MIZ 1/11 erschienen

ASCHAFFENBURG. (hpd) Soeben erschienen ist MIZ 1/11. Der Schwerpunkt setzt sich mit dem Neuheidentum auseinander, stellt Akteure und Ideen vor, wirft einen Blick auf verwendete Symbole und fragt nach einer politischen Verortung.

Im Editorial verweist Nicole Thies darauf, dass „Neuheidentum“ ein Sammelbgriff für durchaus unterschiedliche Phänomene ist. Sowohl naturreligiös-esoterisch angehauchte Sinnsuche jenseits des Christentums als auch ein völkisch eingefärbter Rückbezug auf die vermeintliche Religion „unserer“ Vorfahren kann sich dahinter verbergen. Gemeinsam scheint den vielen Gruppen und Grüppchen dieses Spektrums hingegen, dass sie – anders als die „Weltreligionen“ – keine Teilhabe an institutionellen Einrichtungen und gesellschaftspolitischen Partizipationsmöglichkeiten anstreben.

Frank Welker gibt in einem längeren Beitrag einen Überblick über die Welt der Neuheiden. Entstanden um 1900 kursierten neopagane Vorstellungen zunächst vor allem im völkischen Spektrum, seit den 1960er Jahren drangen sie über die New Age-Bewegung in die Mitte der Gesellschaft vor. Ideologisch verbindet die verschiedenen Strömungen in erster Linie die Abgrenzung gegenüber der Dominanzreligion Christentum und die Betonung einer Naturverbundenheit. Der Bezug auf die alten Kulte hingegen ist fragwürdig, da über diese schlicht sehr wenig bekannt ist.

Alte und Neue Rechte

Bis heute ist ein Flügel der neuheidnischen Szene mehr oder weniger faschistisch ausgerichtet. Armin Pfahl-Traughber untersucht dessen Kritik am Christentum. Dabei kommt er zu dem Fazit, dass es sich hierbei nicht um Religionskritik, sondern um Moralkritik handele. Die rechtsextremistischen Neuheiden gehen davon aus, dass das Christentum den Gleichheitsgedanken und die Welt gebracht habe, Vorstellungen wie Mitleid oder Nächstenliebe werden als „unnatürlich“ angesehen.

Islam und deutsches Staatskirchenrecht

Mit den Bemühungen, den Islam zum Zwecke zukünftiger Ausstattung mit Privilegien ins deutsche Staatskirchenrecht zu integrieren, setzt sich Roland Ebert auseinander. Er erläutert, warum dieses Unterfangen trotz des erklärten Willens der Regierenden im „religionsfreundlichen Staat“ Deutschland (Thomas de Maizière) auf Schwierigkeiten stößt. Allerdings, so Roland Ebert in seinem Fazit, ist die Sache unter integrationspolitische Perspektive ohnehin fragwürdig. Denn die Mehrheit der hier lebenden Muslime ist Studien zufolge so gut integriert, dass sich die Frage stellt, wem die Privilegierung von Moscheevereinen und konservativen Islamverbänden etwas bringen soll.

Wie die Gleichstellung des Islam mit dem Christentum in der Praxis abläuft und was dabei auf der Strecke bleibt, zeigt Assia Maria Harwazinski in ihrem Beitrag über des neue „Zentrum für Islamische Theologie“ an der Universität Tübingen.

Quo vadis Türkei?

Wie die „gemäßigt islamistische“ AKP-Regierung einzuschätzen ist, darüber wird seit längerem gestritten. Sevinc Tunali geht in ihrem Artikel davon aus, dass der reaktionäre Umbau der türkischen Gesellschaft in vollem Gange ist und darauf abzielt, ultrakonservativen islamischen Gruppen mehr Handlungsspielräume zu ermöglichen. Als Beispiele führt sie an, dass die Judikative durch die jüngsten Verfassungsänderungen an Unabhängigkeit gegenüber der Exekutive verliert, Arbeitnehmerrechte eingeschränkt werden oder mehr Journalisten denn je Ermittlungsverfahren am Hals haben.

Weitere Artikel berichten über aktuelle juristische Entscheidungen in Sachen Kindergartenkreuze (in Österreich) und Konkordatslehrstühle (in Bayern) sowie ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes, das dem Regensburger Bischof Müller gar nicht gefiel.

Daneben gibt es Berichte über säkulare Veranstaltungen, Pressemitteilungen und Publikationen, Buchbesprechungen sowie die Internationale Rundschau mit einschlägigen Kurzmeldungen aus aller Welt.

Martin Bauer

 

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