LINDAU. (hpd/mpg) Vor der nächsten UN-Klimakonferenz im Dezember 2015 haben auf der Insel Mainau mehr als 30 Nobelpreisträger eine Deklaration zum Klimawandel unterschrieben. Sie fordern, entschlossen zu handeln, um Emissionen weltweit zu begrenzen.
Es ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen des Klimawandels: "Wenn wir dem rasch ansteigenden Rohstoffverbrauch nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken", heißt es in der Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel, die mehr als 30 Nobelpreisträger am Freitag auf der Bodenseeinsel Mainau unterzeichnet haben. Würde nichts getan, wird dies zu einer "umfassenden menschlichen Tragödie führen".
Die Preisträger der Disziplinen Physiologie oder Medizin, Physik und Chemie fordern die Nationen der Welt daher auf, "die Chance der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 zu nutzen". Dort soll eine neue internationale Klimaschutz-Vereinbarung in Nachfolge des Kyoto-Protokolls verabschiedet werden. Es gelte, entschlossen zu handeln, um die künftigen Emissionen weltweit zu begrenzen.
Vom 30. Juni bis zum 3. Juli haben sich in Lindau 650 Nachwuchswissenschaftler aus nahezu 90 Ländern mit den Koryphäen ihres Faches getroffen. Darunter sind auch 19 junge Forscher aus Max-Planck-Instituten. Der Schwerpunkt des Treffens lag in diesem Jahr auf dem Zusammenspiel der Forschungsfelder Biologie, Medizin, Chemie und Physik – interdiszplinäres Denken, das letztlich auch ein wichtiges Kriterium zum wissenschaftlichen Erfolg ist, bildete den rote Faden. Die Nachwuchsforscher erhielten die einmalige Gelegenheit, ihre Projekte in Master Classes ihren persönlichen Wissenschaftsvorbildern vorzustellen und zu diskutieren.
Ein Neuling im Kreis der Preisträger
Hang Su, einer der ausgewählten Nachwuchswissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, wusste schon vor seiner Abreise nach Lindau: "Mein persönliches Highlight wird auf jeden Fall Stefan Hell sein!" – Der Max-Planck-Forscher Stefan Hell hatte 2014 den Nobelpreis für Chemie gewonnen und war dieses Jahr erstmalig bei der Lindauer Konferenz dabei. Ganz passend zum diesjährigen Thema der Tagung, ist auch Hell ein Kenner im Bereich Interdisziplinarität: Durch den fachübergreifenden Ansatz mit Hilfe von molekularer Biochemie, Mikroskopie und Physik gelang es ihm, die STED-Mikroskopie zu entwickeln. Damit wurde erstmalig die Beobachtung von Strukturen möglich, die kleiner sind als die Wellenlänge des Lichts. "Vielleicht lerne ich in Lindau, wie ich diese Methode bald auch in meinem eigenen Forschungsfeld anwenden kann", sagte Su. Beim gemeinsamen Abendessen am 30. Juni hatten die jungen Max-Planck-Wissenschaftler Zeit, ihre Ideen mit Stefan Hell auszutauschen.
Berufliche und private Kontakte knüpfen
Doch nicht nur die fachliche Diskussion stand auf dem Programm der Nobeltagung: "Ich freue mich besonders auf Ted Hänsch und Serge Haroche, und interessante Gespräche, die mich für meine Arbeit und meine Karriere motivieren", sagte Pierre Türschmann vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen. Nicht zuletzt sind es oft persönliche Kontakte und Netzwerke, die Wissenschaftlern neue Türen öffnen und Karrieren voran bringen.
Joanna Kowalska vom MPI für chemische Energiekonversion in Mülheim fasste darum treffend zusammen: "Es ist schon eine Ehre, nach Lindau zu gehen, denn es ist eine Inspiration für die jungen Leute zu sehen, wie genau die Nobelpreisträger es geschafft haben. Der diesjährige interdisziplinäre Fokus ist besonders toll, denn ich bin selber Physikerin und arbeite jetzt mit Chemikern zusammen – da kann ich bestimmt viel in Lindau lernen."
Die Teilnahme der Nachwuchswissenschaftler an der Lindauer Nobelpreisträgertagung wurde von der Max-Planck-Gesellschaft finanziell mit jeweils 2500 Euro unterstützt. Alle Teilnehmer wurden vom geschäftsführenden Direktor des jeweiligen Instituts vorgeschlagen und vom Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft nominiert.
Lange Tradition der Tagung
Seit 1951 bieten die alljährlichen Lindauer Nobelpreisträgertagungen Wissenschaftlern ein weltweit beachtetes Forum für den Austausch und die Kontaktpflege. Neben den wechselnden Treffen in Medizin, Physik und Chemie gibt es regelmäßige interdisziplinäre Treffen. Alle drei Jahre kommen darüber hinaus Nobelpreisträger aus den Wirtschaftswissenschaften nach Lindau und treffen sich ebenfalls mit jungen Studenten. (BIA / BA)
1 Kommentar
Kommentare
manfred fischer am Permanenter Link
Wie lange weiß man schon, dass unsere Mutter Erde am Tropf hängt und doch wird in vielem immer so weiter gemacht - noch mehr Autos, billigen Tourismus aller Orten und Ausbeutung von Mensch und Natur - Hauptsache mit
Diese Gier auf Kosten der Mitwelt scheint kein Ende nehmen zu wollen.
Das macht mehr als traurig ........
Manfred Fischer - Mannheim