The New Atheism

Gegen Unsinn

Nein danke, mir wäre es lieber, wenn er die Masern bekommt! Du kannst auch welche haben...Wie bereits angedeutet, wenden sich die Neuen Atheisten nicht nur gegen Religion. Sie sprechen sich gegen jede Art von Unsinn aus und darum haben sie auch keine Befürchtungen, eines Tages ohne Job dazustehen. Unsinn ist alles, was eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen (Erde 6000 Jahre alt, Aids hat nichts mit HIV zu tun) und grundlegender Logik (Jesus von Jungfrau geboren, Geld durch Wünsche anziehbar) entgegensteht. Menschen verbringen sehr viel Zeit mit Unsinn.

Sicherlich gibt es eine große Grauzone, allerdings ist sie kleiner, als es uns die kunterbunte Alles-gut-und-richtig-Welt der Postmoderne Glauben machen möchte. Diesbezüglich gab es kürzlich eine Auseinandersetzung über Bill Maher, den Regisseur des satirischen Dokumentarfilms Religulous. Ihm wurde von der Atheist Alliance International der Richard Dawkins Award verliehen. Das Problem: Bill Maher ist Impfgegner und Aids-Leugner. Wissenschaftler protestierten gegen die Verleihung und warfen der AAI vor, dass ihnen Atheismus wichtiger sei als das kritische Denken. Die Neuen Atheisten haben sich schließlich den Maher-Kritikern angeschlossen, auch wenn Richard Dawkins sich etwas zurückhält, da er Religulous gut fand und den Preis an Maher überreichte. Er war nicht rechtzeitig über Mahers zweifelhafte Ansichten im medizinischen Bereich informiert gewesen.

Atheismus in der Offensive

In der Einleitung und im ersten Kapitel fasst Victor Stenger den Inhalt der zentralen Werke des Neuen Atheismus und die wichtigsten Positionen seiner Vertreter zusammen und das sehr qualifiziert. Dies erkennt man bereits daran, dass er die Diskussionen um den sogenannten Accomodationism (siehe den Artikel über Allversöhnung auf darwin-jahr.de) anspricht. Um sie in den richtigen Kontext einzuordnen, musste Stenger schon die Tätigkeiten der Neuen Atheisten verfolgen (und wer das ebenfalls tun möchte, der sei auf die Feeds in der rechten Spalte von meinem Blog verwiesen).

Bei der Debatte um die Allversöhnung ging es zunächst um die angebliche Vereinbarkeit von Evolution und Schöpfung und dann um die angebliche Vereinbarkeit von Wissenschaft und Religion, wobei den Neuen Atheisten in beiden Fällen Krawallmacherei und ein zu simples Verständnis von Wissenschaft und Vernunft vorgeworfen wurde. Trotzdem haben sie die Debatte inhaltlich für sich entschieden und die Gegenseite, zum Beispiel die Religionshistorikerin Karen Armstrong, produziert inzwischen nur noch Wischiwaschi-Apologetik. Sie wurde sogar von einem Theologen als Atheistin bezeichnet, weil sie Gott so nebulös aus der Existenz heraus definiert ("Gott kann nicht sein, denn Gott ist das Sein selbst").

Die Torheit des Glaubens

Im dritten Kapitel erläutert Stenger, warum Religion unsinnig ist. Das tut er zunächst anhand der christlichen Rechten und anhand von Islamisten, dann gleichermaßen anhand der Apologetik moderater, fortschrittlicher Theologen. Und dabei bemerkt man, dass Sam Harris schon recht damit hatte, dass liberale Religiosität unlogischer ist als die fundamentalistische Alternative, jedenfalls in Hinblick auf ihre innere Logik, ihrer Kohärenz.