Heiligenquartett mit Gruselfaktor

TRIER. (hpd) Vielen von uns sind sie aus der Kindheit noch in guter Erinnerung: die Quartettspiele mit Autos, Flugzeugen, Motorrädern und Mondraketen.

Diese Tradition hat jetzt das Kolpingwerk wieder aufleben lassen: „Lerne spielerisch etwas über Heilige mit dem ersten christlichen Quartett in Deutschland!“ wirbt der Kolping-Shop mit dem von der Kolpingjugend Trier entwickelten Kartenspiel. Aufgeteilt sind die Heiligen und Seligen in die acht Themengebiete Apostel, berühmte Volksheilige, Märtyrer, Missionare, Kirchenlehrer, Moderne Heilige, Ordensgründer und Selige.

Über jede Person wird auf den Quartettkarten wissenswertes und auch weniger bekanntes vermittelt. So hatte Hildegard von Bingen angeblich sechs Berufe: Schriftstellerin, Komponistin, Künstlerin, Wissenschaftlerin, Mystikerin und Ärztin. Weniger verwundern dürfte der Hinweis, dass Kirchenlehrer Augustinus einmal Straßenräuber war.

„Ähnlich wie bei Auto- oder Schiffsquartetts, bei denen Gewichte oder PS gegeneinander antreten, gibt es beim Heiligenquartett auch Kategorien, wie z.B. das Geburtsdatum oder die Grabentfernung von Rom, mit denen man den Mitspielern die Karten von der Hand stehlen kann“, so der begeisternde Text. Das ist aber noch nicht alles, denn die Kolping-Freunde haben noch ein besonderes „Schmankerl“ eingebaut: „Die aufsehenerregendste Kategorie bei den Karten ist aber der Todesfaktor, der von 1 bis 10 die Art und Weise des Sterbens der Heiligen ‘benotet’. Diese provokante Kategorie ergibt sich aus den im Text aufgeführten Informationen zum Tod.“

Die im Jahr 305 grausam gefolterte und hingerichtete Dorothea kommt danach auf zehn Punkte, der 1681 gevierteilte Oliver Plunkett „nur“ auf den Todesfaktor 9. Resultiert dieser Hang zu Grausamkeiten aus den neidischen Blicken auf die bei vielen Jugendlichen so beliebten martialischen Videospiele, oder offenbart sich hier nur eine Religion, für die das Leiden seit jeher zum Erstrebenswerten stilisiert wurde?

Wir dürfen gespannt sein, wann der Kolping-Shop den ersten „Scheiterhaufen zum Selbstbasteln“ anbietet.

Rolf Heinrich