Alles UFO oder was?

MANNHEIM. 2007 werden die „Fliegenden Untertassen" 60 Jahre alt, haben also als legendäres

UFO-Phänomen ein Jubiläum. Die Hochzeiten der UFO-Debatte und des öffentlichen Interesses daran sind längst vorbei. Doch am Sonntagabend des 5. Mai 2007 erschienen die Fliegenden Untertassen wie aus heiterem Himmel wieder. Und zwar in der RTL II-Sendung "Welt der Wunder". "Das war ja wie bei Akte X", bewertet Werner Walter vom Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) in Mannheim die Ausstrahlung danach und "war völlig erschlagen".

Dass die Medienwelt - insbesondere der Boulevardjournalismus - jahrzehntelang hauptverantwortlich für das Entstehen und Gedeihen des UFO-Mythos ist, ist für viele Betrachter des Themas kein großes Geheimnis. "Doch dass dies noch 2007 möglich sein sollte, hätte ich mir jetzt nicht träumen lassen", so UFO-Skeptiker und UFOlogie-Kritiker Walter. In der von Hendrik Hey produzierten sowie moderierten "UFO-Show" wurde an einigen Beispielen "Das Kunsträtsel namens UFO" zusätzlich zementiert - und dies völlig unnötig. Weder waren 1947 in Roswell Aliens in einem Raumschiff abgestürzt, noch waren sie im Sommer 1990 an der deutschen Ostsee am Himmel erschienen, wie die Sendung es auszugeben gedachte und ebenso erklärte das 30 Prozent aller UFO-Sichtungen "unerklärbar" seien während es in Wirklichkeit gerade mal 3 Prozent sind.

Offenkundig hatte die verantwortliche RTL II-Produktion total in der journalistischen Recherche versagt oder dies bewusst weggelassen, "um die Story so durchziehen zu können wie man es tat, ohne knallrot an den Wangen zu werden". Und nach CENAP-Erkenntnissen ist dies genau das 60 Jahre alte Grundübel in der ganzen weltweiten Untertassen-Problematik: "Immer wieder will man zur Abwechslung Akte X spielen und braucht dies scheinbar als Alltagsflucht vor dem nüchternen journalistischen Alltag. Das Opfer sind die neugierigen Nutzer des Medium." So trifft UFOtainment das Infotainment, woraus sich eine "krasse Vorstellungswelt bei den Medien-Nutzern ergibt". Sendungen wie ganz aktuelle bei RTL II gelaufen gab es die ganzen Jahrzehnte über und förderten den UFO-Aberglauben, indem nur Halbheiten dargestellt werden und UFO-Erklärungen einfach weggelassen werden. Daraus ergeben sich dann einfach nur "kosmische Märchenstunden" unter einem lieben Onkel, der nach Walters Ansicht eher in den Kinderkanal gehört also sonst wo anders hin. Das dauernde Versagen der journalistischen Aufklärungspflicht wurde gerade im Jahr 60 des UFO-Mythos durch die wunderlichen "Welt der Wunder"-Sendung mit einem unerwarteten, wenn auch hervorragenden Lehr- und Schulbeispiel belegt.

CENAP-Gründer Werner Walter rät so den Schulen diese Sendung im Fach "Medienkunde und Umgang mit Medien" als Pflichtmaterial in Sachen "Veräppelung der Öffentlichkeit durch Medien" zu verwenden. Natürlich sind die Medien unabhängig in ihrer Berichterstattung, aber wenn sie ihrem eigenen Kodex nur aus „Spaß an der Freude" selbst ins Knie schießen ist der Spaß vorbei. Durch unfähige Berichterstattung des Popkorn-Journalismus und unter wohl auch bewusster Ausblendung aller begründeter Gegenstimmen heißt es dann seit 60 Jahren: Alles UFO oder was? Der Nachrichtensender n-tv wiederholt das UFO-Spektakel oder den Medien-Skandal am kommenden Samstag (12.5.07) ab 19:05 h: „Ufo Alarm - Außerirdische über dem Iran gesichtet".

GWUP

 

Abbildung: 

Szene aus dem 50er-Jahre Science-Fiction-Film "Fliegende Untertassen greifen an" (Cinetext)