Das Wunder von Allhartsberg....

WIEN. (hpd) ....oder: Der doppelte Bürgermeister. Die kirchennahe niederösterreichische Wochenzeitung NÖN belegt, dass es Wunder gibt. Auf einem Foto ihrer Ybbstaler Ausgabe erscheint ein ÖVP-Politiker gleich zweimal.


Dieses Wunder der Bilokalität war der Redaktion nicht einmal eine Zeile wert. Auch Bürgermeister und Kirche schweigen sich aus. Unser Österreich-Korrespondent Christoph Baumgarten hat hartnäckig recherchiert.

Als gründlicher Journalist fühle ich mich verpflichtet, diesem Wunder von Allhartsberg auf den Grund zu gehen. Allein, man macht es mir schwer. Anton Kasser sagt nichts. Wo er doch so viel Grund hätte, sich zu freuen. Er ist Allhartsberger Bürgermeister und Landtagsabgeordneter der ÖVP. Als vielbeschäftigtem Mann kommt ihm seine Gabe, an zwei Orten gleichzeitig zu sein sicher zustatten. Ob es sich auszahlt, zweimal gleichzeitig am selben Ort zu erscheinen wie er das bei einem Bieranstich zu einem Oktoberfest getan hat, ist eine andere Frage. Das hat die NÖN eindrucksvoll kommentiert. Leider hat Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Kasser nicht auf auf meinen Fragenkatalog geantwortet, den ich ihm heute zukommen habe lassen:

Als langjähriger Journalist habe ich beinahe mit Ehrfurcht festgestellt, dass Sie im "Boten von der Ybbs" von vergangener Woche das seltene Kunststück fertig gebracht haben, am gleichen Foto zwei Mal zu erscheinen. Wie machen Sie das?

Es gibt bereits Menschen, die vom "Wunder von Allhartsberg" sprechen. Wie gehen Sie damit um?

Halten Sie es für möglich, dass das Foto retouchiert wurde?

Wenn es retouchiert wurde, warum glauben Sie, dass das passierte?

Kommt so etwas öfter vor?

Bisher hat mir der Bürgermeister nicht geantwortet. Wofür ich bis zu einem gewissen Maß Verständnis habe. Seine Gabe an zwei orten gleichzeitig zu sein, verschafft ihm im politischen Geschäft erhebliche Vorteile. Zumal er zwei bezahlte Funktionen ausübt. Diese Geheimnisse will man nicht an die große Glocke hängen. Nicht, dass der politische Gegner das nachmacht.

Wobei nur mein Kollege Peter davon ausgeht, dass das fragliche Foto retouchiert sein könnte. Ein Scherz, den man spät in der Nacht in der Redaktion gemacht habe und den man vergessen habe, rückgängig zu machen sagt er. Und einige Kleingläubige und Nörgler vermeinen in dem Foto einen Beweis für vermutete Manipulationen in der NÖN zu sehen, die mehrheitlich der Diözese St. Pölten gehört. Dort würde man bevorzugt Politikerinnen und Politiker wegretouchieren, die nicht der ÖVP angehören.