Der bekannte Atheist Richard Dawkins stellte vergangene Woche an der Universität Heidelberg sein neues Buch mit dem Titel "Atheismus für Anfänger: Warum wir Gott für ein sinnerfülltes Leben nicht brauchen" (Originaltitel: Outgrowing God: A Beginner's Guide) vor.
Im Gespräch mit der stellvertretenden Chefredakteurin des Humanistischen Pressedienstes (hpd), Daniela Wakonigg, präsentierte Dawkins eine pointierte Zusammenfassung seiner religionskritischen Thesen. Er stellte sich den gängigsten Einwänden von religiöser Seite, während Wakonigg, die Dawkins schon 2018 für den hpd interviewt hatte, die Rolle des Advocatus Diaboli – oder hier passender: des Advocatus Dei – einnahm. Die Verantstaltung fand im Rahmen des International Science Festivals des Deutsch-Amerikanischen Insituts (DAI) in Kooperation mit der Richard Dawkins Foundation für Vernunft & Wissenschaft statt.
Dawkins zählt zu den einflussreichsten Evolutionsbiologen und Religionskritikern unserer Zeit und erlangte unter anderem mit seinem Buch "The God Delusion" weltweite Berühmtheit. Mit seinem neusten Werk wendet er sich diesmal an ein jüngeres Publikum. Ohne bevormundend zu wirken, ermutigt er junge Leser, einen kritischen Blick auf die Grundlage religiösen Glaubens zu werfen. Dabei beschränkt er sich größtenteils auf das Christentum und verbringt den ersten Teil des Buches damit, in seiner gewohnten Klarheit faktische Inkonsistenzen, historische Ungereimtheiten und ethische Mängel in der Bibel aufzuzeigen.
Im zweiten Teil erklärt Dawkins, wie das Universum und alles, was es beinhaltet – von Schneeflocken hin zu komplexen Lebensformen –, ohne einen göttlichen Designer entstehen konnte. In leicht verständlicher Sprache und mithilfe vieler faszinierender Beispiele präsentiert er hier eine Einleitung in sein Lieblingsthema, der Evolutionstheorie Darwins, und erläutert, wieso diese den Glauben an einen Schöpfergott überflüssig macht.
Obwohl Leser Dawkins' vorhergegangener Bücher schon mit einigen der in diesem neusten Werk dargelegten Ideen vertraut sein sollten, ist "Atheismus für Anfänger" nicht etwa eine simplifizierte Version des "Gotteswahns", sondern erfüllt brillant seinen angedachten Zweck – nicht nur als Anleitung für eine kritische Auseinandersetzung mit Religion, sondern auch als Einfühung in ein wissenschaftliches Weltbild.
Eine Aufzeichnung des Gesprächs in Heidelberg wird in Kürze online auf der deutschen Webseite der Richard Dawkins Foundation verfügbar sein.
6 Kommentare
Kommentare
Adam Sedgwick am Permanenter Link
Die Bücher von Richard Dawkins kann man ungelesen kaufen, sie sind immer gut und flüssig geschrieben, die Darstellung des Inhalts und der Gedanken erfolgen immer mit hoher Präzision.
Richard Dawkins ist ja bekannt für seine hervorragenden vielen Bücher zur Evolutionsbiologie, die immer eine Freude sind zu lesen.
Ich möchte hier noch eine Ergänzung vorstellen, dass Charles Darwin in seinem Hauptwerk "Die Entstehung der Arten" auf die Widersprüche und Erklärungsschwierigkeiten, die bei der Anwendung der christlichen Schöpfungsgeschichte zur Erklärung der Artenvielfalt entstehen. In einer neueren Ausgabe von 2012 " P. Wrede & S.Wrede Hrsg. Charles Darwin: Die Entstehung der Arten-eine kommentierte und illustrierte Ausgabe" erschienen bei VCH-Wiley,
wurden alle Hinweise auf die Schöpfungsgeschichte, die Darwin mit klaren Argumenten widerlegt, in rot hervorgehoben, womit dieser Teil der Auseinandersetzung damals eigentlich schon zu Ende geführt worden ist.
Sehr hilfreich sind auch noch die beiden wichtigen Aufsätze, der Sarawak Essay und der Ternate Essay von Darwins Landsmann Alfred Russel Wallace, dem gleichzeitigen Mitentdecker der Evolutionstheorie und Darwin dazu brachte, die Veröffentlichung seines "Origin of Species" kräftig voranzutreiben.
Mehrere Aufsätze namhafter Wissenschaftler zum heutigen Stand der Evolutionstheorie runden die Ausgabe ab.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Die roten Hervorhebungen kannte ich noch nicht; interessant.
Zu Dawkins Beiträgen zur Evolutionsbiologie wünschte ich mir hier einen Kommentar von Thomas Waschke.
Klarsicht(ig) am Permanenter Link
Ich denke, dass durch den Untertitel „Warum wir Gott für ein sinnerfülltes Leben nicht brauchen“ in Kurzfassung die Auffassung zum Ausdruck gebracht werden soll, dass die Wirklichkeit objektiv keinesfalls so beschaffe
Gut gefallen hätte mir auch der Untertitel „Warum wir die Protagonisten aus Bibel und Koran für ein sinnerfülltes Leben nicht brauchen“.
Einen Beweis dafür, dass ein sinnerfülltes Leben ohne „Gott“ möglich ist, lieferte z. B. Herr Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow (Loriot) 1. Denn er hielt nur ein Leben ohne Mops für sinnlos 2 -:).
Verweise:
1 Loriot: https://de.wikipedia.org/wiki/Loriot
2 „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“:
https://www.welt.de/regionales/stuttgart/article127701474/Ein-Leben-ohne-Mops-ist-moeglich-aber-sinnlos.ht
Gruß von
Klarsicht(ig)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Der erste Absatz ist klarsichtig.
Aber in: "Denn er hielt nur ein Leben ohne Mops für sinnlos" lasse "nur" weg oder ersetze duch "z.B.".
Klarsicht(ig) am Permanenter Link
Begriffserklärung:
Zum Inhalt des Begriffs Wirklichkeit gehört nach meinem Verständnis alles, was jemals existiert hat und gegenwärtig auf irgendeine Art und Weise in Raum und Zeit existiert (Materie, Energie, Denken, Verhalten, Handlungen, Prozessabläufe, Produktionen, usw. usf.). Dazu gehören selbstverständlich auch die notwendiger- und natürlicherweise kontinuierlich oder punktuell auftretenden Zustandsänderungen jedweder Art (z. B. auf der Quantenebene).
Der gesamte Umfang der Wirklichkeit (oder Weltwirklichkeit) und die Anzahl aller Einzelheiten, die zu ihr gehören, ist von uns nicht überschaubar. Die Wirklichkeit ist von uns nur insoweit überschaubar, wie unsere sinnliche Wahrnehmung und unsere technischen Möglichkeiten es uns subjektiv und intersubjektiv gestatten.
Nachträglich denke ich, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn ich den Begriff Erfahrungswirklichkeit verwendet hätte.
Gruß von
Klarsicht(ig)
Klaus Brückner am Permanenter Link
Richard Dawkins hat einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung der Welt ohne die menschliche Illusion Gott geleistet. Er ist der Wahrheit auf jeden Fall viel näher als alle Religionen unserer Welt.