Religiöse Rechte – Notizen Juni 2010

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US-flag / Foto: Andreas Church (morguefile)

USA. (hpd) Da in den USA langsam wieder der Wahlkampf beginnt, und die Christliche Rechte lauter wird, beobachtet der hpd das Geschehen mit Monatsrückblicken. Diesen Monat war sowohl auf deutscher wie amerikanischer Seite das prägende Thema in den Medien die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Für viele Christen ist sie allerdings nicht Ausdruck des Versagens von Großkonzernen, sondern eine göttliche Strafe.

Cindy Jacobs meint, dass die gesunkene Ölplattform Deepwater Horizon die Rache Gottes für die US-Politik gegenüber Israel ist. (Quelle)

Auch die Prediger Lou Engle und Rod Parsley waren sich einig, dass Gott hinter dem isländischen Vulkanausbruch sowie der Ölkatastrophe stehe, um die Amerikaner zur Umkehr aufzuforden. (Quelle)

Da erscheint es nur logisch, dass Parlamentarier des Bundestaates Lousiana versuchen, die Ölpest durch Gebete einzudämmen. (Quelle)

Mittlerweile geht die Anhörung Kagans vor dem US-Senat in die letzte Runde. Sie muss per Mehrheitsbeschluss bestätigt werden, wenn sie demnächst ihren Posten am Obersten Gerichtshof der USA bekleiden will. Mehrere Vertreter der Christlichen Rechten wiederholten diesen Monat die Argumente, laut denen Kagan wegen ihrer Haltung zu Homosexualität und Abtreibung die falsche Wahl wäre. Tim LaHaye, einflussreicher christlicher Buchautor der „Left Behind“ Serie, sah in Kagans Nominierung sogar ein Zeichen für das baldige Ende der Welt. (Quelle)

Zu den Anhörungen im US-Senat war auch General William Boykin als Zeuge geladen. (Quelle) Der ehemalige ranghohe Millitär ist evangelikaler Christ und gibt an, im Auftrag Gottes gegen den dämonischen Islam gekämpft zu haben. (Quelle)
Nach Protesten wurde Boykin jedoch wieder ausgeladen.

Pastor Rick Scarborough von der Southern Baptist Convention, attackierte das "schmutzige" US-Magazin "Rolling Stone", weil es durch einen Artikel die Absetzung General McChrystals als Oberkommandierenden in Afghanistan erreicht hatte. McChrystal habe sich selbst für seine Soldaten geopfert, weil die Regierung Obama das Militär verachte. (Quelle) Mittlerweile entwickelt sich der Afghanistan-Feldzug immer mehr zum Problem für die US-Regierung. Der vergangene Monat war des bisher blutigste seit Kriegsbeginn 2001 und der erste, in dem mehr als 100 westliche Soldaten getötet wurden.

Auch die Entscheidung Obamas künftig Homosexuelle im US-Militär dienen zu lassen, stieß diesen Monat auf großen Widerstand. Scott Lively von der American Family Association griff sein altes Argument wieder auf, laut dem die Nazis ein schwuler Männerbund waren und fügte hinzu, dass Homosexuelle im US-Militär den Hass der Moslems auf Amerika verstärken würden. (Quelle)

Tony Perkins vom Family Research Council und der ehemalige General John Sheehan verfassten gemeinsam einen Artikel gegen die Gleichstellung von Homosexuellen. Sheehan hatte bereits vor einigen Wochen in einer Anhörung Schwulen indirekt eine Schuld am Massaker von Srebrenica gegeben. In ihrem aktuellen Artikel warnten sie vor der AIDS-Gefahr, die von Homosexuellen ausgeht. (Quelle)

Aber auch die schrittweise Einführung der Homosexuellenrechte im zivilen Bereich provozierte Widerstand. Bryan Fischer von der American Family Association bezeichnete die Teilnahme eines 10-jährigen Jungen, der auf einer Parade für Schwulenrechte mitmarschierte als "Kindesmissbrauch". (Quelle)

Lou Engle äußerte die Befürchtung, dass Obama mit seiner Rede zum Vatertag (dort findet er im Juni und nicht im Mai statt), in der er gesagt hatte, dass auch 2 Männer Eltern sein könnten, das „spirituelle Reich öffne“ und zu einer „Dämonisierung der Kultur“ beitrage. (Quelle)

Angesichts solch harter Rhetorik verwundert es nicht, dass Lou Engle die Kriminalisierung von Homosexualität fordert. So lobte er das Eintreten der ugandischen Regierung gegen Schwule, aber lehnte ihre Hinrichtung ab. (Quelle)

Laut dem Journalisten Jeff Sharlet, der schon länger über die Verbindung zwischen amerikanischen Christen und ugandischen Politikern berichtet, unterstützt Engle die Todesstrafe dennoch und gab nur aus taktischen Gründen anderes zu Protokoll. Im Interview mit Sharlet hatten sowohl der Abgeordente David Bahati, wie auch Bischof Julius Oyet, die hinter den Homosexuellen-Gesetzen stehen angegeben, dass Engle im persönlichen Gespräch mit ihnen die neue Gesetzgebung begrüßte. Auch seine Predigten im zentralafrikanischen Land hätten ihnen sehr bei der Umsetzung ihrer Pläne geholfen. (Quelle)

Angeblich hat auch das Family Research Council seinen Einfluss geltend gemacht. Lobbyisten der Organisation sollen den US-Kongress gebeten haben, keinen politischen Druck gegen Uganda auszuüben. Das Family Research Council bestätigte den Vorgang, bestreitet aber, die Todesstrafe für Schwule gutzuheißen. Die Lobbyisten hätten angeblich nur eine Neuformulierung einer Resolution angestrebt, so dass nicht der Eindruck entstehe, dass Homosexualität ein internationales fundamentales Menschenrecht sei. (Quelle)

Auch Zimbabwe plant, im Rahmen einer Verfassungsänderung Homosexualität künftig unter Strafe zu stellen. Dieser Vorstoß sei auf die Bemühungen von Pat Robertson Organisation American Center for Law and Justice zurückzuführen. In Kenia ist seit einer Verassungsänderung bei der das ACLJ beratend tätig war, Abtreibung verboten. (Quelle)

Außerdem brachte der Juni der US-Regierung mehrere Hitler-Vergleiche ein. Thomas Sowell warf Obama Nazi-Methoden vor, weil er das Recht auf Privateigentum verletze, wenn er BP zu Schadensersatzzahlungen zwinge. Sein Artikel wurde ausdrücklich von Sarah Palin und dem Abgeordneten Louie Gohmert empfohlen. (Quelle1) (Quelle2)

Auch Bryan Fischer sah sich angesichts der Ölkatastrophe bestätigt, dass Obama ein „faschistischer Diktator“ sei. (Quelle)

Dave Welch vom US Pastors Council behauptete, dass Obama plane, das „Vierte Reich“ zu errichten. (Quelle)

Und der republikanische Politiker Rick Barber warf Präsident Obama in einem Wahlwerbespot Zwangsarbeit wie im Dritten Reich vor. (Quelle)

„Okkultismus-Forscher“ Steve Wohlberg warnte davor, dass die Verfilmung der Twilight-Saga Teenager zum „Vampirismus“ verführen könnte. Andere Vertreter der Christlichen Rechten hatten in der Vergangenheit vor Harry Potter gewarnt. (Quelle)

Am Ende des Monats gab Bryan Fischer die Weisung an alle Christen aus, sich stärker als die Liberalen fortzupflanzen, nachdem er Statistiken über sinkende Geburtenzahlen gelesen hatte. (Quelle)

Mittlerweile formieren sich die Konservativen für die anstehenden Parlamentswahlen im November.

Rand Paul, Anhänger der Tea-Party-Bewegung, der für die Republikaner den Senatssitz in Kentucky gewinnen soll, wurde im Wahlkampf gefragt, wie alt die Erde ist, zog es aber vor, die Frage nicht zu beantworten. (Quelle)

Der Republikaner Tom Mullins, der für New Mexico in das Repräsentantenhaus einziehen will, schlug vor, die US-Grenze zu Mexiko zu verminen. (Quelle)

Sharron Angle aus Nevada, die ebenfalls in den Senat einziehen will, stellte klar, dass sie Abtreibung auch für Vergewaltigungsopfer ablehnt. (Quelle)

Art Robinson, der in seinem Wahlkreis in Oregon antritt, fiel in der Vergangenheit als Klimaskeptiker auf und schlug vor, radioaktiven Müll einfach im Meer zu entsorgen. Wie nun bekannt wurde, hatte er in der Vergangenheit Bücher verkauft, in denen Afrikaner als geistig zurückgeblieben dargestellt werden. (Quelle)

Redaktion: Lukas Mihr