Die Meteore der Perseiden

Sterne, die vom Himmel fallen

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Screenshot aus einem NASA-Video
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In den Nächten um den 13. August lässt sich bei klarem Himmel und an einem dunklen Beobachtungsort ein kosmisches Schauspiel verfolgen: Die Perseiden geben ihr jährliches Gastspiel. Bei optimalen Bedingungen wird man alle zwei, drei Minuten einen Meteor erspähen. Die Perseiden stammen von dem Kometen 109P/Swift-Tuttle und werden schon seit rund zwei Jahrtausenden beobachtet, die ersten Berichte stammen aus China.

Zwischen glühenden Eisenstangen liegt ein Mann. Flammen umlodern ihn, dunkler Rauch steigt auf. Kurz vor seinem Tod erhebt der Mann noch einmal seine Stimme: "Der Braten ist schon fertig, dreh ihn um und iss", sagt er zu seinem Folterknecht. So beschreibt eine Legende die grausige Szene. Tatsächlich ließ der römische Kaiser Valerian den Diakon Laurentius am 10. August 258 in Rom verbrennen. Die katholische Kirche hatte einen Märtyrer mehr – und der Volksmund einen Namen für Sterne, die im Sommer vom Firmament fallen und aus dem Sternbild Perseus zu kommen scheinen: Laurentiustränen. Die soll der Heilige nach seinem Tod vergossen haben.

Was verbirgt sich hinter den Perseiden? Sind es die Gase abgestorbener Pflanzen oder elektrisch geladene Luftmassen, wie griechische Gelehrte glaubten? Erst im 19. Jahrhundert erkannte der italienische Astronom und Entdecker der vermeintlichen Marskanäle, Giovanni Schiaparelli, den kosmischen Ursprung der Sternschnuppen. Und die haben mit vagabundierenden Himmelskörpern zu tun. Schneller als jeder Düsenjet rast unsere Erde um die Sonne. Pro Stunde legt sie knapp 110.000 Kilometer zurück. Die Schwerkraft des Zentralgestirns fesselt auch die Kometen. Diese Objekte halten sich meist weit draußen im Sonnensystem auf und bestehen aus einem mehrere Kilometer großen tiefgefrorenen Kern aus Eis und Staub. Gelegentlich kommen sie ins Innere des Sonnensystems und können dabei Gas- und Staubschweife entwickeln.

Ein Meteor blitzt auf

Kometen, die auf periodischen Bahnen sehr oft die Sonne umlaufen, verlieren dabei an Substanz. Nach den Gesetzen der Himmelsmechanik bleiben die Teilchen aus dem Kern jedoch nahezu in der Spur. Durchkreuzt die Erde die Kometenbahn, setzt sie sich einem Bombardement der Brösel aus. Dringt nun ein solcher Meteoroid mit einer Geschwindigkeit von bis zu 260.000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre ein, bildet sich durch die Reibung an den Luftteilchen hinter ihm ein Plasmakanal, in dem es zu atomaren Prozessen kommt: Ein Meteor blitzt auf, meist in ungefähr 80 Kilometern Höhe. Nicht alle Leuchtspuren, die man am Himmel sieht, stammen von Kometen. Meteoroiden werden auch aus Asteroiden herausgeschlagen, die ebenfalls um die Sonne kreisen. Übersteht ein größerer Brocken den Parforceritt durch die Atmosphäre und stürzt schließlich zu Boden, spricht man von einem Meteoriten.

Der Ursprungskomet der Perseiden ist 109P/Swift-Tuttle. Einer seiner beiden Entdecker war der Farmersohn Lewis Swift aus dem US-Bundesstaat New York. Aufgrund einer Verletzung, die sich der Junge im Alter von 13 Jahren zuzog, konnte er nicht im elterlichen Betrieb mithelfen. So las er viel, vor allem über Astronomie, und beobachtete den Himmel. Am 16. Juli 1862 entdeckte Swift seinen ersten Kometen. Drei Tage später und unabhängig von ihm sichtete auch der Astronom Horace Parnell Tuttle am amerikanischen Harvard Observatorium das blasse Lichtfleckchen.

Der Komet Swift-Tuttle entwickelte sich in der Folge zu einem prachtvollen Objekt, dessen Schweif über eine Länge von 60 Vollmonddurchmessern am Himmel schimmerte. Aus den Bahndaten errechneten die Forscher damals eine Umlaufzeit von 120 Jahren und prophezeiten sein nächstes Erdrendezvous für 1981. Doch Swift-Tuttle erschien nicht. Erst am 26. September 1992 entdeckte ein japanischer Amateurastronom den Kometen wieder. Heute nimmt man für ihn eine Umlaufperiode von 133 Jahren an. Doch auch wenn er zunächst verborgen blieb, ist Swift-Tuttle mindestens seit 2.000 Jahren allgegenwärtig: Jedes Jahr schickt er Mitte August kosmische Grüße zur Erde – die Perseiden.

Die Meteore scheinen alle von einem bestimmten Punkt am Himmel herzukommen – wie die Flocken, die während einer Autofahrt durch einen dichten Schneesturm vor der Windschutzscheibe auftauchen. Dieser Punkt heißt Radiant. Seine jeweilige Lage in einem Sternbild gibt dem Meteorschauer seinen Namen. Übers Jahr verteilt, tauchen mehr als ein Dutzend auffällige Meteorschauer auf. Die ersten Perseiden zeigen sich stets Ende Juli. In diesem Jahr erreichen sie am Nachmittag des 12. August – also für uns unsichtbar am Taghimmel – ihr Maximum. Daher sind die besten Zeiten zur Beobachtung die Nächte zum 12. und 13. August jeweils in den Morgenstunden, wenn das Licht des zunehmenden Mondes nicht mehr stört. Zudem klettert das Sternbild des Perseus in der zweiten Nachthälfte am Himmel höher, was sich auf die Beobachtung ebenso günstig auswirkt wie die Tatsache, dass wir dann gleichsam in "Fahrtrichtung" der Erde ins All blicken und sich dadurch die Zahl der Sternschnuppen erhöht.

Die freie Sicht zum Firmament und ein Plätzchen ohne störendes Streulicht sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Meteorjagd. Zur Beobachtung am besten geeignet ist das bloße Auge, das man zuvor mindestens zwanzig Minuten an die Dunkelheit gewöhnt. Empfehlenswert sind außerdem warme Kleidung, eine Isomatte oder eine Liege, um längere Zeit möglichst entspannt nach oben blicken zu können. Erfahrene Amateurastronomen führen genau Protokoll und zählen die Sternschnuppen. Bei den Perseiden gibt es immer wieder besonders hell glänzende Exemplare, sogenannte Feuerkugeln. Und nicht vergessen: Vorher ein paar Wünsche ausdenken! (Helmut Hornung/mpg)

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