Who Is Hu?

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Evelin Frerk (Foto: F. Nicolai)

BERLIN. (hpd) In der zweiten Menüzeile des hpd gibt es seit einiger Zeit schon den Punkt „WHO IS HU“. Was sich dahinter verbirgt, mag dem einen oder anderen Leser noch verborgen sein. Da das Projekt der Fotografin Evelin Frerk jedoch viel mehr Aufmerksamkeit gebührt, hat sich der hpd mit ihr unterhalten.

Hallo Evelin, wir kennen uns ja. Wir wollen heute über Dein Projekt „Who Is Hu“ reden – über das Portal der Humanisten. Vielleicht magst Du erst einmal etwas dazu sagen, wie es zu der Idee kam.

Who Is Hu heißt ja eigentlich „Galerie gegenwärtiger Humanisten, Agnostiker und Atheisten“. Angefangen zu fotografieren für diese Idee habe ich 2006. Die allererste Session war im Frühjahr 2006 in Lübeck. Carsten Frerk war bei den Freidenkern eingeladen und ich bin mitgefahren. Dort entstand die Idee:  Jeder  Bischof, Kardinal, Verbandsvorsitzende, Sekretär, Funktionär und ähnliche Personen  sind uns von Bildern her geläufig. Aber wie sehen Freidenker, Atheisten, Agnostiker aus und wie können sie in die Öffentlichkeit kommen? Und da dachte ich mir: „Zeigen wir uns doch einfach.“ Dafür werden professionelle Fotografen gebraucht und das war der Anfang des Projektes.

 

Also bist Du mit der Galerie bereits im sechsten Jahr… Wir haben vorhin schon kurz über Zahlen gesprochen. Im Moment hast Du fast 700 Personen portraitiert. Das bedeutet, Du fotografierst mehr als einhundert Menschen im Jahr. Nur allein für das Projekt?

Das ist nicht viel – mich drängt es danach, mehr zu machen. Ich würde mir wünschen, dass das Projekt viel schneller vorangeht.  Erst am letzten Montag habe ich acht Leute der GBS-Gruppe Hamburg fotografiert. Sie gehören mit zu den Humanisten, die im kommenden Jahr  2013 den Kirchentag „begleiten“. Und ich finde es gut, sie über die Galerie vorzustellen damit alle sehen: diese acht sind mit bei denen, die sich kümmern, die etwas auf die Beine stellen. Eben „Who is Hu“.

 

Wie viele Fotos sind derzeit in der Galerie?

Ich habe 697 Menschen fotografiert; online sind davon derzeit 523. Augenblicklich gibt es eine Warteschleife von 174 Teilnehmern, deren Galerie „nur noch“ anzulegen und online zu stellen sind. 

 

Da ja mindestens vier Fotos pro Person online sind; meist sogar mehr, gibt es in der Galerie inzwischen etwa 2.500 Portraits online.

Es sind viel, viel mehr.
Aber es hat mich nie interessiert, wie viele Bilder ich von einem Menschen mache. Es interessiert mich nur, den Menschen zu dokumentieren und die Bilder zu teilen.

 

Du lebst ja vom Fotografieren; das ist Dein Beruf. Aber dieses Projekt passiert „nebenbei“. Damit verdienst Du kein Geld. Warum tust Du das? Was treibt Dich an?

Das ist ganz einfach zu erklären: Jeder tut, was er kann. Und ich kann eben fotografieren und das in einer technisch verwendungsfähigen hochwertigen Qualität. Deshalb denke ich, es ist meine Sache, eben dieses zu tun.

 

Hast Du ein Ziel, wie viele Menschen Du portraitieren möchtest?

Ich werde natürlich nicht alle Humanisten, Agnostiker und Atheisten dieser Welt fotografieren können…

 

Na ja, Deutschland, Österreich und die Schweiz sind ja schon gut dabei…

Es gibt ähnliche Projekte in anderen Ländern. In den USA zum Beispiel. Dort ist ein sehr spannendes Online-Portal entstanden, bei „Who Is Hu“ dagegen ist die Veröffentlichung auch in Print-Medien möglich. Aber vielleicht kann man das alles mal zusammenbringen, so dass daraus eine große Bewegung  entsteht.

 

Die Bewegung gibt es ja. Sie stellt sich nach Außen nur nicht ausreichend dar.  Ich meine ja gerade, dass das der große Vorteil von Who Is Who ist: Menschen zeigen Gesicht.

Nicht nur das. In der Galerie ist seit einem Jahr etwa auch Platz für eine Vita. Das heißt: jeder kann sich selbst mit einigen Worten beschreiben und aufschreiben, weshalb er sich der Galerie zugehörig fühlt. 

Es sind Menschen dabei,  die keiner Organisation angehören, sondern „Privatmenschen“ sind. Und nun können sie öffentlich mit eigenen Worten sagen, wie sie ihre Weltanschauung  bezeichnen, wie sie entstand, was ihnen dabei ein persönliches Anliegen ist.

 

Gleich noch zum Stichwort „Vereine und Verbände“: Was an der Galerie auffällt, ist, dass es durch alle säkularen Vereine und Verbände vertreten sind. Dass es hier die oft wahrgenommene Abgrenzung nicht stattfindet.

Jeder Teilnehmer versichert mit seiner Unterschrift (s)eine säkulare Weltanschauung. Mitgliedschaften in Vereinen oder Verbänden sind interessante Zusatzinformationen zum gegenseitigen Kennenlernen. Ich hoffe auch für die Organisationen an sich, die sich mit ihren Mitgliedern zeigen.

 

Noch einmal zurück zu den Zahlen: ich habe gerade überlegt, wenn ein Drittel der deutschen Bevölkerung nichtgläubig ist, dann könnten 20 Millionen Personen portraitiert werden.

Immer ran! Aber das werde ich nicht allein machen können.

 

Könntest du dir denn vorstellen, dass Dir andere – also Fotografen – helfen beziehungsweise mitarbeiten?

Gern. Ich hab das jetzt allein angefangen. Und ein paar Freunde helfen mir bereits – aber das sind wirklich Freunde und alle arbeiten ehrenamtlich. Im Moment kann ich nichts zahlen. Aber rechnen wir mal: ich habe derzeit knapp 700 Menschen portraitiert. Ein Fotograf bekommt für eine Sitzung rund 200 Euro. Dann ist durch die Fotografie also mein alleiniges Zutun ein ganz ordentliches Kapital zusammengekommen.
Design, Programmierung, Hosting etc. hinzugerechnet, wird das schon eine erkleckliche Summe, ein Wert, der in Who Is Hu steckt.

 

Das sind rund 140.000 Euro allein für die Fotos!

Ja, und da sind die 200 Euro je Session noch gut gerechnet. Es sind ja keine geknipsten Fotos. Denn ich arbeite ja immer mit Hintergründen. Mit grau oder schwarz oder gern auch mit Pergamin, weil das die Schatten weich macht. Ich benutze keine harten Hand-Blitze sondern leuchte die Szene richtig aus.

Das heißt: ich habe immer zwei Lampen dabei; wenn ich mit dem Flugzeug unterwegs bin, mindestens eine. Wenn kein Equipment dabei ist, dann kann ich auch anders. Aber im Prinzip – und das sieht man der Galerie sicherlich auch an – ist es professionelle Portait-Fotografie. Deshalb habe ich sozusagen immer ein kleines Studio dabei.

 

Noch einmal auf die Frage zurück: Würdest Du denn auch mit anderen Fotografen zusammenarbeiten?

Wenn wir uns verstehen und einigen: gerne. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, wenn jemand sagt: ich mach alles vor Grün oder: ich nehme immer die modernste Tapete, die auf dem Markt ist, dann kann das ein sehr guter Kontrast zu meiner Arbeit sein. Wenn aber einer sagt: ich fotografiere immer das Wohnzimmer, denn es ist mir wichtig, wie die Menschen in ihrer Umgebung sind, dann passt das nicht zu dem Stil meiner Bilder.
In der Galerie steht der Mensch im Vordergrund. Und der interessiert mich mehr als das Ambiente, in dem er sich aufhält.
Ich arbeite am liebsten mit dem, was man nicht anfassen kann zum Beispiel Licht. Requisiten sind eher Ausnahmen.

 

Es fällt auf in der Galerie, dass die Abgebildeten oft entweder Dinge in der Hand haben oder in der Bewegung sind; es sind keine starren Fotos…

Natürlich! Der Mensch bewegt sich! Denn das interessiert mich am Leben: das Hinschauen und das Dokumentieren der Sache, wie ich sie sehe.