Preisträger des Robert-Mächler-Preis 2007

Verleihung des Robert-Mächler-Preises am 28.10.2007 im Forum der Giordano-Bruno-Stiftung.

 

MASTERSHAUSEN. (hpd)

In diesem Jahr hat die Robert-Mächler-Stiftung (Sitz Zürich) erstmals drei Preisträger mit insgesamt 40.000 Schweizer Franken ausgezeichnet: Das Ehepaar Anita und Walter M. Schubert mit dem Preis für humanitäres Engagement „für ihren jahrzehntelangen, unter großen persönlichen Opfern geleisteten couragierten Beitrag zur Integration behinderter Menschen in die Gesellschaft, insbesondere für ihre Hilfstätigkeit in Afghanistan zur pädagogischen Förderung kriegsversehrter Kinder"; den Philosophen Prof. Dr. Ludger Lütkehaus mit dem Preis für kritische Aufklärung „für sein umfangreiches Gesamtwerk, welches, sprachlich ungewöhnlich dicht, insbesondere dem Fundamentalismus der Religionen eine Aufklärung entgegen setzt, die im Geist des abendländischen Humanismus auf Autonomie beharrt". So die Begründungen der Urkunden, welche die Präsidentin der Stiftung, Regula Niederer, den Preisträgern überreichte.

Preisverleihung in Mastershausen

Erstmals fand die Preisverleihung der Mächler-Stiftung nicht in Zürich, sondern in Mastershausen, dem Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung, statt. Zum einen, weil die Preisträger Deutsche sind, zum andern, weil, wie es der Gründer der GBS, Herbert Steffen, in seiner Begrüßung hervorhob, die Verantwortlichen beider Stiftungen einander freundschaftlich verbunden seien. Zudem sei der Mitinitiator der Robert-Mächler-Stiftung (Gründung 1995), Karlheinz Deschner, sein langjähriger Freund und einige Akteure der Veranstaltung (Ludger Lütkehaus wie sein Laudator Peter Riedesser) Mitglieder des Beirats der GBS.

Die rund 60 Gäste, darunter Freunde und Verwandte der Preisträger wie der Laudatoren sowie Fördermitglieder der GBS, Mitglieder des Beirats, des Kuratoriums und des Vorstands, waren, so die einhellige Meinung beim informellen Treffen nach der Preisfeier, sehr beeindruckt, ja, bewegt von der Dichte der Beiträge in geistiger und vor allem menschlicher Hinsicht.

Robert Mächler und sein Werk

Da der Stifter des Preises, der Philosoph und Journalist Robert Mächler (1909-1996), außerhalb der Schweizer Landesgrenzen allenfalls durch sein mehrfach aufgelegtes „Streitgespräch über Gott und die Welt" mit dem Theologen und Autor Kurt Marti sowie als Biograph Robert Walsers bekannt wurde, skizzierten zwei Vertreter des Stiftungsrates, Karlheinz Deschner und Gabriele Röwer - beide viele Jahre mit dem bescheidenen Einzelgänger und mutigen Querdenker Mächler befreundet -, zunächst einige Besonderheiten aus dessen Leben und Werk.

Karlheinz Deschner las aus dem gekürzten Einleitungskapitel der von ihm 1999 herausgegebenen religions- und kirchenkritischen Auswahlausgabe „ ‚Zwischen Kniefall und Verdammung' - Robert Mächler, ein gläubiger Antichrist" und zeigte, wie der gegenüber Jesus oft so „Unschlüssige, Schwankende" in den letzten Dezennien seines Lebens sich stets gleich blieb „im resoluten Verwerfen jeder institutionalisierten Religion: mitschuldig für ihn an der frömmlerischen Volksverdummung, den sozialen Kriegen, kurz am ‚Missbrauch der Macht in allen Lebensbereichen'".

Gabriele Röwer begründete anhand von Beispielen aus der von ihr 2002 herausgegebenen Aphorismensammlung „Irrtum vorbehalten" die Doppelung des Robert-Mächler-Preises mit der biographisch bedingten, untrennbaren Doppelbödigkeit von Mächlers religionskritischem und ethisch-utopistischem Werk und setzte dann beide Komponenten in Beziehung zu den Preisträgern: Mächlers außerordentliche, in tiefem Leiden an sich und der Welt wurzelnde Sensibilität und Mitleidensfähigkeit zu Walter Schubert, bereits im 2. Lebensmonat 1932 an Polio erkrankt und seit der Schulzeit bis heute unermüdlich engagiert für Schicksalsgefährten, darin tatkräftig seit über 40 Jahren unterstützt von seiner Frau Anita Schubert; Mächlers „sinnfreundlichen", alle religiösen Wahrheitsbehauptungen und Machtbekundungen seit dem Kirchenaustritt 1963 bekämpfenden, umfassende Bildung aller fordernden Agnostizismus - mit starker Tendenz zur Radikalskepsis des Atheismus, vor allem im fortgeschrittenen Alter - zu Ludger Lütkehaus, insbesondere zu dessen Hauptwerk „NICHTS. Abschied vom Sein. Ende der Angst" (2003; 2007 in 7. Auflage) und zur Studie „Natalität. Philosophie der Geburt" (2006), kulminierend in einem der Mächlerschen Gedankenwelt sehr nahen Imperativ an alle Eltern: „Handle so, als ob das Leben ein Geschenk, die Welt ein Licht sein könnte."

Laudatio für Walter und Anita Schubert

Die Preisverleihung an das Ehepaar Schubert wurde eröffnet durch die Laudatio von Helmut Greulich, ZDF-Redakteur, Journalist, Dokumentarfilmer (u.a. „Wen's gerade trifft", 1970, erste Dokumentation über das Leben behinderter Menschen in Deutschland), Grimme-Preis-Träger, von 1974-1984 Leiter der medienkritischen Sendereihe „betrifft fernsehen", von 1985-1990 Autor und Moderator der kulturellen Fragesendung „denkmal", Dozent an einigen Universitäten und Filmhochschulen.

Der stille, uneitle Ernst dieser Laudatio wie auch der Dankesrede von Walter und Anita Schubert und das, was darin an Leiden und aktivem, unermüdlichem Mitleiden dieser beiden spürbar wurde, hat die Zuhörer außerordentlich berührt, so sehr, dass, zum Beispiel, Ludger Lütkehaus zu Beginn seiner Dankesrede die unvergleichlich hohe Bedeutung humanitären Tuns vor allem noch so gescheiten Denken, Schreiben und Reden hervorhob und einen Teil seines Preisgeldes der Schubert'schen Arbeit für behinderte Menschen zudachte.

Helmut Greulich resümierte: „Zusammen mit seiner Frau Anita hat Walter Maria Schubert in ungezählten Einzelfällen interveniert, in Organisationen für Behinderte gearbeitet, Vorlesungen und Seminare zur Ausbildung von Sonderschul-Lehrern und Therapeuten veranstaltet, eine aus 80 Ortsverbänden bestehende „Bundesarbeitsgemeinschaft der Clubs der Behinderten und ihrer Freunde" gegründet und geleitet - kurz: Anita und Walter Maria Schubert haben ihr ganzes Leben der Verbesserung der Lebensverhältnisse behinderter Menschen gewidmet." Er sei sich sicher, es gebe niemanden, „der für den heutigen Status der Behinderten in diesem Lande (und darüber hinaus in den europäischen Nachbarländern) mehr getan hat als Walter Maria Schubert und seine Frau".

Ihre Tausende Fotos von Wildkräutern - zum Teil auch im Forum der GBS ausgestellt wie zuvor schon in etlichen Städten -, „Bilder von ungewöhnlicher, zarter Schönheit, von großer Harmonie und Transparenz, Wunder offenlegend, wie man sie bis dahin nicht gesehen hatte", mühsam erkämpft jedes einzelne mit einer „unglaublich einfühlsamen Annäherung an die Individualität der Pflanzen", seien „eine Lektion darüber, wie viel Schönheit sich im scheinbar Unnützen verbergen kann". Es sei gewiss „kein Zufall, dass ein Mann, dessen Mutter ihn davor bewahrt hat, von den Nazis ausgejätet zu werden, uns auf die verborgene Schönheit von Unkraut aufmerksam macht". Und es sei ebenso wenig ein Zufall, „dass derselbe Mann, den seine Mutter mit einem handgezogenen Leiterwagen in die Schule des Nachbarortes fuhr", vom Erlös für diese Bilder heute, zusammen mit seiner Frau, Rollstühle finanziere und, unter unsäglichen, auch politischen, Erschwernissen, an seine Leidensgenossen in Afghanistan schicke, für welche die beiden, nördlich von Kabul, eine Gesamtschule für durch Minen und Streubomben in einem mörderischen Krieg schwerbeschädigte Behinderte wie auch für Nichtbehinderte projektieren.

Finanzierung des geplanten Neubaus und Entminung des Geländes stellten die Schuberts vor ungeheure Probleme, zu mindern auch durch die Hilfe jener, die begreifen, „dass 95 % der Menschheit glücklich wären, wenn sie unsere Sorgen hätten" und „dass ein großer Teil der Menschheit nicht soviel darüber nachdenkt, ob es ein Leben nach dem Tode gibt, als vielmehr über die Frage, ob es ein Leben nach der Geburt gibt, das diesen Namen verdient hat".

„...bin ich wohl der erfolgloseste aller Menschen"

Die Dankesreden von Walter und Anita Schubert erweiterten und vertieften an zahlreichen Beispielen aus ihrer jahrzehntelangen Arbeit für behinderte Menschen etliche der Hinweise Helmut Greulichs auf dieses von unsäglichen Entbehrungen und Anstrengungen begleitete Engagement - etwa im Bereich von Gesetzes- u.a. Initiativen zur Verbesserung der Integration behinderter Menschen auf allen Ebenen des täglichen Lebens, insbesondere ihrer Mobilität daheim wie im Beruf, in der Freizeit. Dabei betonte Herr Schubert, wie sehr der Antrieb zu solchem Engagement vor allem aus seiner Weigerung resultierte, sich mit der althergebrachten Opferrolle des Behinderten zu begnügen, wie sehr es ihn stattdessen von klein auf drängte, aktiv-kämpferisch dagegen anzugehen, für sich und andere in ähnlicher Lage.

Das Publikum hörte mit äußerster Konzentration zu, wie manch einer mag auch nach diesem Tag noch lange über zwei markante Zitate seiner Rede nachdenken, einen Aphorismus Robert Mächlers: „Im Verhältnis zu dem, was ich in der Welt habe bewirken wollen, bin ich wohl der erfolgloseste aller Menschen." (Doch der das zitiert, tat, trotz Behinderung, mehr in seinen bisher 75 Jahren, als menschenmöglich scheint.) und einen Aphorismus Karlheinz Deschners: „Je älter ich werde, desto mehr glaube ich, dass die kleinste Hilfe oft mehr taugt als der größte Gedanke."

Laudatio für Ludger Lütkehaus

Dass und wie sehr indessen aber auch das Denken, das kritische, alles hinterfragende, dazu beitragen kann, menschliches Leiden, oft genug durch Macht und „Moral" institutionalisierter Religionen verursacht und vermehrt, zu lindern, zeigte zu Beginn des zweiten Teils der Preisfeier Prof. Peter Riedesser, seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Klinikdirektor im Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf und Mitarbeiter an Projekten in Südosteuropa, Irak und Mozambik.

Ausgangspunkt seiner Laudatio für Ludger Lütkehaus, dessen umfangreiches Werk mit einer außerordentlichen Bandbreite hier nur pars pro toto gewürdigt werden konnte, war die Frage, „wie es ein Kind, welches früh ins Tauf-, Denk- und Fühlwasser der katholischen Kirche eingetaucht worden ist, geschafft hat, sich daraus zu befreien": „Auf welchen Wegen kann ein Kind, welches durch seine Eltern, vor allem seine Mutter, in eine nicht selbstverschuldete Unmündigkeit (Kant) hineingezogen und gefesselt worden ist, den ‚Ausgang' schaffen? Und - mehr noch - zu einem der bedeutendsten zeitgenössischen Repräsentanten der Aufklärung werden?"

Lütkehaus' unter Pseudonym erschienene Schrift „Kindheitsvergiftung" - zugleich eine „Beziehungsvergiftung" zwischen Eltern und Kindern - mache, so Riedesser, die religiös motivierte und mit Höllenstrafen drohende Repression der sexuellen und sonstigen Äußerungen der Lust durch Eltern, Pfarrer, Religionslehrer besonders deutlich. Ihr widersetzte sich jedoch schon der junge Ludger zornig und, wie man sieht, erfolgreich durch frühzeitige Auseinandersetzung mit den großen Geistern der europäischen Aufklärung, insbesondere Schopenhauer, dessen 5-bändige Werkausgabe „nach den Ausgaben letzter Hand" 1988 ihm große Anerkennung und etliche Auszeichnungen einbrachte. Und in den Schriften Sigmund Freuds, dem Lütkehaus heute mit „kritischem Wohlwollen" gegenüber steht, konnte der junge Lütkehaus, so Riedesser, die Kritik der Religion, die vom „Alleszermalmer" Immanuel Kant noch nicht zu Ende formuliert war, weiterführen als Kritik einer „unmündig machenden illusionären Ideologie".

Selbst viele jener westlichen Esoteriker, die sich vom Christentum ab- und östlichen, insbesondere buddhistischen Lehren zuwendeten, blieben den von einstigen Heilsversprechern geschürten „Unsterblichkeitsphantasien" verhaftet, das Ziel der langen Folge von Wiedergeburten, „das Aufgehen im Nichts, im Nirwana", ins Gegenteil verkehrend, indem sie davon eine „ewige" Abfolge von Wiedergeburten, also eine in aller Wandlung ewige Existenz erhoffen, so Lütkehaus u.a. in seiner Schrift „Schöner meditieren - Der esoterisch verhunzte Buddhismus (1995).

Lütkehaus dagegen, so Riedesser, ermutige mit seiner „Nichts-Philosophie" - vor allem in seinem Hauptwerk „Nichts - Abschied vom Sein, Ende der Angst", einer „fulminanten und brillant formulierten Kritik der abendländischen Ontologie", ebenso in Fortsetzungsbüchern wie „Natalität - Philosophie der Geburt" dazu, sich von der affirmativen Gleichung „Was ist, ist gut" zu verabschieden. Damit aber plädiere er nicht für Pessimismus oder Nihilismus im lähmenden Sinn. Sein zentraler Impuls sei vielmehr, „die Relation von Geschöpfen zu Schöpfern in den traditionellen Termini vom Kind zu den Eltern anders zu denken" als bisher, nicht von oben, von den Schöpfern, sondern vom Kind her.

Wie sehr es ihm, wenn Kinder denn geboren wurden, darum geht, menschenwürdige Verhältnisse für sie zu schaffen, zeigen auch seine gesellschaftskritischen Überlegungen, etwa zu Günter Anders' Kritik an der Bombe. Sie finde Apologeten gerade unter jenen, welche, von Truman bis G. W. Bush, die abendländischen „Werte" glühend verfechten, während die vielgescholtenen „Nihilisten" zu den schärfsten Kritikern zählen. Hier werde „eine eigentümlich paradoxe Konstellation sichtbar: „Die Wertideologen entpuppen sich als Zubereiter der Vernichtung, während Kritiker der abendländischen Ontologie die wahren Erhalter sind."

Nicht zuletzt in seiner Essaysammlung „Unterwegs zu einer Dingpsychologie. Für einen Paradigmenwechsel in der Psychologie" (2002) plädiert Lütkehaus durch die Kritik der entfremdenden Mensch-Ding-Beziehungen, etwa des Wahns der Automobilisten, für eine menschlichere Welt und zeigt, wie auch sonst, als bekennender Hedonist, „dass Aufklärung keine todernste Sache ist". Im Unterschied zu Mächler, der nur auf die „Vernünftigung" der Welt ziele, gehe es Lütkehaus auch um die „Erheiterung der Welt". „Könnte man sich", so die abschließende Frage des Laudators, „einen würdigeren Träger des Robert-Mächler-Preises denken...?"

Aufforderung zum Wagnis des eigenen Verstandes

Was Aufklärung für Ludger Lütkehaus bedeutet, erläuterte dieser in seiner Dankesrede, mit wiederholtem Bezug auf Robert Mächler, ausführlich. Von der „Dreieinheit" der Mächlerschen Berufe stehe ihm der des Utopisten naturgemäß am fernsten, umso näher dagegen der des selbstkritischen Autobiographen. Am eindrucksvollsten, auch stilistisch am überzeugendsten, sei für ihn der Kirchen- und Religionskritiker, der Aufklärer. An Kants unvergesslich-eindrucksvoller „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" schätze er besonders die, damals justiziable, Aufforderung zum Wagnis (!), den eigenen (!) Verstand zu gebrauchen.

Zugleich forderte Lütkehaus zu einer Revision der Kant'schen „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" auf, da die Unmündigkeit zunächst einmal fremdverschuldet sei, zumal in den Taufnationen, durch „Indoktrinationssysteme aller Art" - u.a. Religionen, Kirchen, Parteien, Ideologien. Unterstützung bei der Suche nach einer Antwort auf die selbstkritische Frage, wie weit das Konzept einer religionskritischen Aufklärung als „Mündigkeitsverheißung" trage, zumal angesichts der gegenwärtigen weltweiten Wiederkehr der Religionen, findet Lütkehaus bei Karl Marx, dessen berühmt-berüchtigtes Diktum, immer wieder falsch zitiert, lautet: „Die Religion ist Opium des (!) Volkes." Dieses sei also nicht bloßes Objekt, sondern der Konsument, worauf auch der Kontext des Opium-Bildes in der „Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie" verweise: „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist." Umso kritischer nehme Marx' „durchdialektisierte Aufklärung" die Religion unmittelbar danach beim Wort: „... Die Kritik der Religion ist ... die Kritik des Jammertals, dessen Heiligenschein die Religion ist ..." und damit, von Mächler zustimmend zitiert, „die Voraussetzung aller Kritik", sie endet mit dem bekannten kategorischen Imperativ. Auch deswegen, so Lütkehaus, hätten nach Mächler Marx und Engels „am nachhaltigsten die Zielvorstellung eines ‚menschenwürdigen' Daseins für alle propagiert".

Marx' Religionskritik steht nach Lütkehaus „im Kontext einer Philosophie, für welche die Minderung des Leidens nach dem Ausgang aus fremd- und selbstverschuldeter Unmündigkeit d i e Aufgabe einer aufklärerischen Theorie u n d Praxis ist". Wie notwendig aber immer noch die Kritik der Religionen selbst sei, betonte Lütkehaus abschließend unter Verweis darauf, dass es heute kaum einen Terror gebe, etwa in Afghanistan, dem Land mit dem weltweit höchsten Opium-Anbau, „der nicht von Gläubigen dieser oder jener Konfession zumindest mitverschuldet wäre", weshalb auch hier Mächler unübertroffen klar zugespitzt konstatiert habe: „Solange die Menschheit eine Religionsgeschichte hat, hat sie auch eine Kriegsgeschichte."

Der abschließende Dank des Geschäftsführers der Robert-Mächler-Stiftung, Woldemar Muischneek, für alle, die zu dieser Preisfeier beigetragen haben - einschließlich der beiden Gitarristen Inken Stumpf und Daniel Wittrock, deren unsagbar zartes und umso eindringlicheres Spiel auf ganz eigene Weise dem Inhalt der Reden korrespondierte -, verbunden mit der Hoffnung auf weiterwirkende Verbindung beider Stiftungen, wurde von den Zuhörern mit lang andauerndem Applaus bestätigt.

GR

Interessenten am Wortlaut der Reden können direkt bei dem Humanistischen Pressedienst (über das Kontaktformular) danach anfragen.

Abbildung (v.l.n.r.) Ludger Lütkehaus, Gabriele Röwer, Walter und Anita Schubert, Regula Niederer, Woldemar Muischneek, Karlheinz Deschner.

Fotografien: Evelin Frerk.