Neuinfektionen
Tatsache ist, dass sich in Deutschland jährlich circa 3.500 Menschen mit HIV infizieren. Rund 80 Prozent davon sind Männer, die sich im sexuellen Kontakt mit Männern infizieren. Circa 400 der 3.500 sind Frauen, die sich über heterosexuellen Sex oder intravenösen Drogengebrauch (gebrauchte Spritzen) infizieren.
Die Zahlen sind seit einigen Jahren auf diesem recht hohen Niveau stabil. Im europäischen Vergleich steht Deutschland damit gut da, im weltweiten sowieso.
Weltweit infizierten sich nämlich nach Schätzungen von UNAIDS täglich etwa 6.000 und somit jährlich 2,3 Millionen Menschen mit HIV (darunter 260.000 unter 15 Jahren).
Am stärksten betroffen ist Afrika südlich der Sahara mit 69 Prozent aller HIV-Infizierten und 71 Prozent aller Neuinfektionen weltweit. Festzustellen ist aber auch eine deutliche Zunahme der Neuinfektionen in Osteuropa und Zentralasien.
Neben den gesellschaftlichen Auswirkungen sind hier der Zugang zu medizinischer Versorgung und den teuren HIV-Medikamenten die größten Probleme. Dank internationalem Therapie-Aktivismus, Patentabkommen für billigere Medikamente und Hilfsprogrammen erhalten zwar immer mehr Betroffene die lebenswichtigen Medikamente, diese kommen aber immer noch in vielen Ländern nur einer kleinen Minderheit zu. Zudem sind die Budgets für Prävention immer wieder in Gefahr, wie UNAIDS gerade wieder warnt.
Was tun?
An Aktionen zum Welt-Aids-Tag teilnehmen, Rote Schleife tragen, Forderungen nach größeren offiziellen Hilfsprogrammen unterstützen, privat Geld spenden, einen selbstverständlichen und - wo nötig solidarischen - Umgang mit HIV-Infizierten pflegen und Bewusstsein für die eigene Verantwortung im Infektionsgeschehen, die Menschenrechtssituation (potenziell) Betroffener in den osteuropäischen Nachbarländern aufmerksam verfolgen: Was bleibt in Deutschland sonst noch zu tun?
Aktuell könnte man sich zum Beispiel für die Kampagne "Saubere Spritzen für Gefangene" einsetzen, indem man dazu beiträgt, dass bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember möglichst viele Unterschriften zusammenkommen.
Die Situation in deutschen Haftanstalten ist bezüglich Diskriminierung und Gesundheitsversorgung HIV-Infizierter sowieso in weiten Bereichen problematisch.
Hinzu kommt das Risiko, sich über bereits benutzte Spritzen mit HIV und Hepatitis zu infizieren. Dass bei einem nicht gerade geringen Anteil der rund 20.000 Menschen in Haft auch intravenöser Drogengebrauch vorkommt, ist kein Geheimnis. Trotzdem haben in Deutschland nur 0,16 Prozent der Gefangenen Zugang zu sterilen Spritzen und Nadeln. "Das war nicht immer so: In den 90er Jahren gab es mehrere Spritzentauschprojekte in Deutschlands Haftanstalten, sie waren erfolgreich, aber fast alle wurden aus drogenpolitischen Gründen eingestellt. Seitdem wird die Gesundheit der Gefangenen aufs Spiel gesetzt, denn Drogen werden auch in Haft genommen", so die Kampagne.
Katholiken geben tödlichen "Ratschlag"
Ein anderes wichtiges Betätigungsfeld bieten die christlichen Präventionsverhinderungsprojekte. Auf internationaler Ebene schaffen es religiöse Wortführer nicht nur, die sexuelle Selbstbestimmung und Schwangerschaftsverhütung aus Hilfsprogrammen zu streichen. Auch die verheerenden Folgen der Kondomfeindlichkeit für die HIV-Infektionszahlen zum Beispiel in katholischen Ländern sind bekannt. Trotzdem gelingt den Katholiken gerade im Aids-Bereich immer noch regelmäßig eine Einflussnahme darauf, dass Projekte keine offiziellen Gelder bekommen, die Kondome verteilen oder dazu aufklären. Und zwar zum Beispiel in den USA selbst und in deren internationalen Projekthilfen!
So ruft die Caritas Internationalis zum diesjährigen Welt-Aids-Tag auch zum "unverminderten Kampf gegen Neuinfektionen und gegen die Diskriminierung HIV-Infizierter" auf. Der Präsident des im Vatikan angesiedelten Dachverbands von 165 nationalen Caritas-Verbänden, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, erklärt, was damit gemeint ist: Als Hauptweg im Kampf gegen Aids nannte der Kardinal sexuelle Enthaltsamkeit und Treue. "Das Ziel 'Null neue HIV-Infektionen' kann erreicht werden durch verantwortliche Beziehungen und verantwortliches Individualverhalten, einschließlich der Beschränkung sexueller Kontakte auf eine dauerhafte und wechselseitig treue Ehe zwischen einem Mann und einer Frau", erklärte Maradiaga (Quelle: KNA).
Corinna Gekeler