Gemeinden beklagen Mangel an Sternsingern

Mit der Sternsinger-Aktion sammelt das "Kindermissionswerk 'Die Sternsinger' e.V." alljährlich Spenden in zweistelliger Millionenhöhe ein. Doch der Aktion gehen langsam die Sänger aus.

Der 6. Januar – auch als "Dreikönigstag" bekannt – stellt traditionell den Höhe- und Endpunkt der alljährlichen "Sternsinger-Aktion" dar. Eine Abordnung von Kindern an diesem Tag auf Schloss Bellevue geladen und unter großem Presseaufgebot vom Bundespräsidenten und seiner Frau empfangen. Eine staatliche PR-Aktion zugunsten von Kirche und Christentum, eingeführt 1983 vom damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens, einem Vertreter des konservativen CDU-Flügels, der sich öffentlich zu seinem Glauben an Jesus Christus bekannte und den Verfall der Werte und der Moral beklagte, wie das evangelische Sonntagsblatt zu berichten weiß.

Wer den Brauch nicht kennt: Die Sternsinger sind Kinder, die sich als "Heilige Drei Könige" verkleiden, also jene Könige, die nach der biblischen Legende dem frisch geborenen Jesus-Kind Geschenke brachten. Die Sternsinger bringen jedoch keine Geschenke, sie bitten um welche, während sie zwischen Weihnachten und Neujahr singend von Haustür zu Haustür ziehen. Neben Spenden für vordefinierte Zwecke (in diesem Jahr für Kinder in Indonesien) fallen dabei für die Kinder als angenehmer Nebeneffekt meist Süßigkeiten an. In Deutschland wird die Sternsinger-Aktion vom Kindermissionswerk 'Die Sternsinger' e.V. sowie vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) getragen und jeweils von den Pfarrgemeinden vor Ort organisiert.

Allerdings gehen den Sternsingern langsam aber sicher die Sänger aus. Selbst in noch immer überdurchschnittlich christlichen ländlichen Gegenden finden sich kaum noch Kinder für die Sternsinger-Aktionen.

Der Weser-Kurier berichtet über den aktuellen Sternsinger-Mangel im niedersächsischen Hude. Dasselbe Problem laut Merkur im bayerischen Pfarrverband Tegernsee-Egern-Kreuth. Und auch im münsterländischen Warendorf fanden sich in diesem Jahr zu wenige Freiwillige für die Gesangs-Aktion. Wohl aufgrund der derzeit verbreiteten Atemwegserkrankungen, spekulieren die kirchenfreundlichen Westfälischen Nachrichten.

Doch ob dies wirklich der Grund ist, darf bezweifelt werden. Bereits in den Vorjahren, ja sogar noch weit vor der Corona-Pandemie kämpften die Gemeinden zusehends darum, genügend Kinder für das Sternsingen zu finden. 2018 berichtete der Südkurier vom Sternsinger-Mangel im Kreis Waldshut und schon 2010 wusste die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) von Problemen bei der Rekrutierung von Sternsingern in Hofgeismar.

Ob es möglicherweise daran liegen könnte, dass die Kirchen immer weniger Mitglieder haben und selbst diejenigen, die noch Kirchenmitglied sind, oft nur noch Taufscheinchristen ohne kirchliche Bindung sind? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich Kirchen – und insbesondere die katholische Kirche – in den vergangenen Jahren nicht gerade den besten Ruf bezüglich ihres Umgangs mit Kindern erarbeitet haben.

Worauf auch immer der grassierende Sternsinger-Mangel zurückzuführen sein mag, die betroffenen Pfarrgemeinden arbeiten jedenfalls schon an einer Zukunftsstrategie: Sternsinger werden dort demnächst nur noch auf Bestellung vor der Tür stehen.

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