Ein mobiles „Teufels-Stück"

REGENSBURG. (hpd/bfg) »Solo für den Teufel« heißt das aktuelle Theaterstück des ueTheaters. Es handelt sich um ein amüsant-philosophisches

Ein-Personen-Stück von Kurt Raster.

Gibt es einen Teufel? Natürlich!, sagen die Kirchen. Das müssen sie sagen. Ohne Teufel verlören sie sozusagen ihre Geschäftsgrundlage: der Kampf gegen das ewig Böse.

Aber im Ernst: Gibt es wirklich einen Teufel?

Das ueTheater geht in seinem Stück »Solo für den Teufel« dieser Frage auf den höllischen Grund. Der Teufel ist natürlich eine Frau. Satan, in Fleisch und Blut dargestellt von Martina Reitz, führt die Zuschauer genüsslich durch die Tiefen und Untiefen der theologischen Gedankengebäude.
Warum bestraft Beelzebub Sünder, statt sie zu belohnen? Wer erschuf die böse Schlupfwespe? Satan oder Gott: Wer war zuerst da? Was hat der arme Feigenbaum dem Erlöser getan, dass dieser ihn verfluchte? Schließlich: Warum wurde das große Erlösungsspektakel überhaupt inszeniert?
Die Zuschauer des Stücks werden auf charmante Weise in heilvolle Verwirrung geführt. Sie können und sollen in Versuchung kommen zu fragen: Ist der Teufel wirklich böse, feige und dumm? Oder anders gefragt: Ist Gott wirklich gut und barmherzig? Allmächtig und allwissend? Gerecht und gütig?

Noch zwei Termine in Bayern

Nach mehreren Vorstellungen in Regensburg wird „Solo für den Teufel" heuer noch zweimal in Bayern aufgeführt. Hier die Termine:
In Passau am Dienstag, den 20. November um 20:00 Uhr. Veranstaltungsort ist die Scheune am Severinstor in der Römerstraße 8.
In Augsburg findet die Aufführung am Sonntag, den 16. Dezember um 20:00 Uhr statt. Ort ist die Kresslesmühle in der Barfüßerstraße 4.

Das Stück ist mobil

Das Stück kann von Gruppen und Schulen oder Firmen gebucht werden, als Anregung zu kontroversen Diskussionen über Religion. Eine gelungene Abwechslung zu den sonst üblichen Vorträgen. Eine Demo-DVD mit Ausschnitten aus dem Stück ist erhältlich bei dem ueTheater. Dort können Interessierte auch wegen einer Buchung anfragen.

hpd: Wie weit ist der Radius für Gastspiele? Kommen Sie z.B. auch nach Berlin, Hamburg oder Schleswig-Holstein?

Kurt Raster: Der Radius ist unbegrenzt, sofern Fahrtkosten und Unterkunft sich durch den Auftritt decken lassen.

Welche weiteren Kosten würden für den Veranstalter entstehen?

Das ist alles eine Verhandlungssache. Wir können als Honorar feste Beträge vereinbaren, aber viele Häuser bevorzugen Prozentbeteiligungen an den Eintrittsgeldern, z.B. 70 Prozent für die Künstler, 30 für den Veranstalter.

Muss man Religionsunterricht abbekommen haben, um den Ansatz und den Witz des Stückes zu verstehen?

Die Hauptdarstellerin Martina Reitz, die das Glück hatte, weitgehend religionsfern aufgewachsen zu sein, fand es ziemlich faszinierend, an was religiöse Menschen so glauben. Erstaunlich fand sie auch, dass wenige Gläubige offensichtlich wissen, was sie da glauben, bzw. glauben sollen - Buggle läßt grüßen -, andernfalls würden wohl viel mehr ihre Konsequenzen ziehen und zumindest aus den offiziellen Amtskirchen austreten. Wer weiß schon, dass laut katholischer Lehre ungetaufte Kinder Satansbrut sind, Gott die Menschen, genau gelesen, aus dem Paradies warf, weil er Angst hatte, sie würden so mächtig wie er usw. Ich halte das Stück für interessant und auch verstehbar für religionsfrei erzogene Menschen, ein gewisses ethnologisches Interesse, nicht unbedingt Wissen, vorausgesetzt.

Geht es als Alternative zu einer herkömmlichen Betriebs- oder Weihnachtsfeier?

Warum eigentlich nicht? Das Stück hat seine komischen, zum Teil auch slapstickartigen Seiten, aber ebenso besinnliche Momente. Die Grundaussage des Stücks: Der Mensch ist gut (d.h. vernünftig, sofern man ihn lässt, moralisch, mitfühlend etc.), passt m. E. sehr gut in die Weihnachtszeit, und zwar als Gegenentwurf. Schließlich kam der "Erlöser" in die Welt, um die angeblich bösen Menschen vom Bösen reinzuwaschen. Wenn der Mensch gut ist, was alle Religionen aus recht durchsichtigen Gründen vehement verneinen, hätte sich der Messias seinen Leidensweg durchaus sparen können. Eine Weihnachtsfeier ist sicher nicht die schlechteste Gelegenheit, darüber nachzudenken. Womöglich müsste das Stück aber für eine Weihnachtsfeier gekürzt werden. Zum Anlass des dreißigjährigen Jubiläums des bfg Regensburg spielten wir eine 20 Minuten Fassung, die recht gut ankam.

Für welche Altersgruppen ist es geeignet?

Ich denke, ab "Ministrantenalter", so ab 10/12 Jahren, ist ein Erfassen der Thematik möglich. Hängt vom Interesse der Kinder ab. Manche Kinder können womöglich bestimmten "Gags" sogar leichter folgen als Erwachsene, da ihnen das logische Denken noch nicht abhanden gekommen ist ("Denken Sie an den betrübenden Kontrast zwischen der strahlenden Intelligenz eines gesunden Kindes und der Denkschwäche des durchschnittlichen Erwachsenen. (...) Wer sich einmal dazu gebracht hat, alle die Absurditäten, die die religiösen Lehren ihm zutragen, ohne Kritik hinzunehmen und selbst die Widersprüche zwischen ihnen zu übersehen, dessen Denkschwäche braucht uns nicht arg zu verwundern." (Freud, 'Die Zukunft einer Illusion').
Wir würden das Stück übrigens auch gerne in Schulen spielen, z.B. als Ergänzung/Diskussionsgrundlage für den Ethikunterricht.

Gibt es Spielstätten, wo Sie und Frau Reitz nicht auftreten würden, z.B. in einer Kirche?

Es geht ja um Aufklärung. Insofern ist eine Aufführung in einer Kirche einem Abend unter Gleichgesinnten sogar vorzuziehen. Einzige Bedingung: Irdischer Leib und irdisches Leben dürfen keinen Schaden nehmen. Eventuelle Strafen in der Transzendenz für gotteslästerliches Tun nehmen wir dagegen gerne in Kauf.

Die Fragen stellte Carsten Frerk.

 

Zur Vor- und Nachbereitung des Stückes gibt es auf der Seite des ueTheaters eine umfangreiche Dokumentation der verwendeten Zitate und eine ungewöhnliche Übersicht zu den Eintrittspreisen.