Serien neu gesehen

Die besseren Nachrichten: The Newsroom

newsroom_titel.jpg

Ausschnitt eines Facebook-Bildes

BERLIN. (hpd) Ein republikanischer Nachrichtensprecher, der in seiner Sendung regelmäßig die Mängel seiner Partei aufdeckt? Eine Nachrichtensendung, die besser ist als jede Sendung, die real existiert und zeigt, wie die Berichterstattung hätte sein sollen? Das ist The Newsroom – eine Fernsehserie.

Ganz unumstritten ist The Newsroom nicht. Einige finden, es würde eindimensional auf Republikanern herumgehackt, die Serie ersticke in ihren schlimmsten Momenten an ihrer Scheinheiligkeit, sei dabei aber gewitzt, raffiniert und von manischer Energie. Insgesamt kommt die zweite Staffel bei der Kritik besser weg als die erste, sie sind auch unterschiedlich aufgebaut. Der Sender HBO hat die Serie verlängert, es wird eine dritte Staffel geben.

Worum geht es bei The Newsroom?

Es geht selbstverständlich um die Charaktere, deren Beziehungen untereinander und um die Nachrichten. Das Kabelnetzwerk ACN (Atlantis Cable Network) ist fiktional, aber die Nachrichten, über die in News Night berichtet wird, sind Ereignisse, die tatsächlich stattgefunden haben. Dabei wird das Motto beherzigt, "A journalist’s job ist to question those in power, not get into bed with them." ("Der Job eines Journalisten besteht darin, die Mächtigen in Frage zu stellen, nicht mit ihnen ins Bett zu gehen.")

In der ersten Staffel geht es in jeder Folge um ein wichtiges Nachrichtenereignis der jüngeren Vergangenheit (2010/2011), wie etwa die Deepwater Horizon (BP) Ölkatastrophe im April 2010 im Golf von Mexiko, oder die Tötung Osama Bin Ladens 2011. Da der Zuschauer die realen Ereignisse kennt, ist man mit dem Kontext vertraut, müssen keine ausführlichen Erklärungen geliefert werden und es ist mehr Zeit für die Entwicklung des interpersonellen Dramas im Team.

Schon in der ersten Folge stellt sich heraus, dass Nachrichtensprecher Will McAvoy (Jeff Daniels, der für die Rolle den Primetime Emmy erhielt) und die leitende Produzentin der Sendung, MacKenzie McHale (Emily Mortimer), eine persönliche Geschichte haben. Er wirkt wenig begeistert, sie wieder zu sehen. Nach mehrjähriger Berichterstattung aus Kriegsgebieten will MacKenzie mehr Ruhe in ihrem Leben. Sie bringt Jim Harper (John Gallagher Jr.) als Produzenten mit, er entwickelt Gefühle für die frisch ernannte Produktionsassistentin Maggie (Alison Pill), die wiederum mit Don Keefer (Thomas Sadoski) liiert ist, dem bisherigen leitenden Produzenten.

Die zweite Staffel, die bisher nur in englischsprachigen Ländern lief, ist anders aufgebaut. In einem Erzählbogen mit Rückblenden geht es um eine Reportage des News Night-Teams, die sich später als Ente erweist: Das United States Marine Corps soll 2009 während des Kriegs in Afghanistan Sarin-Gas eingesetzt haben, als Angehörige der Armee gerettet wurden. Die Geschichte basiert auf einem Skandal, der sich 1998 tatsächlich ereignete, als CNN und Time fälschlich über den Einsatz von Sarin während des Vietnamkrieges berichtet hatten. Die persönliche Integrität der einzelnen Teammitglieder wird in Frage gestellt, vor allem von Maggie Jordan (Alison Pill), die in Afrika ein traumatisches Erlebnis hatte, das ebenfalls im Laufe der Staffel aufgeklärt wird.

Ganz hervorragend sind auch die Nebenfiguren, wie etwa Neelamani "Neal" Sampat (Dev Patel) als Schreiber von Wills Blog und höchst Internet-affin. Er erkennt lange vor jedem anderen die Bedeutung der Occupy-Bewegung und wird über Wochen hinweg verlacht. Die schöne Sloan Sabbith (Olivia Munn) agiert als sozial ungeschickte Expertin für Ökonomie, die ungemütliche Situationen für sich und andere herstellen und herrlich über ihre Eigenartigkeit reflektieren kann. Charlie Skinner (Sam Waterson) ist der Oberchef der ACN-Nachrichtenabteilung, der sehnsüchtig darauf gewartet hatte, endlich wieder "richtige" Nachrichten zu sehen, bis ihm einfiel, dass er selbst einen Nachrichtensender leitet. Als CEO der Atlantis World Media tritt Leona Lansing (Jane Fonda, Ex-Frau des Medienmoguls Ted Turner) immer wieder in Erscheinung. Sie hat einen starken Willen und wendet jede Methode an, um sich durchzusetzen. Nicht immer mit Erfolg.

 

 

Der Entwickler der Serie, Aaron Sorkin, ist für andere Serien wie "The West Wing", über fiktionale Vorgänge im Weißen Haus, oder den Film "The Social Network" über Facebook, (mit) verantwortlich. Sorkin war zur Vorbereitung von The Newsroom bei mehreren Kabelnachrichtensendern als Gast hinter den Kulissen, wie MSNBC, Fox News Channel und CNN. Er befragte zudem einige Schwergewichte aus dem Nachrichtensektor, Geschäftsleute sowie Männer und Frauen aus dem gesamten ideologischen Spektrum, Nachrichtensprecher, Produzenten, Manager und Podiumsgäste. In langen Diskussionen stellte er ihnen im Grunde zwei Fragen: Wie würde eine utopische Nachrichtensendung aussehen und was hält Sie davon ab, diese zu machen?

In einem Interview sagte Sorkin, "es soll eine idealistische, romantische, verwegene, manchmal komische, aber sehr optimistische, hinaufschauende Sicht auf eine Gruppe von Menschen sein, die häufig zynisch betrachtet werden. (...) Ich wollte etwas anderes machen und eine hochkompetente Gruppe von Menschen zeigen. (...) Ich weiß dass es Marktgesetze gibt, die (Journalisten) manchmal eins überbraten, aber ich liebe Underdogs – vor allem, wenn sie unrealistisch weit nach oben greifen. Das ist es, was diese Leute tun, und sie werden im Ergebnis oft hinfallen."