Aufklärung & Kritik 3/2013 erschienen

NÜRNBERG. (hpd/gkpn) Das dritte Heft für das Jahr 2013 von „Aufklärung und Kritik“, der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Als Übersicht der vielfältigen Artikel und Themen hat die Redaktion dem hpd das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Liebe Leser und Leserinnen,

Information ist überall – technologisch aufbereitete Informationen bestimmen nicht nur, was in unsere Massenmedien gespeist wird, sondern auch über viele Lebensfelder jedes Einzelnen, ob er nun Online-Banking betreibt und seine Privatkommunika-tion über Facebook abwickelt oder ob er auf Telefon und Zeitung setzt. Die Enthüllungen über weltweite Überwachung, regelmäßige Berichte über Cyber-Kriminalität und die ganz allgemeine Frage, welche Details meiner Identität eigentlich wem wo online vorliegen, zeigen, dass niemand unberührt bleibt, ob man nun Laptop und Smartphone besitzt oder nicht. Das kann man beklagen oder begrüßen (ich neige eher zu letztere Einstellung), zu ändern ist es nicht. Umso wichtiger wird, nicht die Augen vor digitalen Technologien zu verschließen, sondern sich kritisch, philosophisch und auch politisch mit ihnen zu beschäftigen. Wenn Sie dieses Vorwort lesen, wissen Sie bereits mehr als ich über die politischen Folgen der Snowden-Enthüllungen – denn Sie kennen die Resultate der Bundestagswahl 2013.

Ganz in diesem Sinne widmet sich Prof. Dr. Roland Benedikter in unserem ersten Beitrag der Zukunft der Einbildung. Information, Informationssicherheit. Es geht ihm darin um die Frage, wie sich die Vorstellungs- und vor allem die Einbildungskraft durch Technologisierung verändern, von „Superhumanismus“ und „Bodyhacking“ bis hin zum „neurologischen Gedankenlesen“ und dem Drohnenkrieg.

Dr. Gerhard Engel fragt im Anschluss ganz unverblümt: Verdient der Markt noch unser Vertrauen? Er resümmiert darin eine Tagung gleichen Titels aus dem letzten November und stellt Ergebnisse der Tagungsbeiträge vor, die sich etwa damit befassen, warum die orthodoxe Ökonomie die Finanzmarktkrise nicht vorhergesagt hat und welche Mechanismen ein mehr oder weniger liberaler Staat einführen kann und auch einzuführen sollte, um seine Bürger vor den Märkten zu schützen.

Das Problem der Objektivität der Moral ist Kern des Beitrags von Prof. Dr. Hans Albert. Er widmet sich anhand von Gerhard Ernst und anderen Grundbegriffen und -fragestellungen von Skepsis, Wissen, Glaube und zieht Rückschlüsse auf Zuverläs-sigkeit und Objektivität der Moral.

Dr. Klaus Peter Müller nimmt sich eines Grundproblems der menschlichen Zeitstruk-turierung an: Der Langeweile, dem ‚horror vacui‘ der Zeit. Unter Rückbezug auf u.a. Pascal, Fichte und Platon beschäftigt er sich mit Nutzen und Bedrohung durch un-strukturierte, negativ erlebte Zeit.

Mit dem Gegenteil, einer als sinnvoll und „glücklich“ erlebten Zeit befasst sich Prof. Dr. Dagmar Fenner, indem sie versucht, Begriffe und Theorien des Glücks zu typolo-gisieren. Hedonismus, Zieltheorien und utiitaristische Güter-Theorien stehen dabei im Zentrum.

Prof. Dr. Thomas Rießinger analysiert in Bischöfliches Vertrauen die Deutungskünste Wolfgang Hubers. Huber hatte eine Anthologie „vertrauenswürdiger“ Schriften, vor allem aus der Bibel, herausgegeben und interpretiert, und Rießinger stört sich nicht nur an einer dieser Interpretationen.

Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber liefert in seinem Artikel einen Überblick über Denis Diderots Kirchen- und Religionskritik abseits der orthodoxen Diderots-Auslegung. Insbesondere geht es ihm darum, in einer Systematik von Diderots Religionskritik nachzuweisen, dass diese keineswegs durchgehend und stringent umgesetzt ist und sich auch in Diderots atheistischen Aussagen deistische Ansätze finden lassen.

Dr. Erich Satter nimmt bei Diderot den Faden auf und betrachtet kulturethische Positionen von diesem bis zu Victor Krafts kognitiv-ethischem Parallelismus. Synästhesie von Ethik und Ästhetik liefert aber nicht nur philosophische Positionen, sondern auch einen kunstgeschichtlichen Überblick über ethisch wirksame Werke.

Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst!, ruft Franz-Josef Paulus mit d’Holbach aus und analysiert dessen materialistische Religionskritik insbesondere in Abgrenzung zu Zeitgenossen wie LaMettrie und Voltaire.

Die letzten vier Beiträge im Hauptteil sind als „Feuerbach-Block“ zu bezeichnen: Dr. Josef Winiger betrachtet in seinem Beitrag Ludwig Feuerbachs Bedeutung für den Frühsozialismus in Deutschland – von der ersten Berührung mit kommunistischen Ideen, seiner Motivation, sich ein Leben lang für die Rechte anderer Klassen publi-zistisch einzusetzen bis hin zu seiner Bedeutung für sozialistische Ideen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Dr. Michael Jeske verfolgt die Wirkungslinie von Feuerbach zu Freud in der Psycho-logie und Psychoanalyse: Sein Beitrag Feuerbach und Freud – Von der psychologischen Erklärung der Religion zur Psychologie des Unbewussten untersucht die Entstehung von psychischen Erklärungen der Religion, des Gewissens und der Philosophie des Leibes.

Hans-Jürgen Stubig und Monika Stubig melden, dass ein umfangreicher Briefwechsel Feuerbachs mit Konrad Deubler wieder aufgefunden wurde und liefern Text- und Bildmaterial zu den Briefen Feuerbachs an den „Bauernphilosophen“ und zu deren Entstehungsumständen.

Abschließend schildert Dr. Alfred Kröner Die letzte Lebens- und Schaffensperiode Ludwig Feuerbachs in Nürnberg, die 1860 mit Feuerbachs Umzug von Bruckberg auf den Rechenberg in (damals bei) Nürnberg beginnt und 1872 mit seinem Tod und der Beisetzung auf dem Johannisfriedhof endet.

Im FORUM erwartet Sie wieder eine anregende Mischung aus diversen Themenbe-reichen. Dr. Mohammed Khallouk und Prof. Dr. Udo Steinbach (zuletzt auch an der ZDF-Debatte vom 12.9.13 zum syrischen Bürgerkrieg beteiligt) denken über die Bedeutung der Politisierung des Islam für den westlichen und den muslimischen Kulturkreis nach, Prof. Dr. Uwe Hillebrand reflektiert über Theologische Wahrheiten, René Kanzler lässt Nietzsche über Heiterkeit und Lachen zu Wort kommen.

Esther Grundmann sucht in zwei Romanen Genazinos nach Anregungen für eine philosophische Praxis, Dr. Sigbert Gebert analysiert den Suizid als „rationale“ Problemlösung und soziale Belastung, Dr. Ulrich Meyberg spricht zum gleichen Themenkomplex unter dem Titel von Hammer und Nagel und abschließend wenden sich Prof. Dr. Wilhelm Ripl und Kristof Berking einer ökologischen Fragestellung zu: Dem Verlust von verdunstungsfähiger Landschaft als klimaänderndem Faktor.

Auch in dieser Ausgabe finden Sie wieder Buchbesprechungen zu diversen Themen, von Nietzsche, Islamismus und Religionskritik über Totalitarismus bis hin zu Tolstoi, Gerechtigkeit, evolutionärem Humanismus und Pornographie.

An dieser Stelle bleibt mir wie immer nichts weiter, als Ihnen allzeit gute Lektüre zu wünschen und Sie herzlich im Namen der gesamten Redaktion zu grüßen!

Dennis Schmolk

Hier kann das Heft bestellt werden.