(hpd) Der Geschäftsführer des humanistisch-philosophischen Arbeitskreises Tusculum, Werner Raupp, hat ein bebildertes Lesebuch von und über Denis Diderot herausgegeben. Der hpd hat mit dem Herausgeber gesprochen.
Werner Raupp hat, wie er selber sagt, mit großer Hingabe und nach jahrelangen Studien ein bebildertes Lesebuch mit Texten von Diderot, über Diderot und mit zahlreichen Erstübersetzungen zusammengetragen. Das Zitat von Diderot war dabei sein Motto „Zuweilen ist die Natur nüchtern, doch die Kunst soll das niemals sein."
Das Lesebuch unternimmt einen Streifzug durch die bunte Gedankenwelt des berühmten Enzyklopädisten: hin zu seinen Romanen, mit denen er sich in die Weltliteratur eingeschrieben hat; zur im amüsanten Plauderton vorgetragenen Kunstgeschichte, zum wirklichkeitsnahen Theater, womit er u.a. Bert Brecht beeinflusste, wie auch zu seinem lebensnahen philosophischen und politischen Denken, womit er Friedrich II. wie Katharina von Russland für die Demokratie zu gewinnen suchte. Überdies bietet es Briefe (u. a. an die „Herzensfreundin" Sophie Volland, die Peter Prange in seinem Bestseller-Roman „Die Philosophin" bekannt machte) und Texte von Zeitgenossen (u. a. Rousseau). Zu den Übersetzern gehört neben Goethe und Lessing unter anderem auch Hans Magnus Enzensberger, mit einer bemerkenswerten Übersetzung von Diderots Text über seinen „alten Hausrock".
Denis Diderot lebte von 1713 bis 1784. Über ihn schreibt Peter Prange im Geleitwort: „Denis Diderot war alles andere als ein langweiliger Stubengelehrter. Im Gegenteil. Er war einer der brillantesten Köpfe der europäischen Aufklärung, ja der ganzen abendländischen Geistesgeschichte. Als einer der ersten Berufsschriftsteller überhaupt, der nicht nur für, sondern auch von der Literatur lebte, schrieb er Dramen und Romane, Pamphlete und Essays, Kritiken und Abhandlungen - kein Genre, kein Thema war vor ihm sicher!"
hpd: Herr Raupp, noch ein Diderot?
Werner Raupp: (lacht) Mein Lesebuch sucht neue Wege. Es ist der Versuch, den ganzen Diderot darzustellen. Insbesondere war meine Absicht dabei, die Texte für den interessierten Laien aufzubereiten. Man könnte auch sagen, ‚Das Beste von Diderot, mitsamt der Beschreibung, wie seine verschiedenen Arbeitsgebiete zusammenhängen'. Gegenüber den eher fachwissenschaftlichen ‚Editionen' ist das ein großer Unterschied, auch mit den Abbildungen, die den Text ergänzen, illustrieren und erweitern.
hpd: Das Buch steht in dem von Ihnen begründeten Reihentitel „Humanismus neu entdeckt" als Band 1. Wie ist die Konzeption der weiteren Bände?
Werner Raupp: So wie beim Diderot Lesebuch soll auch allen weiteren Büchern eine allgemeinverständliche und, was mir auch wichtig ist, eine unterhaltsame Darstellung gemeinsam sein. Es sollen Portraits humanistischer ‚Köpfe' sein. Als Band 2 ist Albert Schweitzer vorgesehen, als Band 3 Johann Wolfgang von Goethe. Später könnte ich mir dann Darstellungen und Texte von Epikur, Erasmus, Nietzsche, Satre u. a. vorstellen.
hpd: Warum Diderot als „erster"?
Werner Raupp: Es ist natürlich nicht nur meine persönliche Vorliebe. Diderot ist eine Art Prototyp eines modernen humanistischen Menschen. Er steht am Schnittpunkt des Erwachens eines neuen Selbstbewusstseins und reicht weit über seine Zeit hinaus. Das unterscheidet ihn beispielsweise von Voltaire, der sehr viel stärker ein Geist in seiner Zeit war. Und, Diderot konnte, wie nur wenige andere, schwierige philosophische Fragen allgemeinverständlich darstellen.
hpd: Werden Sie von allen weiteren Bänden der Herausgeber sein?
Werner Raupp: (lächelt) Sie überschätzen meine Fähigkeiten. Ich werde Fachkollegen ansprechen, ob sie dazu bereit sind. Vielleicht ist ja auch jemand von sich aus interessiert eine derartige Arbeit zu übernehmen. Insofern sind alle historisch bewanderten Kenner des Humanismus herzlich dazu eingeladen.
hpd: Wird die gesamte Reihe im Diderot Verlag erscheinen?
Werner Raupp: Nicht unbedingt. Auch für das Diderot Lesebuch standen drei Verlage zur Auswahl, so dass der für diese Thematik am geeignete Verlag ausgewählt wurde. Bei anderen Themen und Personen werden es wohl auch andere Verlage sein.
hpd: Herr Raupp, danke für das Gespräch.
Die Fragen stellte Carsten Frerk.
Werner Raupp (Hg.): Denis Diderot - „Weiß man je, wohin man geht?" Ein Lesebuch (Reihe: „Humanismus - neu entdeckt", Bd.1) Geleitwort von Peter Prange. Diderot Verlag, 2008, 484 Seiten, 60 Abbildungen. ISBN: 978-3-936088-95-3, 27,90 €.
Das Buch ist auch im denkladen erhältlich.