KOPFING. (hpd) Wenn Fundis zum Online-Kreuzzug blasen, zieht ein Bischof den Schwanz ein. Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz hat den stramm fundamentalistischen polnischen Pfarrer Andrzej Skolicki wieder zum katholischen Seelsorger der Innviertler Gemeinde Kopfing ernannt. Eine Woche, nachdem er ihn abgesetzt hatte. Das Neueste aus einer katholischen Posse.
Wer von seinem Bischof etwas will, beschimpfe ihn am besten. Das lernt man aus dem Streit zwischen katholischen Fundamentalisten und Konservativen in der Diözese Linz. Kaum hatte Ludwig Schwarz den verhaltensauffälligen Fundi-Pfarrer Andrzej Skolicki abgesetzt (der hpd berichtete), blies das Rabiat-Netzwerk kreuz.net zum Gegenangriff. Schwarz wurde unter anderem als „Judasbischof“ und „verfetteter Linzer Mietling“ beschimpft, der vor „den Medienbossen“ in die Knie gegangen sei. Parallel wurde eine e-mail-Aktion gestartet, die auf das Umfeld von gloria.tv zurückgehen dürfte. Es dürfte den Fundis gelungen sein, zahlreiche e-mails zu mobilisieren. Hier mag eine Rolle gespielt haben, dass in Oberösterreich gleichsam als Erbe des vor kurzem verstorbenen „Porno-Jägers“ Martin Humer ein tragfähiges Netzwerk an katholischen Fundis existiert.
Für Diözesen-Chef Schwarz scheint das beeindruckend bis einschüchternd gewesen zu sein. „Die Menschen waren tief betroffen, viele haben sich enttäuscht gezeigt und in Briefen, Gesprächen und Mails dieser Enttäuschung Ausdruck verliehen“, formuliert er diplomatisch in einer Aussendung auf kath.net. Angesichts der Tatsache, dass er bei der Absetzung des Pfarrers von einer „wohlüberlegten Entscheidung“ sprach, eine zumindest auffällige Aussage.
Spekuliert wird auch, dass es Schwarz nicht gelungen ist, einen Nachfolger für die Leitung der zerstrittenen Pfarre zu finden. Der hätte sich mit dem kleinen Klüngel Skolickis herumschlagen müssen, der den konservativen Bürgermeister offen des Ehebruchs bezichtigt. Der Beschimpfte, Otto Straßl, wollte sich in den Oberösterreichischen Nachrichten auch nichts mehr zur Wiedereinsetzung des Fundi-Pfarrers sagen: „Die Emotionen kochen hoch. Ich äußere mich dazu nicht mehr. Egal was man sagt, man bekommt mit einer der beiden Seiten ein Problem.“
Wie sehr die Fundi-Netzwerke diesmal Erfolg gehabt haben dürften, zeigt auch die Einschätzung von Generaldechant Franz Wild in den OÖN: „Ich bin verwundert und irritiert über die Entscheidung des Bischofs. Das Miteinander in der Diözese wird sicher nicht leichter, wenn Entscheidungen durch einen Druck von Gruppen revidiert werden“. Ähnlich schätzt es die Tageszeitung „Die Presse“ ein:“ Im Hintergrund ist zuletzt aber auch das Lobbying einschlägiger Internetmedien für Pfarrer Skoblicki aktiv geworden, auch innerkirchlich hat die ursprüngliche Entscheidung, Skoblicki „aus Sorge um die Einheit der Pfarre“ zu entpflichten, für Irritation gesorgt: Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun etwa sprach öffentlich von „innerkirchlicher Christenverfolgung“. Auch aus Polen, dem Heimatland Skoblickis, soll der Druck auf Schwarz verstärkt worden sein.“ (Eine ausführliche Chronologie des Streits zwischen Fundis und Konservativen kann man bei Erwin Peterseils Atheisten-Info nachlesen.)
Daran, den als erzkonservativ bezeichneten Pfarrer Gerhard Wagner als Weihbischof durchzusetzen, waren die Fundis vor zwei Jahren noch gescheitert. Die Diskussionen hatten damals zahlreiche Menschen zum Kirchenaustritt bewogen. Heuer wird es nicht viel anders sein. Die Fundis beschleunigen den Erosionsprozess der katholischen Kirche in Österreich. In der 2.000-Einwohner-Gemeinde Kopfing etwa sind heuer schon zehn Menschen ausgetreten. Macht gegenüber der Volkszählung von 2001 einen Zuwachs bei den Konfessionsfreien von knapp 50 Prozent. Die Aufregung um den Fundi-Pfarrer, der eine Direktorin als vom Teufel besessen bezeichnet haben soll, dürfte diese Zahl steigen lassen. Vielleicht sinkt ja der Katholikenanteil in Kopfing heuer erstmals unter 90 Prozent.
Vielleicht nur ein symbolischer Wert. Andererseits: Wenn Fundis schon die Hochburgen der katholischen Kirche in Österreich bröckeln lassen, ist der Weg zur „Bekenntniskirche“ nicht mehr weit. Die dürfte es bedeutend schwerer haben, die umfangreichen Privilegien beizubehalten, die ihr die österreichische Gesetzgebung noch einräumt.
Christoph Baumgarten