BERLIN. (hpd). Am kommenden Wochenende wird in verschiedenen deutschen Städten das Filmfestival zu Nordkoreas Menschenrechtslage beginnen. Mit dem Festival erhoffen sich die Organisatoren mehr Aufmerksamkeit für die Missstände der Bevölkerung unter dem Regime zu erregen. Weitere Themen: Müssen die Vereinigten Staaten ihre Taktik zu Nordkorea ändern? Außerdem: So leidet Nordkoreas Volk unter dem Einfluss des Militärs.
Filmfestival zu Nordkoreas Menschenrechtslage in Deutschland
Vom 20.11. bis zum 24.11.2015 findet das Menschenrechts Film Festival zu Nordkorea (North Korea Human Rights Film Festival, kurz: NHIFF) in insgesamt vier Standorten in Deutschland statt. Das NHIFF wird vor allem von Saram e.V. in Kooperation mit vielen anderen internationalen Organisationen – wie Amnesty International – veranstaltet, um auf die Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea aufmerksam zu machen.
Eröffnet wird das Festival am 20.11. um 18:30 Uhr im City Kino in Berlin-Wedding. Dabei werden Kim Young Hwan und Ahn Myeong Cheol eine kurze Anmoderation geben und über ihre Erfahrungen mit und in Nordkorea sprechen. Kim Young-hwan ist unter anderem für Nknet (Network for North Korean Democracy and Human Rights) in Seoul tätig. Die Nichtregierungsorganisation (NGO) beschäftigt sich schon seit 1999 mit der Menschenrechtslage in Nordkorea und setzt sich vor allem dafür ein, das Problembewusstsein weltweit zu verstärken. Kim selbst – ein Südkoreaner – wurde besonders Anfang der 1990er bekannt, als er sich mit einem U-Boot nach Nordkorea begab, um Kim Il Sung persönlich zu treffen. Wenige Jahre später begegnete er hunderten von nordkoreanischen Flüchtlingen in China und setzt sich seitdem unter anderem für die Verbesserung der Menschenrechtslage der nordkoreanischen Bevölkerung und für die Wiedervereinigung auf der Koreanischen Halbinsel ein.
Ahn Myeong Cheol ist Repräsentant von NK Watch, einer Organisation, die sehr eng mit ehemaligen Gefangenen aus nordkoreanischen Straflagern zusammenarbeitet. NK Watch hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur über die unzähligen Menschenrechtsverstöße in den Lagern aufzuklären, sondern auch, politische Häftlinge und ihre Familien aus diesen zu befreien. Ahn war vor seiner Flucht aus Nordkorea Gefängniswärter in einem politischen Straflager.
Anschließend werden ein Kurzfilm der UN-Untersuchungskommission zur Menschenrechtslage in Nordkorea und der Film Crossing (2008) gezeigt. Die Kommission wurde Anfang 2013 gegründet, um Beweise für Menschenrechtsverletzungen des nordkoreanischen Regimes zu sammeln. In ihrem Abschlussbericht konnten unter anderem immense Verletzungen der Allgemeine Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen festgestellt werden. Darunter zählen beispielsweise Folter, willkürliche Festnahmen, Entführungen oder auch das Verbot von Meinungsfreiheit oder das Recht auf Leben.
Hauptorganisator des Filmfestivals ist Saram e.V. mit Sitz in Berlin. Saram e.V. fokussiert sich darauf das Engagement in der deutschen Bevölkerung für die Situation nordkoreanischer Flüchtlinge zu verstärken und um nordkoreanischen Flüchtlinge bei der späteren Integration zu unterstützen. Großen Zuspruch fand Saram e.V. bereits auch auf internationaler Ebene, wie von Michael Kirby, welcher die Untersuchungs-kommission der UN leitete, die die Menschen-rechtsverletzungen in Nordkorea untersuchte. Darüber hinaus wurde Saram e.V. Partner von diversen anderen Organisationen unterstützt, wie z.B. EAHRNK, ICNK oder auch der Giordano-Bruno-Stiftung.
Crossing ist ein südkoreanischer Spielfilm von Regisseur Kim Tae Kyun und handelt von dem Alltagsleben von Nordkoreaner und spiegelt wieder, wie diese versuchen illegal das Land zu verlassen. Der Protagonist des Films begibt sich nach China, um für seine schwangere Frau, die an Tuberkulose erkrankt ist, Medikamente zu kaufen. Jedoch bemerkt er dort schnell, dass dies nicht so einfach ist und findet sich selbst als illegaler Immigrant wieder. Tagtäglich muss sich mit der Angst auseinandersetzen eventuell von chinesischen Behörden festgenommen und zurück nach Nordkorea geschickt zu werden, welches sein Schicksal und das seiner Familie für immer besiegeln würde.
In Berlin wird im Rahmen des Festivals auch Park Jihyun von ihrem Leben in Nordkorea und ihren Fluchtversuchen nach China während der schweren Hungersnot Ende der 1990er Jahre sprechen. Nach ihrer zwangsweisen Rückführung von China nach Nordkorea war Park in einem Straflager festgehalten worden, bevor sie erneut fliehen konnte. Seit ihrer Flucht lebt sie in England und arbeitet von dort aus für die NGO “European Alliance for Human Rights in North Korea”.
Neben den Erfahrungsberichten der Flüchtlinge werden noch weitere Spielfilme und Dokumentationen gezeigt, die sich mit der Menschenrechtssituation in Nordkorea und den Problemen bei der Integration von Flüchtlingen in die südkoreanische Gesellschaft beschäftigt.
Parallel dazu wird das Filmfestival am 22.11. im Hauptsitz der Giordano-Bruno-Stiftung in Oberwesel und am 23.11. in Tübingen stattfinden, wo neben den nordkoreanischen Flüchtlingen auch Repräsentanten und Experten von diversen Organisationen über die Menschenrechtslage in Nordkorea sprechen werden.
Kurznachrichten
Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye und US-Präsident Barack Obama haben bekannt gegeben, dass sie unter keinen Umständen Nordkorea als Atommacht akzeptieren werden. Beide Staatsoberhäupter seien jedoch offen, Gespräche mit dem Norden wieder aufzunehmen. Sie seien davon überzeugt, dass Nordkoreas Atomprogramm nichts bezweckt, außer einer verschärften Isolation des Landes .
Schon seit Jahrzehnten verfolgt Nordkorea ihre Songun-Politik ("Militär-zuerst"-Politik), welche die stetige Bereitschaft des Militärs voraussetzt, um wohlmögliche Attacken, vor allem Seitens der Vereinigten Staaten, jederzeit abwenden zu können. Unter dieser politische Leitlinie investiert das Regime ein Großteil aller Ressourcen des Landes in sein Militär- und Atomprogramm, worunter schlussendlich nicht nur das nordkoreanische Volk zu leiden hat, sondern auch die diplomatischen Beziehungen zu anderen Ländern. Dies führte auch zum Austritt Nordkoreas aus den Sechs-Parteien Gesprächen, welche 2003 etabliert wurden, um über das nordkoreanische Nuklearwaffenprogramm zu verhandeln. Bei den Gesprächen nahmen unter anderem auch Südkorea und die Vereinigten Staaten teil, welche das nordkoreanische Regime stark für diverse und unautorisierte Waffentests scharf kritisierten. Dies führte 2009 zum endgültigen Austritt Nordkoreas aus den Gesprächen, da sich das Regime nicht den Forderungen der internationalen Gemeinschaft beugen wollte. Noch heute ist Nordkorea nicht bereit für eine Wiederaufnahme der Gespräche.
Unter Kim Jong Un wurde auch die Byungjin-Politik eingeführt. Diese lässt das Regime höchste Priorität auf das Atomprogramm setzen, während sich parallel auch auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes verstärkt konzentriert wird. Laut Nordkorea ist das Atomprogramm der einzige Weg, um ein Wirtschaftswachstum zu garantieren. Somit ist es unmöglich für andere Länder , wie Südkorea oder die Vereinigten Staaten, Gespräche, wie sie zuvor geführt worden sind, weiterzuführen, da das Atomprogramm des Regimes bei jeden Verhandlungen das Hauptthema war.
Einige Nordkorea-Experten aus Russland gaben vor kurzem in einem Statement an, dass sich die Vereinigten Staaten genau in dieser Angelegenheit mit Nordkorea in einer Sackgasse befinde und deswegen unbedingt einen Strategiewechsel benötige, um Schlimmeres zu verhindern. Ihrer Meinung nach habe die bisherige Strategie der Vereinigten Staaten Nordkorea eher in die Hände gespielt und dem Regime somit erlaubt, sich trotz diverser Sanktionen auf das Atomprogramm zu fokussieren. Unter dieser Taktik würde schlussendlich auch China leiden, mit denen die USA versucht, die diplomatischen Verhältnisse zu verbessern. Darüber hinaus lautete es, dass die USA unbedingt wieder diplomatische Gespräche nicht nur mit dem Norden führen müsse, sondern auch mit China und Russland, um effektivere Resultate zu sehen.
Park Geun-hye und Barack Obama stimmten auch überein, dass Nordkorea sich für diverse Menschenrechtsverletzungen verantwortlich machen muss, welche bereits in den Fokus der UN-Untersuchungskommission gerückt sind. Beide Staatsoberhäupter einigten sich darauf, die Nachforschungen der auf internationaler Ebene weiterhin zu unterstützen, um nicht nur auf die Menschenrechtsverletzungen des Regimes aufmerksam zu machen, sondern um somit auch die "Lebensgrundlage" der nordkoreanischen Bevölkerung zu verbessern.
Konflikt zwischen Bauern und Soldaten
An der nordkoreanischen Grenze zu China hat sich der Konflikt zwischen Bauern und Soldaten verstärkt. Grund dafür sind unter anderem die Soldaten, welche Erträge von Bauern beschlagnahmen, welche sowieso einen guten Teil davon an das Militär abgeben müssen.
Durch die Vormachtstellung des Militärs in Nordkorea, haben auch Soldaten eine hohe Priorität. Dies wird von Soldaten jedoch stark ausgenutzt, weswegen sie sich laut Zeugenaussagen nicht wie die Beschützer des Landes, sondern viel eher wie die strafende Einheit des Landes benehmen. Durch die “Militär-zuerst”-Politik können die Bürger nichts gegen die regelmäßigen Beschlagnahmungen unternehmen und sind diesen hilflos ausgeliefert.
Dieses Verhalten führt viele benachteiligte Bürger dazu, auf kriminelle Art und Weise an Nahrungsmittel zu kommen. In dem selben Areal kam es zu einem Vorfall, bei dem ein Bauer festgenommen wurde, weil er 200 kg Getreide geklaut hatte, welche ursprünglich dem Militär zugewiesen wurde.
Dieser und andere Beteiligte wurde zu einer Gefängnisstrafe von 15 Jahren verurteilt. Der Beschuldigte wollte mit Hilfe des Getreides unter anderem für freiwillige Helfer zahlen.
SARAM e.V.
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