Am 15. April 2025 erschien bei BR24 ein Text mit dem Titel: "Religion ja, Kirche nein: Weniger Kirchenmitglieder in Bayern". Er ist ein weiteres Beispiel für eine kirchenfreundliche und dabei faktenverzerrende Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der bfg Bayern hat sich an die Autorin gewandt und einige Punkte klargestellt. Das Schreiben veröffentlicht der hpd im Wortlaut.
Sehr geehrte Frau Goeckel,
in Ihrem Text "Religion ja, Kirche nein: Weniger Kirchenmitglieder in Bayern" sind ein paar irreführende Aussagen enthalten, die wir als Vertreter nichtreligiöser Menschen in Bayern gerne korrigieren würden.
Gleich im Vorspann findet sich die Formulierung "religiös sind die Menschen trotzdem", eine Behauptung, der keine Fakten folgen ("...dürfte es inzwischen viele Hindus geben" ist lediglich eine unkonkrete Annahme). Gerne möchten wir Sie in diesem Zusammenhang auf die Ergebnisse der ALLBUS-Umfrage 2023 aufmerksam machen, in der mehr Menschen als Kirchenaustrittsgrund "… weil ich in meinem Leben keine Religion brauche" nennen als "… weil ich auch ohne Kirche glauben kann". Religiosität verliert in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Dies belegte auch schon die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 2023. Demnach sind 56 Prozent der Menschen "uneingeschränkt nicht religiös". Es geht also nicht nur um die formalen Kirchenmitgliedschaften. Diese Entwicklung gilt auch für Bayern. Und auch Menschen, von denen man annimmt, sie seien Muslime, sind nicht automatisch religiös.
In ihrem Text verbreiten Sie außerdem die sogenannte "Caritas-Legende". Es ist eben nicht so, dass die Kirchen "wegen der fehlenden Kirchensteuer [...] ihr soziales Engagement zurückfahren" müssten - weil diese sozialen Dienste nur zu einem Bruchteil von den Kirchen finanziert werden. Beispielsweise in diesem Bericht von Deutschlandfunk Kultur von 2022 wird klargestellt:
"Finanzierungsprobleme im sozialen Bereich seien nicht zu erwarten, sagt Frerk. Krankenhäuser beispielsweise würden 'generell zu 100 Prozent vom Staat oder von öffentlichen Trägern, Krankenkassen et cetera finanziert'. Bei Kindertagesstätten liege der Anteil ebenfalls bereits bei 90 bis 100 Prozent.
Vom Kostenaufwand der beiden religiösen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie finanziere die Kirche 'lediglich 1,8 Prozent – mehr nicht'. Die Kirchen verbreiteten immer wieder den Eindruck, als ob sie aus der Kirchensteuer viele ihrer sozialen Einrichtungen selber finanzierten, doch das habe mit der Realität nichts zu tun und sei eine Legende."
Da uns dieses Weiterverbreiten des kirchlichen Narrativs vom drohenden sozialen Kahlschlag nun schon mehrfach im BR, aber auch an anderer Stelle in der ARD aufgefallen ist, möchten wir Sie und auch Ihre Kollegen und Kolleginnen höflich bitten, die gesellschaftlichen und finanziellen Fakten so zu benennen, wie sie sich darstellen, und nicht aus dem Wunsch heraus, dass Religionen weiterhin eine gesellschaftliche Rolle spielen mögen.
Gerne trete ich zu diesem Thema mit Ihnen in einen Dialog ein.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Riegler
Vorsitzender
Bund für Geistesfreiheit Bayern K.d.ö.R.