Winter-Sommer-Sonnen-Wende

REGENSBURG. Woher kommt eigentlich das „Weihnachtsfest"? Haben die Menschen

nicht schon lange vor der Zeit christlicher Traditionen gemerkt, dass um den 21.12. herum die Tage wieder länger werden? Und ist dies nicht auch heute noch der wahre Grund zu feiern?!

Diese Fragen stellten wir uns in unserer Familie schon lange. Die Antworten waren bald gefunden. Ein Grund zum Feiern war die angebliche Geburt eines angeblichen Gottes, der angeblich übernatürliche Kräfte hat, für uns nicht. Da meine Großeltern, die in der Wohnung unter uns wohnten, an ihrem Weihnachtsritual festhielten, war es nicht einfach, eine neue Tradition zu etablieren.

Jedoch an einem gemütlichen Winterabend, vor ein paar Jahren, es war ein 21.12., entschieden sich meine Eltern spontan, Bescherung zu machen. Der Baum mit den Kerzen stand bereits fertig, die Geschenke waren vorbereitet, das Datum ein guter Anlass.
So entstand bei uns ganz offiziell ein Lichterfest. Der Widerstand meiner Großeltern war nicht unerheblich, so dass wir anfangs zwei Feste hatten. Da aber meine Eltern und wir fünf Geschwister, mit mir, klar in der Überzahl waren, ergab es sich von selbst, dass im Laufe der Zeit nur noch am 21. Bescherung gemacht wurde.

Der geschmückte Baum war ja schon seit längerem kein Weihnachtsbaum mehr, sondern unser Lichterbaum. Jetzt nahm das ganze aber eine konkrete Form an. Wir feiern nun schon seit mehreren Jahren nur noch am 21.12., dass die Tage wieder länger werden. An diesem Gedanken kann man sich richtig erfreuen! Dies trugen wir auch nach außen. Am Gymnasium erzählte ich auch ganz offen von unserer Bescherung und konnte immer allen am 22.12. in der Schulklasse schon erzählen, was ich von meinen Eltern und Großeltern bekommen hatte. Die Mitschüler konnten erst im neuen Jahr, nach dem Ende der Ferien, davon berichten, das war viel weniger aufregend und interessant. Die Geschenke der Großeltern und anderer Verwandte von außerhalb kommen allerdings immer noch zum 24.. Wenn sich Leute einmal an ein Ritual gewöhnt haben, ist es schwer sie davon zu lösen.

Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Vom zustimmenden Lächeln bis zur ablehnenden Einstufung als „Sekte" war so alles vertreten. In meinem jungen Freundeskreis, alle um die 20, wird diese Idee inzwischen von allen akzeptiert, wobei auch der ein oder andere meine Familie anfangs für verrückt erklärt hatte. Ein paar Mitschüler gibt es, die die Idee des Lichterfestes besonders faszinierte. Wer weiß, vielleicht kann ja im nächsten Jahr einer meiner Freunde von seinen Erfahrungen berichten.

In meiner neuen Umgebung, im Norden der Altmark, kommt das Lichterfest richtig gut an. Die Menschen in dieser Gegend sind weit weniger gläubig als in der Oberpfalz was sich an folgendem Beispiel zeigt: Als ich dieser Tage für zwei Wochen nach Regensburg zurückgekehrt bin, wurde ich von der dortigen Männerrunde mit einem „Frohes Lichterfest" verabschiedet. Es war eine sehr positive Situation, die mich ermutigt hat.
Ich für meinen Teil bin sehr froh und zufrieden, dass wir so unsere eigene naturalistische Tradition begonnen haben. Alle möchte ich dazu einladen, sich ihr anzuschließen!

Auf dass die Tage wieder länger werden!
Frohes Lichterfest!

Armin Schmid