der Washington Post zum "Book of the Year" des Jahres 2007 gekürt.
Erstveröffentlichung auf der Webseite der Giordano Bruno Stiftung.
4 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein
Da der Mensch für sich selbst das höchste Wesen ist, gibt es kein höheres, aber auch kein niederes Wesen, als den Menschen - für sich. Das Verhältnis zum Rest des Tierreichs ist ein gesondertes Problem. D.h. Menschen sollten unter sich auf Augenhöhe leben und nichts Befehlendes über sich dulden.
Es ist der Konstruktionsfehler - der einst eine klar erkennbare Konstruktionsabsicht war - jeder Religion, die Menschen als Sklaven eines höhergestellten Wesen sieht. So entstand eine vertikale Hierarchie, die oben einen "Gott", darunter seine Vertreter, darunter die tribalistischen Patriarchen der eigenen Glaubensrichtung, darunter die Angehörigen dieses Patriarchen, wieder darunter die Andersgläubigen und ganz unten die Nichtgläubigen sieht. Dies hat nur Vorteile für die "Gottesvertreter" und in Maßen für die Patriarchen. Alle anderen bekamen mehr oder weniger einen Sklavenstatus zugewiesen, der noch heute besonders genau im Islam zu beobachten ist.
Daher hat Marx mit seiner Kritik an dieser vertikalen Hierarchie völlig Recht. Der Mensch an sich wird erst frei, wenn er das begreift. Daher muss die oberste Stufe der Hierarchie als nichtexistent entlarvt werden, dann bröselt zumindest das Selbstverständnis ab Stufe 2 und die Erniedrigten können Mut fassen, sich zu erheben - auf Augenhöhe...
A.S. am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Kammermeier,
die Nicht-Existenz Gottes (die oberste Stufe der Hierarchie) zu beweisen ist ein schwieriges Unterfangen. Einfacher ist es, bei der gesellschaftlichen Praxis real gepredigter Religionen und ihrer Gottheiten anzusetzen.
Hier wird schnell kar - nicht nur beim Islam - dass es praktisch nur darum geht, dass die Menschen den Priestern gehorchen sollen.
Es geht um Herrschaft für die Priester. Der ganze religiöse Rest - ist Tarnung.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"...die Nicht-Existenz Gottes (die oberste Stufe der Hierarchie) zu beweisen ist ein schwieriges Unterfangen."
Es ist vor allem ein unnötiges Unterfangen. Denn die Nichtexistenz ist für mich solange Fakt, bis jemand kommt und mir das Gegenteil beweist. Für mich ist auch die Nichtexistenz der mittlerweile berühmten Zahnfee Fakt, weil sie niemand beweisen kann.
Es geht also de facto darum, den Klerikern die Erkenntnistheorie nahezubringen - vor allem den für viele schwer verständlichen Punkt, warum es wissenschaftlich korrekt ist, von einem "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nicht existenten "Gott" zu sprechen und trotzdem davon auszugehen, dass er faktisch nicht existiert.
Die Einschränkung bezieht sich ja nur auf den Punkt, dass wir nie das gesamte Universum restlos durchforsten können, um die Nichtexistenz zu belegen. Belegen müssen die "anderen" die Existenz. Wenn dieses Verhältnis verstanden wird (und nicht die Ausrede benutzt wird: "Ihr wisst ja selbst nicht genau, ob Gott nicht existiert."), dann besteht Aussicht auf Besserung bei den geistlich Umnebelten.
Nur so kann wirksam die religiöse Tarnung beseitigt werden. Und wenn der Vorhang mal zur Seite gerutscht ist, dann nutzt auch kein verzweifelter Ruf mehr etwas, man möge den alten Mann hinter dem Vorhang nicht beachten... (Der Zauberer von Oz)
Gondel am Permanenter Link
Lieber Bernd (darf ich das?), diese Formulierung fuchst mich schon seit der Buskampagne, weil sie für jeden Irrationalisten eine Hintertür offen hält, eben a la "wenn die es selber noch nicht mal genau wissen&quo
Wäre nicht angemessener "nach allem der Menschheit zur Verfügung stehendem Wissen ist es ausgeschlossen, dass ..."
Dies würde viel eher Gegenstimmen herausfordern und somit die Diskussion anregen.