Arthur-Koestler-Preis an Hans Küng

In seinem 2013 vorgelegten Buch "Erlebte Menschlichkeit", dem dritten Teil seiner Lebenserinnerungen, war Küng ebenfalls auf die Möglichkeit des selbstbestimmten Abschieds unter Inanspruchnahme einer Schweizer Sterbehilfegesellschaft eingegangen, was für großes Aufsehen gesorgt hatte.

In seiner Erwiderung dankte Professor Küng herzlich, dass er für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, und betonte ganz klar: "Ich verteidige und plane keinen Selbstmord; auch am Ende eines Lebens läge Mord nur dann vor, wenn er aus niedriger Motivation, aus Heimtücke und durch Gewalt gegen den Willen des Betroffenen geschieht. Aber ich nehme meine Verantwortung wahr für mein Sterben zu gegebener Zeit, eine Verantwortung, die mir niemand abnehmen kann. (...) Gott schenkt mir, so hoffe ich, die Gnade, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen; der späteste wäre für mich zweifellos eine beginnende Demenz. (…) Dass ein solches Ende 'vorzeitig' wäre, ist eine bloße Behauptung. In der Bibel wird die Selbsttötung (Freitod, Suizid) nirgendwo ausdrücklich verboten, die des Abimelech, des Samson und des Königs Saul zum Teil mit Zustimmung berichtet. Als Theologe und Christenmensch bin ich der Überzeugung, dass das menschliche Leben, das der Mensch ja nicht sich selber verdankt, letztlich eine Gabe Gottes ist. Aber zugleich ist das Leben nach Gottes Willen auch des Menschen Aufgabe. Es ist so in unsere eigene (nicht fremde!) verantwortliche Verfügung gegeben. Dies gilt auch für die letzte Etappe des Lebens, das Sterben. Niemand soll zum Sterben gedrängt, aber auch niemand zum Leben gezwungen werden."

Die Palliativmedizin begrüßt Küng in seiner Rede ausdrücklich, aber: "Auch Schmerztherapeuten räumen ein, dass in manchen Fällen nur 'weitgehende' Schmerzlinderung möglich ist – außer man nimmt den Patienten alle 'Wachheit' ('Vigilanz') und macht ihn willenlos, ja bewusstlos. Sterbewünsche müssen also ernst genommen werden, aber nicht allen kann allein mit 'mehr Zuwendung' begegnet werden. Gründe für Sterbewünsche können auch der andauernde Verlust der persönlich empfundenen Würde und des Lebenssinns oder die fehlende Aussicht der Verbesserung der gesundheitlichen Situation sein." Das Publikum lauschte diesen klugen und freundlich vorgetragenen Ausführungen gebannt. Beim anschließenden Umtrunk war für manche noch Gelegenheit, mit Professor Hans Küng ein kurzes persönliches Wort zu wechseln.

Wega Wetzel