The New Atheism

Das Schwert der Wissenschaft

Die Macht des Gebets

Schließlich geht Victor Stenger der Frage nach, was die Wissenschaft über die Religion zu sagen hat. Stenger zufolge ist die Nichtexistenz von Belegen dann ein Beleg für Nichtexistenz, wenn Belege da sein sollten! Diese wichtige Differenzierung wird von Karl Popper nicht erwähnt, der meint, man könne allgemeine Nichtexistenz prinzipiell nicht beweisen (im Gegensatz etwa zu der Nichtexistenz eines Gegenstandes an einem klar definierten Ort). Insofern das Ding, dessen Existenz überprüft werden soll, jedoch Eigenschaften hat, die überprüfbar sind, dann ist das Ding mit den überprüfbaren Eigenschaften auch widerlegbar.

Wenn also jemand behauptet: „Es gibt einen Gott, der die Gebete von Menschen erhört, die an ihn glauben“, dann ist die Existenz eines solchen Gottes widerlegbar und bereits widerlegt – schließlich sind Gläubige aller Art ebenso wie Atheisten von Naturkatastrophen betroffen und Gebete werden von niemandem jemals erhört, allenfalls treffen die erbeteten Ereignisse zufällig ein. Bekanntlich gibt es Studien, welche die Wirksamkeit von Gebeten überprüft haben (finanziert von der religiösen Templeton-Stiftung). Neben der Wirksamkeit von Belegen gibt es weitere Elemente der großen Religionen, die sich wissenschaftlich überprüfen lassen: Wunderheilungen, Prophezeiungen, Stigmata, blutende Marienstatuen, heilende Quellen, das Grabtuch von Turin, übernatürliche Fähigkeiten von Heiligen und noch viel mehr.

Das soll aber nicht bedeuten, dass Victor Stenger auf irgendeine naive Weise meint, Gott widerlegt zu haben. Er drückt es so aus: „Wenn ich sage, dass die Wissenschaft bewiesen hat, dass Gott nicht existiert, dann meine ich damit, dass ein Gott mit bestimmten Eigenschaften (die ich vorher definiert habe) jenseits eines vernünftigen Zweifels wissenschaftlich widerlegt werden kann.“

Der Design-Wahn

Im nächsten Kapitel widmet sich Stenger den Design-Alister McGrath A fine-tuned universeArgumenten, darunter Intelligent Design, also die Schöpfung von Arten, sowie die Schöpfung des gesamten Universums. Stenger profitiert bei seiner Widerlegung des Fine-Tuning-Argumentes (die Naturkonstanten wurden so eingestellt, damit wir entstehen konnten) von seinem physikalischen Fachwissen. Er hat selbst schon Modelle konstruiert und durchrechnen lassen, in denen einige Naturkonstanten anders eingestellt waren und trotzdem ist Leben entstanden.

Es kommt zudem darauf an, was man überhaupt als „Naturkonstante“ bezeichnet, wobei sich Theologen hier nicht einig sind. Insgesamt sieht es so aus, als müssten einige der Naturkonstanen so sein, wie sie sind, weil Naturgesetze nichts anderes zulassen. Man könnte diese Konstanten gar nicht anders einstellen.

Heiliger Dampf

South Park Alles über die MormonenDie Widerlegung des notorischen Stalin-und-Hitler-Argumentes (Diktatoren waren böse Atheisten, also ist der Atheismus böse) durfte natürlich nicht fehlen. Außerdem weist Stenger die Gläubigen auf den Inhalt ihrer eigenen heiligen Schriften hin und darauf, was ihre Vorbilder darin so alles treiben. Mehr Platz widmet er der Geschichte der Mormonen, die einzige große Religion, über deren Entstehen wir detailliert Bescheid wissen, weil es nicht lange her ist. Zeitweise sind die Mormonen aufgetreten wie eine christliche Version der Taliban, obwohl die Art und Weise, wie sich ihre Anführer Offenbarungen zurechtgelegt haben, um egoistische Ziele zu erreichen, schon immer äußerst durchsichtig war. Insbesondere ist es kaum zu glauben, was sich Frauen in der mormonischen Geschichte alles haben bieten lassen.

Leid und Moral

Stenger zeigt auf, warum es keine logische Möglichkeit gibt, das Böse in der Welt mit einem allguten Gott zu vereinbaren, ja überhaupt mit einem Gott, der irgendein Interesse am Menschen oder nur an seinen persönlichen Anhängern hat. Es folgt eine Erkundung der evolutionären Entwicklung unserer gemeinsamen Moralfähigkeit.