Reise in den Evangelikalen Märchenwald

 

 „Religionskritik überzeugt ja sogar so Leute wie mich – teilweise.“

Gespannt darauf, wie die Ziele der GBS innerhalb der sich selbst erklärenden Welt evangelikaler Theologie wahrgenommen werden, schalte ich das Diktiergerät ein und höre einfach zu.

Den „neuen Atheismus“ versteht Hempelmann als eine internationale Bewegung, die in den USA durch Harris oder Hitchens, in Großbritannien vor allem durch Dawkins und in Frankreich durch Onfray vertreten wird. In Deutschland, so Hempelmann, sei die GBS ein publizistisch erfolgreiches Sammelbecken für Menschen, die eine naturalistische Position vertreten. Würde eine Vereinigung wie der AfeT es schaffen, sich ähnlich artikulationsstark zu gebärden, wäre Hempelmann sehr froh darüber. „Das halte ich für erstaunlich mit wie wenig Kräften dort sehr viel an Echo erzeugt wird.“ Wenig Kräfte? Nun gut, weiter im Text…

Ein Spezifikum dieser Bewegung sieht Hempelmann darin, dass die GBS Religion lächerlich macht. Apropos lächerlich: „In diesem Buch ‚Susi Neunmalklug’ kommt ein Herr Hempelmann vor – woher haben Sie denn den Namen?“ Ich passe, denn ich weiß es tatsächlich nicht. „Die Position der GBS ist dezidiert atheistisch und religionsfeindlich“ fährt er fort, doch wundere er sich über die Distanzierung der GBS vom Attribut „atheistisch“ und erklärt sich diese Distanzierung mit der großen Macht der Kirchen, die die GBS seines Erachtens vermutet. „So wie ich mich auch dazu bekennen muss, dass ich an so unmögliche Sachen wie die Auferstehung Jesu Christi in Raum und Zeit glaube, kann man sich doch als Atheist zu erkennen geben.“ beendet er diesen Abschnitt. Ein absurder Vergleich.

Ich verzichte darauf, ihn auf den Satz „Die Stiftung ist religionskritisch, nicht religionsfeindlich.“ aufmerksam zu machen, weise ihn jedoch darauf hin, dass ich meinen Atheismus nur als logische Konsequenz einer naturalistischen Weltanschauung verstehe und, um es mit Dawkins’ Worten zu sagen, genauso Atheist bin, wie ich Afeeist bin.

Hempelmann fährt fort. Am „neuen Atheismus“ sei ja eigentlich gar nichts Neues: „Wenn man sich das Manifest von Schmidt-Salomon anguckt – das sind ja die alten Argumente“. Unter markanten Persönlichkeiten zählt er „Hans Albert, Singer und ähnliche“ auf und kommt schließlich zum Programm der GBS. Als das Anliegen der GBS nennt er Aufklärung und merkt an, dass er die Wirklichkeit der Religionen inklusive des christlichen Glaubens nicht schönreden will. Darüber hinaus meint er sogar: „Wenn die Kritiker Insiderinformationen hätten, dann wären sie noch ganz anders munitioniert.“

Als zentrale Aussagen der GBS zum Thema Religion fasst er zusammen: „Religionen sind deshalb gefährlich, weil sie restlos anachronistisch sind, überholt sind und ihre Ergebnisse als sakrosankt gegen Kritik zu schützen versucht werden und das ist gefährlich, weil es der Aufklärung entgegensteht. Auch gibt es den teilweise berechtigten Vorwurf, Religion legitimiert Gewalt, unterstützt Leute, die andere Menschen unterdrücken.“

Allerdings würde Hempelmann der GBS raten, sich besser zu verkaufen, beispielsweise wenn es um Aussagen geht wie: „… und das sämtliche religiösen Quellentexte weit unter dem ethischen Mindeststandard jeder halbwegs entwickelten modernen Gesellschaft stehen“. Solche Sätze sind seines Erachtens überzogen, unnötig emotional und kontraproduktiv – denn: „Religionskritik überzeugt ja sogar Leute wie mich – teilweise.“ Das Konzept des evolutionären Humanismus versteht Hempelmann als eine Perspektive, in der man den Menschen als „Produkt eines an sich sinnlosen Universums sieht, der vor der Herausforderung steht, seinem eigenen Leben Sinn zu geben. Außerdem möchte man möglichst wissenschaftlich sein und eine wissenschaftliche Weltanschauung vertreten.“

So weit, so banal. Ich kann mich des Eindrucks immer weniger erwehren, seine Ausführungen seien für GBS-Ohren, nicht aber für die Ohren seiner evangelikalen Mitstreiter bestimmt - doch dies ist und bleibt Spekulation. Da ich für diese Zusammenfassung jedoch wohl kaum in den Märchenwald gefahren bin, bitte ich ihn um eine kleine Vorschau auf sein morgiges Referat, in dem es um die kritische Auseinandersetzung mit der GBS gehen wird.