JULIT:))) zum dritten Mal verliehen

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Julit-PreisträgerInnen / Foto: Frank Hichert

KÖLN. (hpd) Im Jugendzentrum „anyway“ wurden am vergangenen Samstag die JULIT:)))-Preise 2012 vergeben. Es ist das dritte Jahr, dass eine Jury den säkular humanistischen Literaturpreis der Frank Hichert Stiftung für junge Lesben und Schwule vergibt.

Eine siebenjährige Tochter, deren manische Mutter zu Janis Joplin ausflippt, ein episches Theaterstück über drei Generationen, Liebe im Weltkrieg, religiöse Angstmacherei, Kapitalismuskritik, die Entlarvung der unerträglichen Flachheit privater Fernsehprogramme – alles ist drin in den Geschichten der jungen JULIT:)))- Preisträger.

Im bis auf den letzten Platz voll besetzten Kölner Jugendzentrum „anyway“ fand am 17. März zum dritten Mal die Verleihung des JULIT:))) statt, des säkular humanistischen jungen Literaturpreises für Lesben und Schwule. „Weltweit besteht der Hauptmotor für Homosexuellenfeindlichkeit in religiösem Denken“, betont die Jury in ihrer Begründung der Auslobung des JULIT:))). In diesem Jahr stand jedoch weniger die Kritik an Religionen im Mittelpunkt, als die Betonung der Konfessionsfreiheit als positivem Wert. Das provokante Motto: „Ich wünsche mir eine lesbische Tochter / Ich wünsche mir einen schwulen Sohn“ wurde von allen drei Preisträgern individuell und überzeugend umgesetzt:

Juliane Richert lässt in ihrer Siegergeschichte „Mrs. Jop“ eine Tochter mit diesem Satz die Liebe ihrer Mutter zurückgewinnen, die sie jahrzehntelang verloren glaubte. Die Darstellung erotischer Szenen mit sprachlichen Mitteln ist der 21-jährigen Studentin aus Heidelberg dabei ebenso geglückt wie die Einfühlung in ein siebenjähriges Mädchen, deren Mutter psychisch erkrankt ist, und das Halten des Spannungsbogens über einen Zeitraum von zehn Jahren. Ein verstaubter Plattenspieler auf dem Dachboden und eine alte Scheibe von Janis Joplin spielen dabei eine entscheidende Rolle… Anrührend und bewegend.

In Christoph Heimbachs epischem Drama: “Der Splitter“ - vorgelesen vom „König der Comics“ und aktuellem Kinostar Ralf König - sagt ein Junge den Satz: “Ich wünsche mir einen schwulen Sohn“ aus purer Opposition gegen seine Mutter. Wie in einer klassischen griechischen Tragödie erfüllt das Schicksal ihm Jahre später seinen Wunsch – „Mit Wünschen muss man vorsichtig sein“ – und gibt ihm damit Gelegenheit, seine menschliche Fairness zu entwickeln. Am Ende reichen sich drei Generationen aufgeklärt und versöhnlich die Hände. Ausdrucksstarke Zeichnungen des 24-jährigen Künstlers aus Karlsruhe ergänzen das Theaterstück in fünf Aufzügen, das die Grenzen des JULIT:))) erfolgreich ausreizt und spielerisch mit epischer Sprache jongliert.

In der Geschichte: „Teil von mir“ der 25-jährigen Kölner Autorin Jennifer Gerding überwindet die Hauptfigur am Ende sogar den Wunsch nach Erwünschtheit durch die eigenen Eltern. Das Ziel ist erreicht, wenn ich mir selbst so erwünscht bin, wie ich ins Leben geboren wurde. Nebenbei wird die menschenfeindliche Einstellung der katholischen Kirche bloßgelegt, nach deren Dogma man zwar lesbisch veranlagt sein kann, es aber lebenslang nicht ausleben darf, wenn man trotzdem in den Himmel kommen will… Die Hauptfigur dagegen wünscht sich am Ende, egal ob hetero- homo-, oder sonst wie sexuell eine glückliche Tochter, die ohne religiöse Bevormundung in Einklang mit sich selbst lebt.

Stürmischer, langanhaltender Applaus und dreimal je 500 Euro für drei gelungene Kurzgeschichten waren der Dank an die sympathischen jungen Gewinner.

Preisstifter Frank Hichert verkündete am Ende  der Veranstaltung noch schnell das Thema für das 4. JULIT:)))-Preisausschreiben: Darwin und die Liebe – wie passen Lesben und Schwule in die Evolution?

Dazu sind natürlich keine Biologieaufsätze gefragt, sondern spannende, einfallsreiche Geschichten, die weiterhin Konfessionsfreiheit als positiven Wert vertreten!


PreisträgerInnen: Christoph Heimbach, Jennifer Gerding und Juliane Richert mit Jury: Frank Hichert (Stifter des JULIT:)))), Latifa Bey (FHS-Vorstand; Arbeitskreis Lesben und Schwule bei ver.di; Fan-Club des 1. FC Köln „andersrum rut-wieß“), Ralf König (Comic-Zeichner und Autor) und Susanne Clarenbach (FHS-Vorstand; Arbeitskreis Lesben und Schwule bei ver.di; Fan-Club des 1. FC Köln „andersrum rut-wieß“.

 

Die kompletten Kurzgeschichten, Christoph Heimbachs erstklassige Zeichnungen, sowie die Teilnahmebedingungen zum 4. JULIT:))) finden sich unter:  www.julit-preis.de