Kommentar zum Wahlkampf in Sachsen

Immer diese verletzten Gefühle

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Der sprichwörtliche Strohmann mit Treiber (Narrensprung in Weingarten)
Strohmann mit Treiber

Wieder einmal fühlten sich Christen in ihren religiösen Gefühlen – was immer das auch sein mag – verletzt. Dieses Mal verletzte sie der Spott einer sich selbst als "Satirepartei" bezeichnenden Partei, deren Wahlplakat als "den Wahlkampf vergiftend" bezeichnet wurde.

Ach Sachsen1… kein Problem mit Plakaten, auf denen eine andere Partei mit "Sommer, Sonne, Remigration" für sich wirbt, aber ein am (Haken-)kreuz hängender Mann verletzt religiöse Gefühle. Na gut, der Mann soll vermutlich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sein. Da könnte man vielleicht darüber nachdenken, ob es tatsächlich angemessen ist, den Mann mit Jesus zu vergleichen.

Aber welche religiösen Gefühle werden hier verletzt? Seit wann gehört das Hakenkreuz zu den religiösen Symbolen des Christentums?

Frank Richter ist religionspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und er bezeichnete das Plakat am Freitag als "geschmacklos, verletzend und peinlich".

"Das Plakat zeigt eine Fotomontage, auf der Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) als ein ans Kreuz gefesselter Mensch dargestellt wird. Wohlgemerkt ein Hakenkreuz. Im Hintergrund klatschen Politiker der AfD hämisch Beifall, während sich CDU-Politiker desinteressiert verhalten. In der rechten oberen Ecke ist Hitlers lachendes Konterfei zu sehen. Gefesselt ist der Ministerpräsident auf der Abbildung mit seinem eigenen Geschlechtsteil." (t-online)

Geschmacklos? Das ganz sicher. Aber – auch das weiß man – das sind Plakate von Die PARTEI sehr häufig. Wo jedoch das Plakat alle Christen vor den Kopf stoßen soll und gerade ihre Gefühle verletzt, das bleibt offen.

Die Botschaft ist klar: Die CDU hat aus der Geschichte nichts gelernt und biedert sich an, als Steigbügelhalter für Demokratiefeinde herzuhalten. Das sieht sogar der Textchef der Wirtschaftswoche, die nun wahrlich nicht im linken Spektrum der Medien einzuordnen ist, kritisch. In einer Kolumne schreibt Dieter Schnaas von "einer wertefundierten, prowestlichen Europapartei im Westen – und einer aggressiv-konservativen Nationalpartei vor allem im Osten." Er nennt das den "Abstieg ins politische Souterrain" und empört sich über Vertreter "einer Partei, die das Christliche im Namen führt und erstaunlicherweise noch immer von sich annimmt, 'bürgerlicher' als andere zu sein. Tatsächlich ist längst das Gegenteil der Fall."

Das, und nur das, ka­ri­kie­rt das Wahlplakat der Partei Die PARTEI. Wer hier einen Angriff auf Symbole des Christentums erkennen will, baut einen fetten Strohmann auf, um bloß nicht über das wirkliche Problem nachdenken zu müssen.

Hinweis: Da das Plakat ein verfassungsfeindliches Symbol verwende, hat die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden einen Prüfvorgang eingeleitet. Deshalb wird das Plakat hier nicht abgebildet. Wer es dennoch sehen möchte: Die PARTEI Sachsen hat es auf ihrer Facebookseite veröffentlicht.

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  1. Dem Autor ist klar, dass nicht alle Sachsen über einen Kamm geschoren werden sollten. ↩︎