Die Mär vom kriminellen Ausländer

Aufgrund eines Kommentars von Nicolaus Fest, dem Vizechefredakteur der Bild am Sonntag (BamS), von dem sich inzwischen sogar die Chefs von "Bild" und "BamS", Diekmann und Horn distanzierten, wurde die Diskussion um "kriminelle Ausländer" neu entfacht.

Zwar hat Fest mit seinem Kommentar der Mehrheitsmeinung entsprochen - allein diese ist falsch. Statistiken und Untersuchungen der letzten Jahre stützen solche Vorurteile nicht. Ein neues Gutachten zeigt, dass allgemeingültige Aussagen über die Verbrechensbereitschaft von Jugendlichen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, kaum zu treffen sind. Schon allein deshalb, weil die ausgewerteten Daten aus vorliegenden Studien sich zum Teil widersprechen.

Unter anderem läßt sich ein Zusammenhang zwischen Religion oder Ethnie und Gewaltbereitschaft durch keine Studie belegen. Die Studien lassen aber den Schluss zu, dass Bildung die Unterschiede bei der Gewaltbereitschaft einebnet. "Anders herum gesagt: Wer schlecht gefördert wird, schlägt eher zu, unabhängig von der Herkunft."

Damit wird Jugendkriminalität endlich nicht mehr mit einer ethischen oder religiösen Herkunft begründet, sondern mit den tatsächlichen Ursachen: dem sozialen Status (der mit dem Bildungsgrad einhergeht).

In der ZEIT werden Wassilis Kassis von der Universität Osnabrück sowie Klaus Boehnke, der an einer Studie des Innenministeriums zu den Lebenswelten junger Muslime in Deutschland mitgearbeitet hat, dazu befragt. Darin weist auch Klaus Boehnke darauf hin, dass Zuwanderer im Bildungssystem klar benachteiligt sind, was zu einer stärkeren Straffälligkeit führt.

Kassis wirft denen, die Kriminalität Muslimen vorwerfen, vor, nicht unterscheiden zu können oder zu wollen: "Muslime werden zu einer diffusen, konfusen, gefährlichen Masse zusammengeschrumpft." Dabei sind Muslime keine homogene "Masse", über die man pauschale Urteile fällen kann.