Am Donnerstag erklärte Robert Maier, Stifterkreismitglied der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) und Sohn der früheren SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier, seinen Austritt bei den Sozialdemokraten. 20 Jahre lang war er Mitglied der Partei gewesen, 2019 hatte er für den Vorsitz kandidiert. In einem fünfseitigen Offenen Brief legte er im Business-Netzwerk LinkedIn dar, warum er die SPD nicht mehr als "seine" Partei erkennt.
Neben der Bestimmung des amtierenden Kanzlers als Kandidat für die anstehende Bundestagswahl, der zögerlichen Haltung gegenüber Waffenlieferungen an die Ukraine, des Eingehens einer Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und der praktizierten Wirtschafts- und Sozialpolitik habe ihn vor allem "das sträfliche Vernachlässigen der Themen Migration und innere Sicherheit" frustriert. "Wenn wir weiter massenhaft unkontrolliert Menschen (oftmals muslimischen Glaubens) in unser Land lassen, drohen uns Zustände wie in Frankreich oder Belgien. Ich möchte keine Menschen ins Land kommen lassen, die sich nicht mit unserem Grundgesetz, unseren Werten, unserer Art zu leben und dem Existenzrechts Israels identifizieren können", schreibt der Mann, den die Bild-Zeitung einen der bekanntesten SPD-Unternehmer nennt.
"Dass (nicht erst seit dem 7. Oktober) ausgerechnet Mitbürger*innen jüdischen Glaubens in Deutschland wieder Angst haben müssen, ihre Religionszugehörigkeit offen zu zeigen, ist beschämend und nicht zu entschuldigen. Die Juden werden aber in der Regel nicht von Neonazis bedroht, sondern von Eingewanderten und/oder deren Nachfahren", so Maier weiter. Er möchte auch nicht, dass seine Tochter die einzige "'Frau'" ohne Kopftuch sei, wenn er in Berlin mit ihr auf einen Spielplatz gehe. "Wir haben so lange für die Gleichberechtigung von Mann und Frau gekämpft und dürfen nicht zulassen, dass diese durch Migration zurückgedreht wird. Ich möchte nicht, dass in Schwimmbädern, auf Straßen, in Bars, Clubs und anderen Teilen des öffentlichen Lebens das Recht des Stärkeren gilt – oftmals gleichzusetzen mit dem Recht des zugewanderten (muslimischen) Mannes. Ich möchte nicht, dass Homosexuelle oder andere Gruppen im öffentlichen Leben Angst haben müssen vor Menschen, die (oder deren Vorfahren) in unser Land gekommen sind, um ein besseres Leben zu führen." Er erkenne jedoch nicht, dass die SPD diese Themen wirklich ernstnehme und anpacke, konstatiert Robert Maier weiter. Er stellt klar: "Ja, auch ich war dieses Jahr auf einer der großen 'Demos gegen rechts', weil mir Entwicklungen wie von Correctiv aufgedeckt (Stichwort Remigration) große Sorgen bereiten. Jedoch verweigert Ihr Euch der ehrlichen Debatte darüber, warum Menschen und Parteien mit solch abstoßenden Gedanken einen solchen Zulauf verzeichnen. Um auf Dauer eine offene, liberale, fortschrittliche, multikulturelle Gesellschaft zu ermöglichen, muss man sehr genau darauf achten, wer nach Deutschland kommt."
Natürlich finde er nicht alles schlecht, was die SPD mache, schließt das nun ehemalige Parteimitglied. Als positive Beispiele nennt er die Abschaffung des Paragraphen 219a StGB und den aktuellen Einsatz für die Streichung des Paragraphen 218 StGB. "In Summe habe ich jedoch festgestellt, dass ich bei den großen Themen unserer Zeit nur noch selten eine Übereinstimmung mit den Positionen und führenden Personen der Partei sehe. (…) Es täte dieser Partei gut, in der Opposition wieder eine starke politische Kraft aufzubauen, die mit einer richtigen Politik den extremen politischen Rändern den Nährboden entzieht."
Der hpd hat den SPD-Parteivorstand um eine Stellungnahme gebeten. Ein Sprecher der Partei erklärte daraufhin, dass man Parteiaustritte nicht kommentiere.
14 Kommentare
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Kommentare
Patrick Wagner am Permanenter Link
Man hätte gegen Robert Maier auch ein Parteiausschlussverfahren eröffnen können: Fremdenfeindlichkeit hat in der SPD - hoffentlich - nichts verloren.
Bernhard Heidt am Permanenter Link
Wenn Herr Robert Meier aus der gbs austritt trete ich auch wieder ein.
Grüsse - an fromme Weihnachtskerzen
G.B. am Permanenter Link
@Partick Wagner:
Ich kann in dem Artikel keine Fremdenfeindlichkeit erkennen, sondern nur Fakten, welche
durch Einwanderer in die BRD Tatsachen sind und uns das Leben schwermachen mit ihrer Art
mit Gewalt aufzuzwingen.
Dr. Klaus Brein... am Permanenter Link
Lieber Genosse Patrick,
hast Du schon mal von den 'säkularen Sozis' gehört? Schau da mal rein.
Gunnar Glitscher am Permanenter Link
Herr M.
Es ist leider wahr, dass durch einen Teil der bei uns Schutz suchenden antidemokratische und antisemitische Denkweisen vertreten und verbreitet werden. Diesem Problem muss sich die Gesellschaft stellen. Ein Parteiausschluss trägt zur Lösung des Problems aber sicher nicht bei, auch deshalb, weil es wichtig ist, Menschen, nicht dafür zu sanktionieren, dass sie ein Problem offen ansprechen. Allerdings sollte dabei die Wahl der Worte bedacht werden. Denn man darf Immigranten nicht unter Generalverdacht stellen.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Islamkritik hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun! Ich weiß durch meine Arbeit als Vorsitzende der Saekularen Flüchtlingshilfe Hamburg, dass alle Ex- Moslems genau dasselbe sagen!
A.S. am Permanenter Link
Für mich sind Religionsfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit zwei verschiedene Dinge, die unzulässigerweise (vorsätzlich aus böser Absicht) in der politischen Diskussion miteinander vermischt werden.
Die Religionen durchdringen alle gesellschaftlichen Bereiche und streben nach Macht und Geld. Die Religionen sind deshalb totalitär.
Religiösen Totalitarismus sehe ich als große Gefahr für unsere Freiheit und Demokratie.
Die Eltern unseres Grundgesetzes waren leider blind für den Totalitarismus in den Religionen.
Die SPD ist spätestens seit Johannes Rau von Evangelikalen unterwandert. Seither hat die SPD jeden aufklärerischen-emanzipativen Impuls verloren. Das soziale Ideal der heutigen SPD ist die paternalistische Vollversorgung.
Vor der französischen Revolution hat die Kirche den Menschen eingeredet, Gottesgnadentum und Leibeigenschaft wäre die gottgewollte Ordnung. Das ist alles gelogen und von der Bibel nicht gedeckt.
Die Kirchen sind Einrichtungen, geschaffen das Volk zu indoktrinieren. Deswegen gehören sie und auch andere Religionen, die ähnlichen Zwecken dienen, abgeschafft.
Von der Wiege bis zur Bahre indoktrinieren uns Talare, Talare, ...
Marg66 am Permanenter Link
Nachvollziehbarer Schritt. Gerade die Ausführungen Robert Maiers zu "Migration und innerer Sicherheit" sollten der Parteispitze zu denken geben.
Sabine M. am Permanenter Link
Nur kurz: Bei Herrn Maier sehe ich keinerlei "Fremdenfeindlichkeit". Alle Religionen sind in ihrer Essenz frauenfeindlich. Wer muslim. Frauen inkl. Haar textilverhüllt sieht und deren männl.
Für aufgeklärte, informierte Menschen keine gute Sache....
Probst am Permanenter Link
Ich kann R. Maiers Kritik verstehen und teile die Tendenz seiner Erklärung!
Gerhard am Permanenter Link
Unglaublich, was ich von euch hier lese, Patrick und Roland!
Adam Sedgwick am Permanenter Link
Sicherlich ist der Partei-Austritt ein recht klares Zeichen, dass die SPD an den Interessen und Wünschen der Bürger vorbeiregiert.
Ich sehe bei der Lösung der grundsätzlichen, fundmentalen Probleme bei allen Parteien, die es zuletzt über die 5% Hürde geschafft haben, große Defizite und Ignoranz: (1) Wohnungsnot, (2) Bildungssystem (3) Verkehrs-Infrastruktur (4) Energie - Versorgung (5) Naturschutz-Ernährung (6) Außenpolitik und Kriege (7) im Handeln und Beurteilen im Sinne unserer Verfassung, dem Grundgesetz (8) Migration, schon erwähnt, (10) Renten-, Kitas, Bürgergeld, Innovationen und Wirtschaft sowie (11) über allem thront die unaufhaltsam voranschreitende, globale, ökologische Bedrohung. Zu den genannten elf Themen haben die Parteien bisher noch keine überzeugenden, sinnvollen Konzepte entwickelt oder veröffentlicht!
Eine grundsätzliche Frage: Ist nun der Parteiaustritt eine richtige, weiterführende Antwort auf die Misere der SPD, und wäre er auch bei den anderen Parteien nötig? Vielleicht kann man in und mit einer Partei kaum etwas Sinnvolles bewegen, da wäre dann außerparlamentarische Projekte sicherlich weiterführend.
Meine Darstellung der 11 Punkte ist in einigen Punkten vielleicht schon etwas veraltet nach der Rede des SPD Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich, der schon einige positive Punkte der gegenwärtigen Legislatur in seiner Rede hervorgehoben hat. Zumindest hat er die extrem ungleiche Vermögensverteilung in unserem Land angeprangert. Dennoch wäre es gut stünden die Bürger im Mittelpunkt der Politik. Friedrich Merz von der CDU ist ja schon ein Menschenverächter, der die Atomenergie fördern will, ferner vielen Menschen die auf Sozialhilfe und andere staatliche Unterstützung angewiesen sind, die Zuwendungen streichen will!
Das Gejammer der Wirtschaft über zu starke bürokratische Regulierung verstehe ich nicht: Warum kommen Intel, vor allem Amazon dann nach Deutschland und viele andere internationale Konzerne? Also Widersprüche überall.
Robert Maier am Permanenter Link
Vielen Dank für die vielen Kommentare. Ich bin explizit nicht fremdenfeindlich. Ich bin überzeugter Europäer, habe zudem u.a. in Indien studiert. Ich finde unterschiedliche Hintergründe und Kulturen sehr spannend.
G.B. am Permanenter Link
Eine gute und vernünftige Einstellung zum Thema, so sollten alle Menschen in der BRD und
überall denken und handeln.