Bundespräsident: Deutsche Christenrepublik

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Empfang Sternsinger / Foto: Steffen Kugler, BPA

BERLIN. (hpd) Bundespräsident Horst Köhler ist in seiner zweiten Amtsperiode auffallend schweigsam. Es sei denn, es geht um eine seiner Herzensangelegenheiten: seinen christlichen Glauben zu verbreiten und die christlichen Kirchen zur Mission zu ermuntern.

Der Bundespräsident. Zu seinen Aufgaben gehört u.a. das Wirken im Inland: „Der Bundespräsident ist ‚lebendiges Symbol’ des Staates. Über den Parteien stehend, wirkt er in Reden, Ansprachen, Gesprächen, durch Schirmherrschaften und andere Initiativen integrierend, moderierend und motivierend.“ Und unter dem Begriff „Staatspflege“ heißt es offiziell: „Der Bundespräsident ist als Staatsoberhaupt in besonderer Weise geeignet, den Staat zu verkörpern, ihn zu repräsentieren und die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zu integrieren.“

Kernaufgabe Integration

Diese elementare Kernaufgabe der Integration aller Deutschen in diesen Staat Bundesrepublik Deutschland scheint dem amtierenden Bundespräsident in seinem Amtsverständnis ziemlich egal zu sein.

Gestern hat Bundespräsident Horst Köhler der Wochenzeitung Rheinischer Merkur aus Anlass des zweiten Ökumenischen Kirchentages ein Interview gegeben, das auch auf der Internetseite des Bundespräsidenten veröffentlicht wurde, also offiziell ist.

Als konfessionsloser Bürger kann man nur mit dem Kopf schütteln. „Einfaltspinsel“ war im Dezember 2009 noch eine höfliche Reaktion auf seine Erklärung gewesen, die "Bibel ist wichtigstes Buch, das ich kenne" und dass er seinen Enkelkindern mit Begeisterung aus der Bibel vorlese. Auch das war nicht falsch zitiert, sondern offiziell.
 

Die aktuellen Aussagen bestätigen noch einmal, wes Geistes Kind dieser 'unser' Bundespräsident ist. Kernsätze des Interviews sind u. a.:

  • „Ich habe die Hoffnung, dass der Christenmensch mit der Freiheit, die ihm Gott und unsere Verfassung gegeben haben, verantwortungsvoll umgeht - für sich selbst, für den Nächsten, für die Gemeinschaft. Verantwortung äußert sich auch in einem Bewusstsein, das die Grenzen menschlichen Handelns kennt. Das verstehe ich unter einer christlichen Orientierung, und sie ist wichtig in einer Zeit, in der sich Bindungen auflösen und sich bei vielem die Sinnfrage stellt.“
  • „Das Christsein gibt mir Verwurzelung, Werte und lehrt mich vor allem Demut. Ich weiß, dass ich nicht auf alles letzte Antworten habe. Der Glaube an Gott gibt mir aber Grundzuversicht, und aus dem christlichen Glauben schöpfe ich Orientierung.“
  • „Wir haben seit Weimar die Trennung von Kirche und Staat, und das ist gut. Aber die beiden bleiben aufeinander bezogen, und ihre Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen kann für beide Seiten fruchtbar sein - in karitativen Fragen, in den Schulen, in der Diskussion über Ethik und Moral. Man kann zusammenarbeiten, wenn es darum geht, Sozialpolitik zu definieren, die geprägt ist von der Frage nach Gerechtigkeit.“
  •  „Die, die austreten, haben vielleicht ein Problem mit der Institution Kirche. Das heißt aber nicht, dass sie keine religiöse Orientierung suchen. Meine Bitte an die christlichen Kirchen ist: Kämpfen Sie um jeden Einzelnen. Sie haben einen Auftrag von Gott, seine Botschaft zu vermitteln, weil sie etwas Gutes ist, weil sie den Menschen hilft. Daher rührt mein Appell an die Kirchen, eine neue Innere Mission zu beginnen.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, als Horst Köhler können Sie ja glauben an was Sie wollen, als Bundespräsident aber grenzen Sie mit diesen offiziellen Sätzen die Hälfte der deutschen Bundesbürger, die sich mehr oder weniger nicht als religiös verstehen, aus diesem Staat und Gemeinwesen aus. Ist das Ihre Absicht?

Ihre Sätze und Auffassungen würden eher zu einem Landesbischof passen, aber nicht zu einem Bundespräsidenten. Auch wenn Sie sich mit dem Bundestagspräsidenten und der Kanzlerin in einem Boot sitzen sehen, dann ist es schlicht das falsche, da sie als Amtsträger in ihrem öffentlichen Auftreten zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet sind. Alles andere ist ihre Privatsache.

In empörten Schreiben von Humanisten, die den hpd heute Vormittag erreichten wird u. a. eine überverbandliche Petition an den Bundestag empfohlen bzw. eine gerichtliche Klärung vorgeschlagen, ob man derartige Aufrufe, die auch noch empfehlen Urteile des Bundesverfassungsgerichtes zum Kruzifix in Schulen zu missachten, ihm in seiner Funktion als Bundespräsident zu untersagen sind. Auch eine Initiative zur Absetzung von Herrn Köhler wegen evangelikaler Bevorzugung von Religionsgemeinschaften wurde angeregt. Erster emotionaler Ausdruck der berechtigten Empörung.

Carsten Frerk.