ELTVILLE-ERBACH. (hpd) Vor gut 400 Jahren (am 7. Januar 1610) entdeckte Galileo Galilei (fast gleichzeitig mit, aber wohl einen Tag früher als Simon Marius) mit einem selbstkonstruierten Fernrohr, dass der "wandernde" (= Planet) Jupiter von 4 großen Monden begleitet wird, die ihre Position im Stundenrhythmus verändern.
Diese Entdeckung war eine Sensation ersten Ranges und läutete das Ende des geozentrischen Weltbildes zugunsten des heliozentrischen ein (auch wenn heute noch selbsternannte "Gelehrte" eine Revision wollen).
Gegenwärtig (und noch einige Wochen) steht Jupiter in Opposition zur Erde (Jupiter - Erde - Sonne), d.h. er ist, von der Sonne angeschienen, die ganze Nacht von der Erde aus beobachtbar, Wolkenarmut vorausgesetzt.
Diese Voraussetzung hatte ich am 22. Februar abends um 23:30 Uhr in Eltville-Erbach im Rheingau und so richtete ich meine Kamera (Panasonic Lumix FZ1000) in vollem 400-mm-Zoom freihändig und ohne große Voreinstellungen auf das Objekt der Begierde. Das Ergebnis war das oben gezeigte Foto.
Fantastisch; ich hatte das bisher nur im Teleskop sehen können. Die kleinen Punkte im Bild sind von links nach rechts die Monde Kallisto, Ganymed, Io und Europa, deren Position sich, wie erwähnt, stündlich ändert. Galilei hat das Bild sicher anders gesehen; die Positionen (derzeit und selbst 1610!) können mit der Freeware SkyViewCafe verfolgt werden. Der Blick in die Natur gelingt bereits auch mit einem besseren Fernglas, am besten auf Stativ.
Jupiter bewegt sich (von der Erde aus gesehen) diesen Sommer bei gleicher Beobachtungszeit langsam gen Westen, in Richtung des ebenso auffälligen Abend-"Sterns", der Venus. Am 30. Juni stehen diese beiden Planeten am Abendhimmel (22:30) praktisch direkt übereinander (der hellere Punkt ist Jupiter).
Ein weiteres ganz unesoterisches Highlight. Das ist Naturalismus pur.
6 Kommentare
Kommentare
Pierre Leich am Permanenter Link
Das ist schön, dass Sie im Zusammenhang der Entdeckung der Jupitermonde den markgräflichen Hofastronomen Simon Marius erwähnen. Vermutlich begannen seine Beobachtungen des Jupitersystems sogar vor Galilei.
Die Jupitermonde und – systematisch noch wichtiger – die Venusphasen, die Marius zwei Monate nach Galilei erkannte, waren zwar noch kein Beweis des heliozentrischen Systems, brachten aber deutliche Bewegung in den Weltsystemstreit.
Zu Marius gibt es inzwischen das umfangreiche Marius-Portal, das 28-sprachig durch sein Werk und die Literatur führt: www.simon-marius.net.
Andrea Pirstinger am Permanenter Link
Schönes Foto/Bild, Hans.
Danke für diese Moment-Aufnahme.
Doktor B. am Permanenter Link
Sind die vier kleinen "Objekte" nicht nur optische Reflexe?
Ich kann mir 2 Sachen nicht vorstellen: 1. das ist möglich ist, mit einer Kamera, ohne Teleskop, und dazu noch freihändig, ein Bild zu schießen, auf dem die Monde scharf zu sehen sind; 2. das die Monde so perfekt in einer Reihe standen.
Wie gesagt - meine Tip: Lichtreflexe.
Hans Trutnau am Permanenter Link
@Doktor B.: Nein, definitiv keine optischen Reflexe. 1. Die Kamera ist praktisch ein Teleskop; die Brennweite (bez. a. Kleinbildformat) war 400 mm plus 4 x Digitalzoom.
Klaus Dräger am Permanenter Link
Sehr schönes Foto und gute Erklärungen. Genau diese Sachen wollte ich gerade wissen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nachtrag 30.6.2015: Wolkenlos, laue Nacht. Aufstellung im Weinberg. Der hellere Punkt war natürlich die Venus; direkt links oben darüber der Jupiter mit seinen schwer erkennbaren Monden im Dunst des Horizonts.
Sollte am 1.7. noch ebenfalls sichtbar sein dank des schönen Wetters; dann der Jupiter rechts oberhalb der Venus.
Ebenso am 2.7.; dann mit Beleuchtung des Beobachterstandorts durch den Vollmond.