Die katholische Kirche Deutschland will geheim halten, ob ihr Vermögen klimaschädlich angelegt ist. Die Auskunftsklage von correctiv gegen das Kölner Erzbistum liegt jetzt dem Verwaltungsgericht Köln zur Entscheidung vor: muss die Kirche ihre milliardenschweren Anlagen offen legen?
Die katholische Kirche wehrt sich weiter gegen Transparenz bei den eigenen Finanzen, und damit den Kirchensteuern. Das Kölner Erzbistum, das CORRECTIV stellvertretend für die katholische Kirche verklagt, lehnt eine Offenlegung des eigenen Vermögens weiter ab. Nun muss das Verwaltungsgericht Köln entscheiden.
CORRECTIV hatte schon im vergangenen Herbst alle 27 Bistümer aufgefordert offenzulegen, wie sie ihr milliardenschweres Vermögen aus Kirchensteuern und historischen Vermögen investiert haben. Kein Bistum war dazu bereit.
Daher haben wir im Februar bei dem Verwaltungsgericht Klage gegen das Erzbistum Köln eingereicht.
Die rheinische Kirche hat mehr als zwei Millionen Mitglieder und ist auch besonders wohlhabend. Laut dem in dieser Woche veröffentlichten Geschäftsbericht nahm es im Jahr 2016 rund 630 Millionen Euro an Kirchensteuern ein. Von dem gesamten Vermögen in Höhe von 3,6 Milliarden Euro hat das Bistum etwa 2,7 Milliarden Euro in Wertpapieren angelegt. Aber wohin fließt das Geld? Möglicherweise auch in klimaschädliche Anlagen wie australische Kohlefirmen, afrikanische Bergwerke oder amerikanische Erdölkonzerne.
Ist die Religion auskunftspflichtig?
Die Kölner Diözese beharrt auch nach Erhebung einer Klage durch unseren Anwalt Thorsten Feldmann von der Kanzlei jbb auf ihrem Standpunkt. Damit liegt der Fall jetzt dem Gericht zur Entscheidung vor. Die Richter werden den Fall in den kommenden Monaten verhandeln, ein Termin steht noch nicht fest.
Sollte das Gericht unserer Argumentation folgen, muss das Bistum offen legen, in welchen Firmen oder Fonds sein Vermögen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro angelegt ist. Ob darunter zum Beispiel klimaschädliche Erdölfirmen sind. Stimmen die Richter hingegen dem Kölner Erzbistum zu, dann gehören die Finanzanlagen zu innerkirchlichen Angelegenheiten und müssen nicht publik gemacht werden.
Unsere Argumentation: Kirchensteuern sind staatlich eingezogene Steuern. Ihre Verwendung sollte daher genauso transparent sein wie staatliche Steuern. Das Erzbistum Köln hingegen argumentiert: das Bistum sei keine Behörde und damit Journalisten nicht auskunftspflichtig.
Außerdem führt das Bistum das "religiöse Selbstbestimmungsrecht" an. Daher gelte der Auskunftsanspruch der Presse nicht bei religiösen Angelegenheiten. Die Verwendung der Kirchensteuern sei eine innerkirchliche Angelegenheit. Zudem verwende das Bistum die erhobenen Kirchensteuern für seine Arbeit und füge diese nicht den Finanzanlagen hinzu.
Ein Präzedenzfall
"Wir werden hier einen Präzedenzfall schaffen", sagt Rechtsanwalt Feldmann. Zum ersten Mal würde entschieden, ob die Einnahmen der Kirchensteuer letztendlich staatlich verliehenen Hoheitsrechten unterliegt. "Wenn also die Verwendung der Kirchensteuer als öffentlich-rechtliche Verwaltungsaufgabe zu qualifizieren ist, muss das Erzbistum schließlich Auskunft erteilen wie andere staatliche Behörden auch", so Feldmann. So ein Urteil hätte Signalwirkung für alle Bistümer in Deutschland.
Bislang aber schweigen die Bischöfe und lassen ihr Geld sehr wahrscheinlich in Unternehmen anlegen, die aktiv den Klimawandel befeuern und damit dem Geist der Klima-Enzyklika von Papst Franziskus widersprechen. "Die Menschheit ist aufgerufen, sich der Notwendigkeit bewusst zu werden, Änderungen im Leben, in der Produktion und im Konsum vorzunehmen, um diese Erwärmung (...) zu bekämpfen," schrieb der höchste Kirchenmann Franziskus in einer Enzyklika im Jahr 2015.
Sein Appell hat weltweit schon Gehör gefunden: In der vergangenen Woche gab die katholische "Klima-Bewegung" bekannt, dass vierzig katholische Institutionen künftig nicht mehr in fossile Anlagen wie Teersand oder Ölraffinerien investieren. Ihr Geld abziehen wollen beispielsweise die katholischen Diözesen Assisi in Italien sowie Kapstadt in Südafrika. Auch die deutsche Wohlfahrtsorganisation Caritas macht mit. Nur die deutschen Bistümer halten sich nicht an das, was der Papst verlangt.
Die Prophezeiung des Papsts
Umweltorganisationen wie "350.org" schätzen, dass in durchschnittlichen Finanzanlagen rund zehn Prozent des Geldes in Firmen von fossilen Brennstoffen fließt. Das wären allein beim Kölner Bistum rund 200 Millionen Euro. Papst Franziskus hatte den Gläubigen in seiner Enzyklika prophezeit: "Viele von denen, die mehr Ressourcen und ökonomische oder politische Macht besitzen, scheinen sich vor allem darauf zu konzentrieren, die Probleme zu verschleiern oder ihre Symptome zu verbergen."
Das Erzbistum Köln hätte nun angesichts unserer Klage die Chance gehabt, seine Finanzanlagen transparent zu machen.
Erst im vergangenen Jahr forderte CORRECTIV die Bundesländer auf, ihre Anlagen aus dem Pensionsfonds offen zu legen. Auch sie weigerten sich zunächst, lenkten aber im Laufe der Recherche ein. Vor allem das Finanzministerium in Baden-Württemberg zögerte lange: erst als wir dem Ministerium den Entwurf einer Auskunftsklage schickten, legte das Bundesland die Anlagen des Pensionsfonds offen.
Sieben von sechzehn Bundesländern legen ihr Geld in klimaschädliche Firmen an. Bei den Bistümern dürfte es ähnlich sein.
7 Kommentare
Kommentare
Sven am Permanenter Link
also es kommt Bewegung ins spiel. und ich finde es gut das es so viele berichte von Frauen hierauf hpd geschrieben werden.
Noncredist am Permanenter Link
>> Unsere Argumentation: Kirchensteuern sind staatlich eingezogene Steuern. <<
>> Außerdem führt das Bistum das "religiöse Selbstbestimmungsrecht" an. Daher gelte der Auskunftsanspruch der Presse nicht bei religiösen Angelegenheiten. <<
Dies wiederum ist einfach dämlich. Die Finanzierung hat mit einer religiösen Handlung - insbesondere bei der Jesus-Geschichte - absolut nichts gemeinsam. Weder förderte Jesus persönlich die Finanzierung von Gemeinden, noch sprach er hierzu aus. Die Finanzierung der Kirche ist somit eine NICHT religiös begründbare Handlung. Man kann da eher mit dem Gegenteil argumentieren, als Gott WEGEN dem Geld in einem Tempel ausrastete oder seinem Jünger mitteilte, er solle auf Reichtümer verzichten, alles verkaufen und unter den Armen verteilen und lieber in Armut ihm folgen. Schließlich erwartet ihn ja der große Lottogewinn ... wenn Gott es so will.
Bin gespannt, ob sihc da was ergibt. Aber habe selbst keine allzugroße Hoffnung. Selbst die Gratisverteilung von Herrn Frerks glasklar geschriebenen Schwarzbuch der Kirchenfinanzen bei den Politikern hat zu gar nichts geführt. Staat und Kirche sind "theoretisch" getrennt, handeln aber de facto wie zusammengewachsen. Dies aufzubrechen wäre wunderbar, benötigt aber sicherlich mehr als nur eine einfache Nachfrage. Dennoch hoffe ich, dass es in einigen Generationen kein Zweifel mehr daran gibt, dass Kirchen sich um ihre Angelegenheiten selbst kümmern müssen ... inklusive der Finanzierung. Komplett ohne Staat. Aber dies werden ich wohl nicht mehr erleben ;)
Wolfgang am Permanenter Link
Das Geld der Kirchen nennt man in eingeweihten Kreisen Schwarzgeld. Sie können gar nicht ihre Vermögen offen legen, weil sie gar nicht wissen, wie viel Geld sie überhaupt gebunkert haben.
Michael Schulz am Permanenter Link
Diese Mafia des Glaubens hat schon immer lieber genommen, denn gegeben. Nur ein kleines Bespiel.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Ein alter Ausspruch seitens Unehrlichkeitsnutzniessern kommt mir so in den Sinn: "Ehrlich währt am Längsten, doch wer nicht klaut, der kommt zu NICHTS !"
Thomas B. Reichert am Permanenter Link
Die röm-kath Kirche in Deutschland besitzt etwa 250.000.000.000 Euro Vermögen und die evang. Kirche in Deutschland nochmals 200.000.000.000 Euro.
Das ganze Vermögen wurde unter anderem durch Urkundenfälschung, arglistige Täuschung, Sklavenhandel, Leibeigenschaft, Ablasshandel, Raubmord, Erbschleicherei, Zehnten, Betrug, Nötigung ... "erworben". Das ganze Vermögen ist Blutgeld - blutiges Geld unserer Ahnen und jeder der von dem Blutgeld profitiert macht mit dem Schwachsinn weiter und belügt und betrügt seine Mitmenschen.
Werner Helbling am Permanenter Link
Ja, das stimmt leider.