(hpd) Unterschiedlicher könnten die Protagonisten kaum sein, vor allem die Professionen unterscheiden sich eindeutig: Eine renommierte feministische Autorin und Aktivistin, ein Fantasy- und Science-Fiction-Autor, ein Regisseur mit einem atheistischen Spielfilm und ein junger Disney-Schauspieler bilden den Fokus der AHA!-Reihe, die heute nach der Sommerpause wieder an den Start geht.
Ausgesucht wurden wie immer Menschen, die in ihrer jeweiligen beruflichen Sphäre bzw. der Sphäre ihres Engagements eine gewisse Prominenz erlangt haben und sich zugleich in irgendeiner Form eindeutig zu ihrer Weltanschauung bekennen, mag diese agnostisch, humanistisch und/oder atheistisch sein. Zur Wiederaufnahme werden heute Menschen aus verschiedenen beruflichen Sparten vorgestellt, da ihre Sparten entweder bereits vorgestellt wurden (Feministinnen, Regisseure, SciFi-Autoren) oder die so selten vertreten sind (Teenie-Star), dass sich daraus keine eigene Folge gestalten ließe.
Die Atheisten, Humanisten und Agnostiker sind nach Geburtsdatum sortiert.
Barbara Ehrenreich, geboren am 26. August 1941, ist eine amerikanische Feministin, demokratische Sozialistin und politische Aktivistin, die sich selbst als „Mythenbrecherin von Beruf“ beschreibt und von The New Yorker als „altgediente Skandalreporterin“ bezeichnet wurde. Ehrenreich ist eine vielgelesene und ausgezeichnete Kolumnistin, Essayistin und Autorin von 21 Büchern.
Ehrenreich studierte bis 1963 am Reed College Chemie. Ihre Abschlussarbeit trug den Titel Electrochemical oscillations of the silicon anode. 1968 erhielt sie von der Rockefeller University ihren Doktor in zellularer Immunologie. Danach strebte sie keine wissenschaftliche Karriere an, sondern arbeitete zunächst als Analystin im Büro für den Haushalt der Stadt New York sowie dem Zentrum für Gesundheitspolitik, später als Hochschulassistentin an der State University of New York.
1972 begann Ehrenreich, zusammen mit der feministischen Journalistin und Akademikerin Deirdre English, Kurse über Frauen und Gesundheit zu geben, schrieb in den 1970ern zahlreiche Bücher und Aufsätze und sprach auf zahlreichen Kongressen zu diesen Themen. Ihre Veröffentlichungen – Reportagen, Buchrezensionen und Kommentare – erschienen unter anderem in The Washington Post, Vogue, The New York Times, Time, The Wall Street Journal, Life, Ms. oder dem New Statesman. Am meisten ist vermutlich ihr viel gelobtes Buch Nickel and Dimed: On (Not) Getting By in America bekannt, das 2001 erschien. Hierin verarbeitete Ehrenreich ein dreimonatiges Experiment, in dem sie versuchte, als Kellnerin, Hotelmagd, Putzfrau, Hilfe im Altersheim und Angestellte bei Wal Mart mit dem Mindestlohn über die Runden zu kommen.
1998 wurde sie von der American Humanist Association zur „Humanist of the Year“ gekürt.
Der Atheismus in der Familie Barbara Ehrenreichs besteht bereits seit mehreren Generationen. In einem ihrer Bücher (The Worst Years of Our Lives: Irreverent Notes from a Decade of Greed) erzählt sie, dass ihre Urgroßmutter Mamie O’Laughlin einst einen katholischen Priester rief, damit dieser für ihren sterbenden Vater die Sterbesakramente vollführe. Als der Priester sie wissen ließ, dass er die Sterbesakramente nur dann vollführen würde, wenn Mamie ihm 25 $ im Voraus zahlte, war Mamie von der Gier des Priesters derart aufgebracht, dass sie daraufhin zur Atheistin wurde. Laut Ehrenreich, „verlor die Kirche damit die Seelen von Mamie O’Laughlin und all ihrer Nachkommen, bis zur heutigen Zeit. Darüber hinaus, ob aus kindlicher Ergebenheit oder aus natürlicher Intelligenz, haben die meisten von uns weiterhin organisierte Religion, Geheimbünde, Astrologie und spirituelle New Age Abenteuer gemieden“
According to Ehrenreich, "It was on account of its greed that the church lost the souls of Mamie O'Laughlin and all of her descendents, right down to the present time. Furthermore, whether out of filial devotion or natural intelligence, most of us have continued to avoid organized religion, secret societies, astrology, and New Age adventures in spiritualism."
George Raymond Richard Martin, geboren am 20. September 1948, ist ein amerikanischer Drehbuchautor und Autor von Fantasy, Horror und Science Fiction. Am ehesten bekannt sind seine Bücher der Reihe A Song of Ice and Fire, die epischen Fantasy-Bestseller, die vom amerikanischen Privatsender HBO als Serie Game of Thrones verfilmt wurden.
Vom Time Magazine wurde Martin in ihrer „2011 Time 100“-Liste zu einem der einflussreichsten Menschen der Welt gewählt.
Martin und seine Frau Parris sind Tierrechtsaktivisten und unterstützen den Wild Spirit Wolf Sanctuary in New Mexico. Seiner Bewunderung von Wölfen verleiht er nicht nur in seinen Büchern, sondern auch über Fundraising Ausdruck.
In einem Interview mit Entertainment Weekly erzählte George R.R. Martin, dass und warum er Ungläubiger ist (was sich in seinen Büchern immer wieder spiegelt):
„Sie sprechen in Ihren Geschichten viel über Religion, aber was ist Ihre Einstellung?“
„Ich denke, ich bin ein nichtpraktizierender Katholik. Man könnte mich als Atheisten oder Agnostiker sehen. Mich faszinieren Religion und Spiritualität. Ich würde gern glauben, dass dies nicht das Ende ist und dass es irgendwo mehr gibt, aber ich kann den rationalen Teil in mir nicht davon überzeugen, dass das irgendeinen Sinn ergibt. (...)“
„In Ihren Büchern gibt es wenige freundliche Handlungen. Wenn jemand allein ist oder geschwächt, kann er davon ausgehen, dass sich jeder auf seine Kosten einen Vorteil verschafft oder schrecklich mit ihm umgeht. ...sind Ihre Bücher zynisch, was die menschliche Natur angeht?“
„Ich denke, die Bücher sind realistisch. Ich mochte graue Charaktere schon immer. Und was die Götter angeht: Mich haben deren Antworten noch nie zufriedengestellt. Wenn es einen gütigen, liebenden Gott gibt, warum ist die Welt voll von Vergewaltigung und Folter? Warum erleben wir überhaupt Schmerz? Ich habe gelernt, dass Schmerzen uns anzeigen, dass unser Körper aufgibt. Nun, warum konnten wir kein Licht bekommen? Wie die Beleuchtung eines Armaturenbretts? Wenn Chevrolet sich so etwas ausdenken konnte, warum nicht auch Gott? Warum ist Pein eine gute Art, mit Dingen umzugehen?“
“There’s a line in book 5 where character says, “The gods are good.” Jaime thinks, “You go on believing that.” You talk about religion a lot in the stories, but what are your views?
I suppose I’m a lapsed Catholic. You would consider me an atheist or agnostic. I find religion and spirituality fascinating. I would like to believe this isn’t the end and there’s something more, but I can’t convince the rational part of me that that makes any sense whatsoever. (…)
There’s few acts of kindness in your novels. If somebody is on their own, or weakened, they can pretty much expect everybody to take advantage of them or treat them terribly. Obviously Aslan is not going to save the day, but are your books cynical about human nature?
I think the books are realistic. I’ve always liked gray characters. And as for the gods, I’ve never been satisfied by any of the answers that are given. If there really is a benevolent loving god, why is the world full of rape and torture? Why do we even have pain? I was taught pain is to let us know when our body is breaking down. Well, why couldn’t we have a light? Like a dashboard light? If Chevrolet could come up with that, why couldn’t God? Why is agony a good way to handle things?”
Matthew Chapman, geboren am 2. September 1950, ist ein englischer Journalist, Drehbuchautor und Regisseur. Die Mutter Chapmans, Clare, war die Tochter des Philosophie-Professors und Autoren Francis Cornford und der Dichterin Frances Cornford (geborene Darwin). Über seine Großmutter mütterlicherseits ist er somit ein Ururenkel von Charles Darwin. Sein Vater, Cecil Chapman, war der Sohn des anerkannten Physikers und Astronomen Sydney Chapman, der verantwortlich war für die frühe Erforschung der Natur der Ozonschicht.
In seinem jüngsten Film The Ledge (dt. Der Abgrund, nur auf DVD), den Chapman schrieb und dessen Regie er führte, spielen Charlie Hunnam, Liv Tyler, Terrence Howard und Patrick Wilson die Hauptrollen. Der Film wurde im Frühjahr 2010 in Louisiana gedreht und wurde im Sundance Festival 2011 gezeigt. Im Film geht es um eine intellektuelle, persönliche und schließlich tödliche Fehde zwischen einem Atheisten und einem evangelikalen Christen. Der Atheist Gavin will sich wegen eines Disputs mit dem Christen Joe selbst töten. Mittendrin sind Shana und ein Polizist namens Hollis, der versucht, die Angelegenheit zu klären, bevor es zu spät ist. Es geht um ernste Themen von Leben und Tod und Moral, der Film ist pro-atheistisch. Mit dem Film belegt Chapman, dass Christen keine Ausschließlichkeit für diese Themen beanspruchen können.
In einem Interview mit Matthew Chapman bemerkt die Interviewerin Carolyn S. Briggs, selbst Privatdozentin für Englisch am Marshalltown Community College, Drehbuchautorin und Tochter einer fundamentalistischen Christin, dass Matthew Chapman „das Humane in den säkularen Humanismus hineinbringt“. Im Interview selbst fragt sie ihn:
„Warum machen Sie das?"
„Um einen guten Eindruck zu machen. Ich hoffe, Dinge zu tun, die eine positive Auswirkung auf die Welt haben. (...)
Ich bin ein Atheist, der intensiv an Mitgefühl, Liebe, Wohltätigkeit und Hoffnung glaubt. Ich bin ein Atheist, der eine Menge Leid auf dieser Erde mitgemacht hat. Ich kann verstehen, was manche Menschen in die Religion treibt. In The Ledge sehen Sie sogar ein sympathisierendes Porträt des Fundamentalisten. Wenn Sie alles über sein Leben erfahren und was er mitgemacht hat, verstehen Sie sein etwas verdrehtes Anhimmeln seiner Frau und sympathisieren mit ihm. Aber ich kann mit jedem sympathisieren. Ich bin so unvoreingenommen, dass ich mit fast jedem sympathisieren und fast jeden mögen kann (lacht). Wenn man für andere keine Entschuldigungen finden kann, wie findet man Entschuldigungen für sich selbst?“
„Matthew Chapman puts the human into secular humanism.“
What’s your raison d’etre?
To leave a good impression. I hope I do things that have some sort of positive effect on the world. I am far from a perfect human being, but in the way I think, write, and hopefully make more films like The Ledge, I am involved in what I hope is an important conversation.
I’m an atheist who believes deeply in compassion, love, charity, hope. I’m an atheist who has been through a lot of suffering on this earth. I have some understanding of some of the things that can push people into religion. In The Ledge, you even see a sympathetic portrayal of the fundamentalist. When you learn everything about his life and what he’s been through, [you understand] his slightly twisted adoration for his wife and you sympathize with him. But I can sympathize with anyone. I am so nonjudgmental that I can sympathize and like just about anyone [laughing]. If you can’t find excuses for others, how do you find excuses for yourself?
Zachary David Alexander „Zac“ Efron, geboren am 18. Oktober 1987, ist ein amerikanischer Schauspieler und Sänger. Er begann in den frühen 2000ern zu schauspielern und wurde bekannt mit seinen Hauptrollen in den Disney-Filmen High School Musical, der Warner Brother-Serie Summerland sowie der 2007er Filmversion des Broadway Musicals Hairspray.
2007 erklärte ihn die Zeitschrift Rolling Stone zum „poster boy for tweenyboppers“ und widmete ihm im August 2007 die Titelgeschichte. Im Interview erzählte Efron: „Ich wurde agnostisch erzogen, also haben wir nie Religion praktiziert, aber meine Eltern waren sehr streng.“
“I was raised agnostic, so we never practiced religion, but my parents were very strict.” (Rolling Stone, August 23, 2007, p. 41.)
Ab kommender Woche Freitag wird die AHA!-Reihe wieder „geordneter” – d.h. nach Profession sortiert – dargeboten. Lassen Sie sich überraschen!
Fiona Lorenz
Anmerkung: Die Originalzitate sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – wikipedia.org entnommen
AHA! Politiker (1.6.2012) - Hier sind Links auf die vorhergehenden AHA!-Artikel zu finden.
AHA! Comedy (8.6.2012)
AHA! Ex-Muslime (15.6.2012)
AHA! Humanisten (22.6.2012)