AMMERBUCH. (hpd) In einem Lokalanzeiger der Gemeinde Ammerbuch, die in der Nähe von Tübingen liegt, war am 04. November 2010 zu lesen, dass die Grund- und Werkrealschule Altingen an einem von der Diözese Rottenburg Stuttgart getragenem Projekt mit Namen: „Kirche und Schule in Kontakt – „Lasst uns miteinander“ teilnimmt. Das heißt im Klartext, dass die katholische Kirchengemeinde St. Magnus Altingen mit dieser Schule eine enge Zusammenarbeit pflegt.
Jeder Mensch, der mit der Praxis der katholischen Kirche in Zeiten von Mitgliederschwund und Religionsverdruss vertraut ist, ist sich bewusst, dass es den Kirchenherren nur um die Missionsarbeit geht. Missionierung ist sozusagen täglicher Befehl an jeden Katholiken, wie ein Brief von Bischof Joachim Wanke, Erfurt, deutlich macht.
Die angekündigten Aktionen zeigen, um was es denjenigen, die sich für dieses Engagement stark machen, im Grunde geht: „Teilen wie St. Martin“, „Gemeinsam gesund frühstücken“ in der Fastenzeit und „Lesen schenkt Gemeinschaft“ sind Themen, die auf die Kinder dieser Schule unweigerlich zukommen werden. Dabei könnten derartige Probleme, wenn es in Deutschland wirklichen Laizismus gäbe, von anderen Personen und Vereinen mit den Schülern bearbeitet werden. Dass das Ganze zudem von uns Steuerzahlern (auch von denen ohne Religionshintergrund) finanziert wird, gehört leider zum Alltag deutscher Schulpolitik. Daraus muss hierzulande nicht mal ein Geheimnis gemacht werden, in den Richtlinien und Anleitungen, welche die Diözese im Internet zur Verfügung stellt heißt es wörtlich. Zitat: „Zur Durchführung der Angebote ist die Sicherstellung der Finanzierung entscheidend. Denn bereits in der Planungsphase muss die Finanzierung für Honorare sowie Fahrtkosten und Materialien geregelt sein, z.B. durch Förderprogramme auf Länder- oder regionaler Ebene.“
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart mit Bischof Dr. Gebhard Fürst an der Spitze hat keine Scheu, sich ganz unverhohlen in den Schulalltag einzumischen. Der Internetauftritt der Diözese enthält ein spezielles Portal für diese Art der Missionierung. Ethische oder moralische Bedenken muss der Bischof nicht haben, war er doch von 2001 bis 2005 Mitglied des Nationalen Ethikrates der Deutschen Bundesregierung. Kann eine solche Instanz irren? Bischof Fürst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Missionierung als eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche im 21. Jahrhundert betrachtet. Man siehe den Text „Missionarische Kirche im Volk“.
Angesichts dieser Fakten erscheint es wichtiger, denn je, dass sich sowohl politische und auch alle sonstigen fortschrittlichen gesellschaftliche Kräfte für einen laizistischen Staat einsetzen. Die Trennung von Staat und Kirche oder besser die Mär von derselben muss endlich gelebte Realität werden.
Dann könnte man vielleicht auch sicher sein, dass Deutschland einen Bundespräsidenten bekommt oder besser, dass das Volk einen wählt, der sich nicht im TV bei einer Türkeireise dabei filmen lässt, wie er sich bei einem extra für ihn arrangierten Gottesdienst bekreuzigt. Herr Wulff ist bekannt für seine Nähe zu religiösen Kreisen, wenn das seine Privatsache ist und bleibt, kann keiner etwas sagen. Solche Auftritte von Spitzenpolitikern aber lassen die Kirchenoberen immer forscher werden.
Religion als Privatsache kann und will niemand verbieten, das wäre inhuman und würde dem Vorgehen der großen Weltreligionen in der Geschichte ähneln. Dass es geht zeigt das, für seine streng katholische Bevölkerung bekannte, EU-Mitgliedsland – Portugal. Dort kennt man weder Religionsunterricht noch die Eintreibung von Kirchensteuern durch den Staat. Da ist es wahrscheinlich die Verwurzelung des Glaubens in der Gesellschaft. Die Fatima Erscheinung wirkt dort bis heute und das ganz ohne staatliche Hilfe.
Vielleicht reisen Herr Wulff und der Bischof Fürst einmal zusammen nach Portugal und informieren sich, wie es ohne Staat mit der Kirche weitergehen kann. Dann sind Missionierungsangriffe wie der auf die Altinger Schule vielleicht einmal vorbei.
Thomas Häntsch