Religiöse Rechte – Notizen August 2010

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US-flag / Foto: Andreas Church (morguefile)

USA. (hpd) Da in den USA langsam wieder der Wahlkampf beginnt, und die Christliche Rechte lauter wird, beobachtet der hpd das Geschehen mit Monatsrückblicken. Zentrales Ereignis des Monats (und des bisherigen Jahres) war für die Christliche Rechte die Restoring Honor Rally zu der sich am 28. August hunderttausende Konservative in der Hauptstadt Washington versammelten.

Zu dem Ereignis hatte Fernsehmoderator Glenn Beck aufgerufen. Die Massenveranstaltung fiel mit dem 47. Jahrestag der berühmten „I Have a Dream“-Rede von Martin Luther King, die dieser am gleichen Ort gehalten hatte, zusammen. Unterstützung erfuhr die Veranstaltung auch von Alveda King, einer Nicht des berühmten Bürgerrechtlers. Zu den weiteren Rednern gehörten auch Sarah Palin und John Hagee.

Zu Kontroversen innerhalb der Christlichen Rechten führte dabei die Tatsache, dass Glenn Beck nicht Christ, sondern Mormone ist. Verschiedene Konfessionen in den USA, darunter auch die Southern Baptist Convention, lehnen die mormonische Theologie ab. Im republikanischen Präsidentschaftswahlkampf hatte der ehemalige Gouverneur von Arkansas, Baptistenpastor Mike Huckabee seinen mormonischen Mitbewerber Mitt Romney wegen seines Glaubens scharf attackiert. Andere wichtige Vertreter der SBC warfen Beck vor, vom Antichrist beseelt zu sein. (Quelle1) (Quelle2) (Quelle3)

Auch Janet Porter von der Organisation Faith 2 Action warnte vor dem Mormonentum. Zwar begrüßte sie Becks politische Ansichten, doch warnte sie, dass die Mormonen einer Täuschung erliegen und Christen für sie beten sollen, damit sie nicht eines Tages ihren Fehler bereuen. (Quelle)

Pastor David Barton, ein alter Freund des Fernsehmoderators, äußerte sich positiv. Zwar sei Beck Mormone, aber trotzdem christlicher als die demokratischen Politiker Nancy Pelosi und Bill Cliton oder der evangelikale, aber linke Prediger Jim Wallis. (Quelle)

Jim Garlow schrieb, dass Gott Glenn Beck benutzt und erinnerte daran, dass Christen und Mormonen gemeinsam gegen die Homoehe mobil machten. (Quelle)

Pastor John Hagee, der ebenfalls auf der Restoring Rally sprach, geriet diesen Monat anderweitig in die Schlagzeilen. Zu der jährlichen Versammlung seiner zionistischen Organisation Christians United for Israel war auch eine Gesandtschaft der World of Faith Fellowship geladen. Diese führt Exorzismen durch, bei denen die von Dämonen „besessenen“ Gemeindemitglieder durch Schläge oder stundenlanges Anschreien geheilt werden. Auch Kinder wurden der Tortur unterzogen. (Quelle)

Ebenfalls von besonderer Bedeutung war die Entscheidung des Richters Vaughn Walker den Volksentscheid Proposition 8 aufzuheben. Zeitgleich mit den Präsidentschaftswahlen hatte die Bevölkerung Kaliforniens mehrheitlich dafür gestimmt, die kürzlich eingeführte Homoehe wieder abzuschaffen. Die Abschaffung der Abschaffung verärgerte viele konservative Christen.

Der afroamerikanische Bischof Harry Jackson meldete sich zuerst. Er war verärgert, dass das Gericht die Entscheidung der Schwarzen, die mehrheitlich gegen die Homoehe gestimmt hatten, ignorierte und dass der Richter Rassentrennung und Homophobie miteinander verglichen hatte. (Quelle)

Viele weitere christliche Organisationen schlossen sich dem Protest an. (Quelle)

Bryan Fischer war über die Entscheidung entsetzt und sah in ihr das beste Argument dafür, Schwule aus dem Staatsdienst auszuschließen. (Quelle)

Verärgert schrieb er, dass Schwule laut Bibel derselben Kategorie wie Mörder, Diebe und Sklavenhändler angehören und fragte, warum die Darwinisten die die Evolution hochhalten der widernatürlichen Homosexualität zustimmen. (Quelle)

Fernsehprediger Pat Robertson sah in der Entscheidung des Gerichts den Versuch der Schwulen, Kirche und Ehe zu zerstören. (Quelle)

Im gleichen Monat führte ein Blogger auf Pat Robertsons Website aus, was gegen die Zulassung von Schwulen zum Militärdienst spreche. Schwule seien häufiger krank und kämen als Blutspender für verwundete Kameraden nicht in Frage. Außerdem neigten Schwule häufiger zu Gewalt in Partnerschaften und zu Selbstmord. (Quelle)

Auch Tamara Scott, die Iowa-Direktorin der Concerned Women for America, einer Organisation, die von Tim LaHayes Ehefrau gegründet wurde, sprach sich deutlich gegen die Homoehe aus. Sie wieder abzuschaffen würde wegen der Rücknahme von Steuerprivilegien zu einem Wirtschaftsaufschwung führen. Außerdem sei Homosexualität gefährlich. Scott verwies dabei auf das Beispiel des Autoherstellers Toyota und einen Skandal um Salmonellen in Erdnussbutter. Beide Fälle hatten zu großen Rückrufaktionen geführt. (Quelle)

Einzelne Vertreter der Christlichen Rechten sehen in der fortschreitenden Legalisierung der Homoehe in den USA gar das Ende der Welt. Der demokratische Politiker und pfingstlerische Prediger Ruben Diaz sagte in einer Fernsehsendung, dass die Bibel vor Schwulen warne und er in ihnen ein Zeichen für das bevorstehende Ende der Welt sehe. Chuck Colson, der eine zentrale Rolle in der Watergateaffäre spielte und seit seinem Prozess wiedergebordener Christ ist, warnte vor einem „kulturellen Armageddon“. (Quelle1) (Quelle2)

Pastor David Barton forderte die Christliche Rechte ernüchtert dazu auf, Kalifornien aus taktischen Gründen aufzugeben. Eine Beschwerde vor dem obersten Gerichtshof könnte genau die gegenteilige Wirkung haben. Sollte der oberste Gerichtshof die Homoehe in Kalifornien stärken, wäre dies ein verheerendes Signal für alle anderen Bundesstaaten. (Quelle)

Weiteres Zeichen der Enttäuschung. Der Liberty Counsel, der dem verstorbenene Baptistenpastor Jerry Falwell nahesteht, attackiert den Alliance Defense Fund der auf dem juristischen Weg für christliche Prinzipien einsteht, dafür in der Debatte um Proposition 8 völlig versagt zu haben. (Quelle)

Überraschende Enthüllung: Diesen Monat verkündete der ehemalige Vorsitzende der Republikaner Ken Mehlmann seine Homosexualität. Peter LaBarbera von der Organisation Americans for Truth about Homosexuality forderte den Ausschluss von allen Schwulen aus der Republikanischen Partei. (Quelle)

Die Obama-Regierung geriet unterdessen weiter ins mediale Kreuzfeuer der Christlichen Rechten. Ein relativ bizarres Eingeständnis christlicher Mitschuld am Holocaust: Dave Welch vom U.S. Pastor Council warf Kirchen, die Obama unterstützen, vor, genauso zu handeln, wie die Kirchen, die im Dritten Reich Hitler unterstützt hatten. (Quelle)

Der baptistische Kongressabgeordnete Trent Franks von den Republikanern nannte Obama einen der gefährlichsten Feinde der Nation und begründete dies mit der Gesundheitsreform und der Nominierung Kagans. Der gefährlichste Feind sitze immer im Inneren, so wie auch das Wasser im Inneren eines Schiffes dieses zum Sinken bringe. (Quelle)

Der Prediger Lou Engle warnte, dass Satan künftig den US-Kongress kontrollieren werde, wenn Christen nicht weiterhin für die Regierung beten würden. (Quelle)

Außerdem stellte Lou Engle kürzlich seine Prayer Strike Force vor. Diese solle ähnlich operieren so wie die Air Force die amerikanischen Bodentruppen unterstützt. Die Einsatzgebiete der Gebetstruppe seien Hollywood, wo es gelte, liberale Ideologien zu bekämpfen und Asien wo die Hochburgen der Buddhisten und Hindus seien. (Quelle)

Verschiedene Vertreter der Christlichen Rechten bezweifelten nun analog dazu, dass Obama angeblich nicht in den USA geboren sei, dass er auch nie die christliche Taufe empfangen hätte.
Unter anderem forderte der Verschwörungstheoretiker Cliff Kincaid Obama dazu auf seine Taufe zu beweisen und warf die Frage auf, ob Obama Marxist oder Christ sei. (Quelle)

Franklin Graham, Sohn des berühmten Predigers Billy Graham sagte, dass Obama als Moslem geboren wurde Zwar habe der US-Präsident Mohammed abgeschworen, doch wisse er nicht ob dies stimme. Die islamische Welt sehe Obama weiterhin als Moslem an. (Quelle)

Die Veröffentlichung mehrerer geheimer US-Dokumente über den Afghanistankrieg sorgte für Aufruhr. Da die angebliche Quelle für die Dokumente angeblich ein schwuler US-Soldat ist, holte Kliff Cincaid zum Rundumschlag gegen Homosexuelle im Militär aus. (Quelle)

Der Abgeordnete Mike Rogers forderte inzwischen sogar die Todesstrafe für den „Verräter“. (Quelle)

Weiteres Beispiel für die christliche Unterwanderung des US-Militärs: Auf Initiative eines US-Generals wurde ein christlichesRockkonzert veranstaltet. Mehrere Soldaten, die dem Konzert fernblieben, wurden von ihren Vorgesetzten bestraft. (Quelle)

Pastor Terry Jones vom Dove World Outreach Center bekräftigte erneut seine Entscheidung vom letzten Monat, den 11. September zum „Verbrenne den Koran“-Tag zu erklären. Dies sei ein wichtiges Signal, dass Amerika, im Gegensatz zu Europa die Scharia nicht akzeptiere. (Quelle)

Terry Jones ist mit seinen Ansichten offensichtlich nicht allein. Obwohl ihm im letzten Monat der einflussreiche Baptist Richard Land deutlich widersprach, wird sein neues Buch „Islam is of the Devil“ nun im Verlag von Stephen Strang, einem der einflussreichsten christlichen Publizisten veröffentlicht.

Mittlerweile setzt sich auch in der Christlichen Rechten die Erkenntnis durch, dass es im Irak noch lange nicht „Mission Accomplished“ heißt. Bryan Fischer kam nach 7 Jahren Krieg zu einer ernüchterten Bilanz. Den Irakkrieg betitelte er als „Epic Fail“. Das einzige Kriterium, das Fischer bei seiner Betrachtung des Krieges heranzog, war die Frage ob Religionsfreiheit für Christen und Juden herrsche. Dies sei nicht der Fall und somit bedauere er das irakische Volk, da es nun von Gott verflucht sei. Christliche Soldaten hätten ihr Leben unnötig vergossen und diese nötige Religionsfreiheit nicht errichtet. Unter Saddam Hussein sei es den Christen besser ergangen, da der Diktator sie als zuverlässige Mitarbeiter im Staatsdienst brauchte, wozu Moslems einfach nicht fähig seien.

Der Kriegseinsatz sei von Anfang am zum Scheitern verurteilt gewesen, da die „spirituelle“ DNS durch den Islam verfault sei und keinen Wunsch nach Freiheit und Demokratie unter den Irakern zulasse. Fischer warf Bush vor, den Islam als Religion des Friedens missverstanden und somit tausende US-Soldaten in den Tod geschickt zu haben. (Quelle)

Pastor Chuck Pierce sieht Gott jedoch immer noch auf seiner Seite. Er berichtet, dass er 2003 mit anderen Christen für das US-Militär betete. Nur wenige Tage später fanden US-Truppen Saddam Hussein in seinem Versteck. (Quelle)

Außerdem berichtete Chuck Pierce von seiner Missionsarbeit in der Türkei. Ende der 90er. Er habe gebetet, dass die Dämonen nicht länger die Türkei kontrollierten. Kurze Zeit später ereignete sich in der Türkei eines der verheerendsten Erdbeben, was Pierce als Bestätigung ansah, da die Türken durch die Hilfe christlicher Organisationen vom liebenden Jesus erfahren hätten. (Quelle)

Der „evangelikale Papst“ Billy Graham teilte diesen Monat erneut gegen Atheisten aus. Der Baptistenpastor sagte auf das Beispiel einer freundlichen Atheistin angesprochen, dass es natürlich auch freundliche Atheisten gäbe. Diese seien aber trotz und nicht wegen ihres Atheismus freundlich. Die genannte Frau sei wahrscheinlich nur wegen ihrer Persönlichkeit oder Erziehung freundlich. Durch eine Konversion zum Christentum würde sie bestimmt zu einer besseren Person, denn Atheisten hätten keine Maßstäbe für richtig und falsch und andere Personen seien ihnen nicht heilig. (Quelle)

Zu Beginn des Monats sorgte der Auftritt von Naomi Campbell in Den Haag im Prozess gegen Diktator Charles Taylor für Aufsehen. Das Topmodel sollte vor dem Gerichtshof Auskunft über sog. Blutdiamanten geben, die ihr der Staatspräsident von Liberia angeblich geschenkt hatte. Rob Boston von den Americans United for Separation of Church and State schlug vor, auch Televangelist Pat Robertson nach Den Haag zu laden, da dieser mehrere Millionen Dollar in die Goldminen Taylors investiert hatte. Robertson erklärte diesen Monat per Pressesprecher seine Beweggründe. Die Sanktionen, die die US-Regierung gegen Liberia verhängte, hätten das Land geschwächt, so dass die liberianischen Christen Gefahr liefen, von den Moslems aus Genua ermordet zu werden. (Quelle1) (Quelle2)

Die Wahlen im November rücken immer näher. Diesen Monat drückten mehrere Vertreter der Christlichen Rechten gegenüber der Tea Party Movement ihre Solidarität aus. Unter den Unterzeichner sind auch der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Tom DeLay und Mike Huckabee. (Quelle)

Unterdessen stilisiert der republikanische Abgeordnete John Fleming aus Lousiana die Wahlen im November zur Schlacht zwischen Gut und Böse. Auf einem Wahlkampfautrit sagte der südliche Baptist: Entweder folgen wir dem sozialistischen Weg und werden wie Westeuropa und erschaffen eine wahrhaft gottlose Gesellschaft, eine atheistische Gesellschaft. Oder wir halten an unserem alten Kurs fest, indem wir die Meinungsfreiheit, sowie die Freiheit des Einzelnen schätzen und bleiben eine christliche Nation. (Quelle)

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr