Ausstellungseröffnung "Tödliche Medizin"

Der Direktor des Deutschen Hygienemuseums in Dresden, Klaus Vogel, begrüßte am Mittwoch Abend die über 1.100 Gäste, die nicht alle

im großen Festsaal Platz gefunden hatten und auch im Foyer vor der aufgestellten Leinwand saßen und standen.

Anlass war die Eröffnung der Ausstellung „Tödliche Medizin, Rassenwahn im Nationalsozialismus“, die bis zum 24. Juni 2007 in Dresden gezeigt wird. „Das Museum hat Schuld auf sich geladen“ sagte er, und kündigte an, dass ein eigenes Forschungsprojekt des Hygiene-Museums sich in den nächsten Jahren mit der damaligen vorbehaltlosen Unterstützung der rassenhygienischen Programme beschäftigen werde.

Der Botschafter der USA in Deutschland, William R.Timken jr., richtete seine Grußworte an die Ausrichter der Ausstellung, die vom United States Holocaust Memorial Museum übernommen wurde und erstmals außerhalb der USA gezeigt wird. Dabei mahnte er, niemals wieder die Augen zu verschließen.

Sara J. Bloomfield, die Direktorin des Holocaust Museums, betonte in ihrer Einführung, dass es darum ginge, den Nazismus in seinem historischen Kontext zu betrachten. In ihrer Delegation waren Überlebende des Holocaust und Angehörige von Opfern mit nach Dresden gekommen.

Der sächsische Ministerpräsident Dr. Georg Milbradt betonte in seiner Ansprache, die Aufmerksamkeit und Besorgtheit auf den wieder erstarkenden Neonazismus zu richten, dass aus Verachtung und Diskriminierung schnell Hass werden kann und sich daraus wiederum Gewalt entwickelt. Es soll nicht vergessen werden, dass auch das Hygienemuseum seine Schuld an der Entwicklung zur Eugenik und Euthanasie zu tragen hat und wesentlich seit seiner Gründung 1911 dieser Entwicklung Vorschub geleistet hat.

Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble betonte in seiner Festrede das Nichtvergessen vor allem vor dem Hintergrund der anhaltenden rechtsradikalen Bestrebungen in der Bundesrepublik, die Diskussion um Ethik, anwendungsorientierter Genforschung, die gesellschaftliche Anerkennung von Behinderten und die Frage von Leben und Tod im Zusammenhang mit Sterbehilfe und Freiheit in den Grenzen der Demokratie. Es ging ihm um den unverfügbaren Grundsatz der Menschenwürde. Vor allem soll unsere Jugend, unsere Kinder die Geschichte verstehen lernen, wider das Vergessen.

 

In der Ausstellung sind über 400 Dokumente und Objekte, Reproduktionen und zahlreiche Filme zu sehen, die aus europäischen und US-amerikanischen Sammlungen zusammengetragen wurden.

Die drei großen Themen „Wissenschaft als Erlösung“, „Der biologische Staat“ und „Endlösung“ zeigen die Entwicklung der Gesundheits- und Bevölkerungspolitik bis zum Völkermord an den europäischen Juden. Die Ausstellung analysiert die pervertierte Logik eines Kapitels der Geschichte des Nationalsozialismus und fordert zur kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Utopien einer biologischen Verbesserung des Menschen auf.

Am Rande der Veranstaltung gab es Proteste zur Ausstellung, die ihr Geschichtsfälschung vorwerfen. Initiatoren dieser Vorwürfe sind unter anderem die Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener e.V., die Weglaufhaus Initiative Ruhrgebiet e.V. und die Irren-Offensive e.V., sowie das Werner-Fuß-Zentrum. Sie sind der Meinung, dass zwischen 1945 und 1949 weiterhin diese Mordmethoden in den Psychiatrien praktiziert wurden und es in dieser Zeit über 20.000 Mordopfer gegeben hätte

 

SCHULKLASSENFAHRTEN

Schulklassen aus Deutschland und dem Ausland können bei Ausstellungsbesuch einen Fahrtkostenzuschuss von bis zu €300 beantragen. Das Angebot gilt ab Ausstellungseröffnung. Anträge können direkt an das Deutsche Hygiene-Museum gerichtet werden. Nähere Informationen und das Antragsformular können auf der Internetseite des Deutschen Hygiene-Museums (http://dhmd.de) herunter geladen werden. Bei Fragen gibt der Besucherservice telefonisch Auskunft: +49 (0)351 4846 670.

Elke Schäfer