Religiöse Rechte – Notizen November 2011

Für Verstörung sorgte diesen Monat eine Dokumentation, die in plastischen Bildern vor den Schrecken der Abtreibung warnt. Sie enthält auch Bilder, die das Leiden während des Holocaust illustrieren. Unterstützung erhielt die Dokumentation von größeren christlichen Organisationen, denen am Schutz des ungeborenen Lebens gelegen ist. Die jüdische Anti Defamation League sprach sich gegen die Instrumentalisierung des Holocaust aus. Analogien wie diese sorgen mit Regelmäßigkeit für Verstimmungen zwischen Juden und Christen. (Quelle)

 

Auch der republikanische Abgeordnete Louie Gohmert trug nicht dazu bei, diese Spannungen abzubauen. Bei einem Besuch in Israel überreichte er Ministerpräsident Netanjahu ein Buch eines christlichen Autors, der zur Missionierung der Juden aufruft. (Quelle)

 

Erneut geriet auch die Occupy Wall Street-Bewegung ins Visier der Christlichen Rechten. Präsidentschaftskandidat Newt Gingrich teilte heftig nach Kurt Beck-Manier aus. Die Protestierenden sollten in die Wanne steigen, waschen und sich danach einen Job suchen. Verschiedene Vertreter der Christlichen Rechten riefen zu Gebeten gegen die Bewegung auf. Sie stießen sich unter anderem daran, dass auch Nazis und Kommunisten im Windschatten der Proteste den Kapitalismus kritisieren. Pat Buchanan warnte ebenso, dass die Rhetorik von OWS denen der Kommunisten ähnele und befürchtete eine Machtergreifung. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

 

Grober Patzer für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Herman Cain. In einem Fernsehinterview wurde er dazu aufgefordert, zu Obamas Libyen-Politik Stellung zu nehmen und gab dabei keine besonders gute Figur ab. Hilflos reihte er Satz an Satz, ohne jedoch eine klare Aussage zu treffen. Später entschuldigte er sich damit, übermüdet gewesen zu sein und die unpräzise Fragestellung Schuld an seiner Antwort gewesen sei. Dabei hätte gerade sie es erlaubt, nicht allzu große Wissenslücken gekonnt zu umschiffen. Nach einigen Tagen Bedenkzeit meldete er sich erneut zu Wort und verkündete, dass nach dem Sturz Gaddafis nun die Taliban Libyen regieren würden. Auch ehemalige Mitstreiter Cains wandten sich nach dessen Blamage von ihm ab.

Aber auch die Vorwürfe der sexuellen Belästigung rückten erneut in den Fokus der Medien. In den 90er Jahren soll Herman Cain Angestellte, die entlassen worden waren, mit dem Versprechen ihnen ihren Job zurückzugeben, zum Sex genötigt haben. Rick Joyner zweifelte die Glaubwürdigkeit des Opfers an und vermutete, dass Satan selbst hinter den Anschuldigungen stecke. Sandy Rios, ehemalige Präsidentin der christlichen Organisation Concerned Women for America, wollte die Vorwürfe ebenfalls nicht glauben. Das angebliche Opfer habe sich nachts mit Cain getroffen und mit ihm geflirtet. Außerdem wünsche sie nun den direkten Kontakt mit ihm, um ihn erneut mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Ein echtes Vergewaltigungsopfer sei zu traumatisiert, um den Peiniger erneut treffen zu wollen. Bryan Fischer kehrte die Täter-Opfer-Rolle um. Angenommen, die Vorwürfe gegen Cain würden sich bestätigen, sei das Opfer feige gewesen und hätte andere weibliche Angestellte in Gefahr gebracht, weil sie in den 90ern der Zahlung von Schweigegeld zustimmte. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

 

Der Republikaner Rick Santorum sprach sich in diesem Monat erneut gegen die Evolutionstherie im Klassenzimmer aus. Anfangs galt er als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat, mittlerweile ist er in den Umfragen jedoch weit abgeschlagen. (Quelle)

 

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr