Nach 20 Jahren brauchte die Grüne Partei dringend ein neues Grundsatzprogramm. Am vergangenen Wochenende konnte dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen werden. Der Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) ging ein höchst aufwendiger Prozess voraus, an dem viele Gliederungen der Partei über Jahre engagiert mitgearbeitet haben. Die nunmehr beschlossenen neuen Leitlinien sollen für die nächsten 20 Jahre gelten.
Wegen Corona war eine Präsenzveranstaltung nicht möglich. Die BDK musste in digitaler Form vorbereitet und durchgeführt werden. Die Partei bearbeite so ihr gesamtes Programm mit über 1.200 Änderungsanträgen. Die CDU schafft es dem gegenüber nicht einmal, ihren Vorstand ohne Verschiebungen und große Verwerfungen zu wählen. Wer ist da zukunftsfähig und wer eher nicht?
Bei aller Freude über das Gelingen: Wie viele Mittel unser Land noch in seine digitale Infrastruktur investieren muss, zeigt der Verlauf der Bundesdelegiertenkonferenz selbst. Es holperte und knirschte technisch an vielen Ecken. Wir haben live lernen müssen, was noch passieren muss, bis beispielsweise die Videokommunikation in Bild und Ton so selbstverständlich abläuft wie ein Telefonat. Das ist aber noch nicht alles. Big Data, Datenschutz und Künstliche Intelligenz sind längst keine Herausforderungen mehr für eine ferne Zukunft. Die Regierung Merkel hat auf diesem Gebiet vieles versäumt; hier hat die nächste Bundesregierung eine Menge Arbeit vor sich. Die Zeit der gemächlichen Wiedervorlagen ist vorbei.
Klimawandel, Bürgerbeteiligung, Soziale Sicherung und die Überwindung von Agrarromantik durch den Einsatz von Gentechnik waren die hervorstechenden Themen der BDK. Unsere von Annalena Baerbock und Robert Habeck umsichtig und zielstrebig geführte Partei will aber mehr. Ein Grundsatzprogramm muss einen umfassenden Entwurf grüner Politik bieten. Dazu gehört auch die komplexe Gesellschaftspolitik, die bei den Vorbereitungen eine wichtige Rolle spielte. Viele Bereiche der Partei waren daran beteiligt, auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne.
Oftmals entsteht nach außen der Eindruck, als ob die Oberen der Partei allzu kirchenfromm agieren und uns ausbremsen. Die Behandlung unserer zahlreichen Anträge auf der BDK verlief indes korrekt und fair.
Faire Verfahren bedeuten aber längst keine Harmonieveranstaltung; darauf waren wir gut vorbereitet. Selbstverständlich prallen in den Verhandlungen unterschiedliche Positionen aufeinander. Insbesondere mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen gab es scharfe Auseinandersetzungen. Schade, dass sich diese BAG mehr und mehr als Lobby der Amtskirchen aufführt. Die Kolleginnen und Kollegen waren vor Jahren schon einmal zukunftsfähiger unterwegs.
Unter dem Strich können wir Säkulare eine positive Bilanz des Programmprozesses ziehen. In wesentlichen Punkten konnten wir eigene Akzente setzen oder wenigstens die Weichen in eine richtige Richtung stellen.
Ganz besonders am Herzen gelegen war uns eine verbindliche Beschlusslage zum assistierten Suizid. Die Partei hat endlich zu der Einsicht gefunden, dass zu einem Leben in Würde auch ein Sterben in Würde gehört. Fehlte in der Programmvorlage noch eine solche Aussage, konnten wir die Partei schließlich davon überzeugen, diese Lücke zu schließen. Nunmehr heißt es: "Das Recht auf selbstbestimmtes Leben schließt – nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts – selbstbestimmtes Sterben frei von Druck ein". Diese Formulierung, über die wir lange verhandelt haben, wurde mit 648 Ja- gegen lediglich 38 Neinstimmen beschlossen. Das ist ein großer Konsens. Darüber hinaus haben wir die Zusage bekommen, dass die Partei den Gesetzgebungsprozess im Bundestag kritisch begleiten kann. Es ist endlich Schluss damit, dass wir mit dem Hinweis auf die Gewissensfreiheit der Abgeordneten auf Parteitagen abgebügelt werden.
Durchsetzen konnten wir in den Verhandlungen, dass im neuen Grundsatzprogramm nicht immer nur die Angehörigen der abrahamitischen Religionen erwähnt werden. Grüne haben nach langem Zureden verstanden, dass über ein Drittel Religionsfreie im Lande leben. Die am Ende gefundene Formulierung ist ein wenig schwächlich, aber wenigstens wird jede Benachteiligung untersagt. Klar aber auch, dass wir Säkulare dafür sorgen müssen, diese allgemeine Aussage in konkretes Handeln umzusetzen. Der Ort dafür ist das anstehende Programm für die Bundestagswahlen im September 2021, das alsbald geschrieben wird.
Erfreulich ist, dass auch in kirchlichen Betrieben Koalitionsfreiheit, Streikrecht, betriebliche Mitbestimmung, Tarifverhandlungen und das umfassende Prüfungsrecht durch Arbeitsgerichte als soziale Grundrechte gelten sollen. Bei Grüns ist der "besondere kirchliche Weg" künftig wegen Baufälligkeit gesperrt!
Verständigt hat sich die Partei auch darauf, dass sich der säkulare Staat am Neutralitätsprinzip ausrichten muss. Das geht – Säkulare sagen das seit Jahr und Tag - nicht ohne eine grundlegende Reform des "Staatskirchenrechts", dieser 100jährigen Mumie aus der Weimarer Reichsverfassung. Bündnis 90/Die Grünen bekennt sich zu einem "pluralen" Religionsverfassungsrecht. Das hatte die Partei auch schon so in ihrem Grundsatzbeschluss von Münster 2016 vorgegeben. Hier müssen wir künftig noch konkreter werden.
Die deutsche Gesellschaft ist religiös und weltanschaulich plural, für Säkulare eine Nachricht mit geringem Neuigkeitswert. Eine plurale Gesellschaft braucht den friedensorientierten Dialog. Dabei geht es auch um die Freiheit, nach anderen als religiösen Vorstellungen zu leben. Eine säkulare Selbstverständlichkeit, im politischen Berlin und den Regierungssitzen der Länder aber immer noch äußerst schwere Kost.
Wenigstens hat sich die Partei von einer "politisch korrekt" verordneten Pflicht zur Selbstverblödung im Gewand multikultureller Einfalt verabschiedet und ihre kritische Sicht auf das Treiben islamistisch-religiöser Verbände verstärkt. Das hatten wir bereits vor Jahren in der "Religionskommission" des Bundesvorstands und später im Grundsatzbeschluss der Partei von Münster 2016 so festgehalten. Aber es gibt immer wieder Hemmnisse und sogar Rückschläge in der praktischen Politik. Insofern ist es wichtig, dass die Partei einhellig ihre Haltung bekräftigt hat.
Wer als Organisation künftig mit dem Staat zusammenarbeiten will, hat künftig gefälligst die verfassungsmäßige Ordnung des Grundgesetzes ohne Wenn und Aber anzuerkennen und sich aus der Abhängigkeit von autokratischen Regimen zu lösen. Die Religionsfreiheit ist ein Grundrecht neben anderen, aber kein Obergrundrecht. Die Grundrechte sind keine Verfügungsmasse für Religionen, gerade in Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und der Behandlung von LGBTIQ.
Dass Moscheen und muslimische Gemeinden vor Bedrohungen und Angriffen geschützt werden und die Sicherheit von Muslim*innen zu gewährleisten ist, sollte auch für Säkulare eine Selbstverständlichkeit sein. Menschen anpöbeln und ihnen Gewalt anzutun, ist stets ein verwerflicher Akt der Menschenfeindlichkeit. Es ist uns Säkularen aber gelungen, den islamistischen Kampfbegriff des "antimuslimischen Rassismus" aus dem Programm zu verbannen. Mit unserer Zustimmung heißt es nun richtigerweise "Muslim*innenfeindlichkeit zu bekämpfen ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft". Das ist die richtige Balance zwischen kritischer Distanz zu jeder Form des Islamismus und dem Schutz von Menschen, die ihr Grundrecht auf freie Religionsausübung in Anspruch nehmen.
Dass die komplette Digitalisierung eines Parteitags auch ihre Tücken hat, haben wir bei der Diskussion über die Gleichstellung des Islam mit anderen Religionen erlebt. Die BAG Säkulare Grüne wollte die Staatsverträge als Terminus technicus nicht im Programm haben. Leider hatten wir drei verschieden Änderungen in einem Satz untergebracht, in trauter Eintracht mit dem vermaledeiten "antimuslimischen Rassismus". Technisch ließen sich die drei Punkte nicht mehr auseinandernehmen. Um aber das Fass in seiner Gesamtheit nicht nochmal aufzumachen, haben wie vorgelegte Formulierung zu den "Staatsverträgen" mal so hingenommen. Die sind aber nicht als positives Beispiel in Erz gegossen. Sie bilden lediglich die normative "Messlatte" insbesondere für Islamverbände, die als Körperschaften anerkannt werden wollen. So wie die Dinge liegen, überspringen sie diese Marke noch lange nicht – sie gleiten noch lange wie wenig elegante Limbotänzer unter ihr hinweg.
Einen ordentlichen Krach gab es zum Schulfach "Ethik-Philosophie-Religionskunde". Auf unseren Formulierungsvorschlag entgegneten die Christen mit heiligem Zorn und querulatorischer Renitenz. Sie hatten große Angst davor, dass ein gemeinsamer "inklusiver" Unterricht in öffentlicher Trägerschaft für alle Kinder und Jugendlichen vom ersten Schuljahr an den Einfluss der Kirchen auf den Unterricht mindern würde. Schließlich leidet der kirchliche Religionsunterricht an akuter Schwindsucht. Um ihn vor einer weiteren Auszehrung zu bewahren, wurde eine Verständigung mit dem Vorwurf der Verfassungswidrigkeit unseres Modells blockiert. Dieser Vorwurf fällt allerdings auf deren Modell nach Hamburger Vorbild selbst zurück. Die Kirchen sollen danach den Unterricht für alle maßgeblich gestalten dürfen. Der Kölner Kardinal Woelki als oberster Vertuscher des Kindesmissbrauchs in seiner Kirche hätte dann für die Schulen des Landes NRW das letzte Wort. Eine derart unzulässige Klerikalisierung der Schulen durch die Hintertür ist mit den Säkularen Grünen in keiner Weise zu machen.
Nach dem Scheitern der Konsenssuche will der Vorstand auf unsere Anregung hin bis zum Bundestagswahlprogramm eine Schlichtung durchführen. Leider steht deshalb nichts zum Thema im Grundsatzprogramm. Aber unser Vorschlag ist beileibe nicht vom Tisch. Die Auseinandersetzung geht weiter.
Ein offenes Wort an alle Säkularen: Parteien ticken anders als gesellschaftliche Organisationen, die sich um ein bestimmtes Thema herum bilden. Trotzdem zeigen die Erfahrungen der vergangenen Wochen und Monate, dass es sich lohnt, mit einer guten Portion Frustrationstoleranz für säkulare Positionen zu kämpfen. Unerlässlich ist jedoch, dass diese innerparteilichen Debatten begleitet werden von einem breiten gesellschaftlichen Druck von außen. Um in den Parteien etwas zu bewegen ist diese gesellschaftlich „kritische Masse“ stets vonnöten. Mit diesem Rückenwind führen innerparteiliche Entscheidungsprozesse deutlich schneller und erfolgreicher zum Ziel.
14 Kommentare
Kommentare
Hermann Krah am Permanenter Link
Ob wir noch diese Überschriften erleben dürfen vor dem Wahljahr 2021?
"Säkulares im neuen Grundsatzprogramm der Linken, der SPD, der FDP"
Das wäre zu schön, um wahr zu sein.
Roland Weber am Permanenter Link
Was habe ich nicht schon alles in Parteiprogrammen gelesen ... ???
Ja, es ist schön, wenn man auch bei den Grünen entdeckt, dass mehr als ein Drittel der Bevölkerung keine Kirchenmitglieder sind (... und sicherlich ein Großteil der Kirchenmitglieder gar nicht weiß, wofür sie sich und ihr Geld hergeben und was sie eigentlich zu glauben vorgeben - siehe unter Franz Buggle); ja und auch einiges andere lässt hoffen - mehr aber gewiss nicht!
Dass die Parteien stets Druck von außen benötigen - wie erkannt und hier auch ausdrücklich gefordert wird -, spricht nicht gerade für das intellektuelle Niveau innerhalb der Parteien. Dass man allgemein-nützlichen Organisationen jedoch gerade mit der Begründung, sie seien zu allgemein-politisch die steuerrechtliche Gemeinnützigkeit entzieht, legt die Verlogenheit der politischen Parteien offen.
sitha Berg am Permanenter Link
Schön, dass die Grünen sich säkularen Positionen öffnen. Das lässt hoffen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Na ja, im Gegensatz zum Titel ist das Säkulare im Text doch recht überschaubar. Das wird sich m.E.
Da stehen Ungläubige dann lange auf verlorenem Posten... Mir wäre das nix.
A.S. am Permanenter Link
Das sind ja schöne Nachrichten aus der grünen Welt, Herr Roth.
Aber was wird daraus werden, wenn es nach der Bundestagswahl zu einer schwarz-grünen Koalition kommen sollte? Ich bin mir ziemlich sicher, dass bei den Koalitionsverhandlungen all die schönen säkularen Ansätze ganz schnell geopfert werden. KGE wird dafür schon sorgen.
In das von Ihnen gezeichnete schöne säkular-grüne Bild passt Frau Bettina Jarasch als Berliner Spitzenkandidatin auch nicht.
Weitere Kritik an den Beschlüssen der Grünen:
"Muslim*innenfeindlichkeit zu bekämpfen ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft". Das soll so richtig sein? Wäre es nicht besser gewesen, sich allgemein gegen alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu positionieren? Warum diese Spezialbehandlung der Muslim*innen?
Dass die Grünen endlich den islamistischen Kampfbegriff vom antimuslimischen Rassismus als solchen durchschaut haben bleibt ungeachtet meiner Kritik anerkennenswert.
Einen gemeinsamen Unterricht Ethik-Philosophie-Religionskunde unter Leitung der Kirchen sehe ich ausgesprochen kritisch. In meinen Augen ist es der Versuch, "Ethik" unter Kontrolle zu bringen und "Religion" als gleichwertig zu "Ethik" und "Philosophie" erscheinen zu lassen.
Religion ist weder Ethik noch Philosophie.
Über den Trick "Religion" haben früher Gesellschaften die Gesetzgebung legitimiert. Religion steht daher in unauflösbarer Konkurrenz zur demokratischen Gesetzgebung durch gewählte Parlamente. In die religionsbasierte Gesetzgebung sind natürlich auch ethische und philosophische Aspekte eingeflossen. Die Gesetzgeber in vordemokratischen Gesellschaften waren die Priester, die Exekutive der Adel. Für Gesetzgebung durch Priester ist in demokratischen Gesellschaften schlichtweg kein Platz. Das haben weder die Kirchen noch die Verbände anderer Religionen eingesehen, geschweige denn die Gläubigen.
Was die Religionsführer konsequenterweise in Demokratien versuchen, ist die Eroberung der Parlamente durch ihre Gläubige, durch religionstreue Politiker (Kirchen-Marionetten). Das erlaubt ihnen die Gesetzgebung auf indirektem Wege. Beispiele für erfolgreiche indirekte Gesetzgebung der Kirchen sind das Abtreibungswerbeverbot und das Verbot der Suizidhilfe.
Wie funktioniert die Strategie der Kirchen?
Wichtige Elemente sind:
- Gläubige zu motivieren, sich politisch zu betätigen (oder sich selbst politisch zu betätigen -> Manfred Stolpe, Joachim Gauck,...)
- Kindern in der Schule einzureden, Politiker müssten sich gemäß ihrem religiösen Gewissen entscheiden (d.h. sie haben ihren religiösen Führern zu gehorchen)
- vielfältige Unterstützung Gläubiger in ihrer politischen Karriere (was manche Polit-Aufsteiger dazu verführt, sich einer der Kirchen anzubiedern -> Philipp Amthor, Olaf Scholz, Manuela Schwesig, ...)
- Medienkampagnen zu religionspolitischen Themen
- Förderung von NGOs, die in ihrem Sinne aktiv werden
- die Direktiven an die Gläubigen: "Einfluss der Kirchen stärken", "Glaube sichtbar machen" u.a.
Parlamentarische Demokratie heißt für mich, dass die Legislative von den Bürgern gewählt wird, den Bürgern verantwortlich ist, und für dem Wohl der Bürger verpflichtet ist.
Ein Parlament, welches nach der Pfeife irgendwelcher religiöser Führer tanzt, sich diesen oder einem postulierten Gott gegenüber verantwortlich fühlt, ist demokatisch entkernt, ist eine schein-demokratische Hülle.
Von diesen religionsgebundenen Politikern gibt es bei den Grünen immer noch viel zu viele, über die Unionsparteien brauchen wir hier nicht weiter reden.
Zur Klarstellung für die Leser, die es noch nicht wissen: Ich bin Parteimitglied bei der FDP. Für einen säkularen Arbeitskreis in der FDP muss ich wohl noch ein Weilchen kämpfen...
M. Landau am Permanenter Link
»» Die CDU schafft es dem gegenüber nicht einmal, ihren Vorstand ohne Verschiebungen und große Verwerfungen zu wählen.
»» Wer ist da zukunftsfähig und wer eher nicht?
In der CDU? Ralf Brinkhaus, Philipp Amthor, Friedrich Merz, Peter Altmeier, und, aus der CSU aus Bayern, der unvergleichliche Andreas Scheuer.
Und bei den Grünen? Vielleicht Karin Göring-Eckhardt? In Sachen Ethik-Philosophie-Religionskunde wird die politisch kampferprobte Lutheranerin euch schon rechtleiten...
»» antimuslimischen Rassismus
Sind Muslime eine Rasse? Wer hatte doch noch gleich eine Religion zur Rasse erklärt? War das nicht dieser österreichische Weltkriegsgefreite? Wie hieß er doch noch gleich ....?
»» Einen ordentlichen Krach gab es zum Schulfach "Ethik-Philosophie-Religionskunde". ««
Ich fürchte die mögen Euch nicht besonders. Sie haben Euch nicht einmal zur Weihnachtsfeier eingeladen. Nun, wenigstens dieser Kelch ist an Euch vorbeigegangen.
»» Sie hatten große Angst davor, dass ein gemeinsamer "inclusiver" Unterricht in öffentlicher Trägerschaft für alle Kinder und Jugendlichen vom ersten Schuljahr an den Einfluss der Kirchen auf den Unterricht mindern würde. ««
Angst vor dem Wirken notgeiler heiliger Männer und bigotter heiliger Frauen auf ihre lieben Kleinen haben die nibelungentreuen Kirchenseelen offenslichlich nicht.
Wieso haben die Angst davor, das der Einfluss der Kirche.... ? Jetzt mal im Ernst. Das ist durchaus bemerkenswert. Sie wissen, dass sie die Entwicklungen auf Dauer nicht werden aufhalten können, denn auch wenn es noch Jahre und Jahrzehnte dauern wird, irgendwann ist Schluss mit dem öffentlich angenötigten und, per Ordre de Mufti, aufgezwungenen Kirchenkram.
»» Parteien ticken anders als gesellschaftliche Organisationen, die sich um ein bestimmtes Thema herum bilden. ««
Zeitbomben ticken auch...
»» Trotzdem zeigen die Erfahrungen der vergangenen Wochen und Monate, dass es sich lohnt, mit einer guten Portion Frustrationstoleranz für säkulare Positionen zu kämpfen. ««
Interessante Komposition: »Portion Frustrationstoleranz«. Wenn ich all die Portionen hätte essen müssen, die mir davon schon verpasst worden sind, wäre ich längst geplatzt.
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Ich hatte mich ja oben schon 'warmgeschrieben' um kräftig auszuteilen; bin eben ein altes Lästermaul, aber ...
... gute Arbeit! :-)
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ganz schön launig, um nicht zu sagen flapsig formuliert, der Bericht. Besonders gut gefallen hat mir die Formulierung „Die Zeit der gemächlichen Wiedervorlagen ist vorbei.“
Komprimiert aber korrekt formuliert, finde ich. Dabei hoffe ich, dass mit „frei von Druck“ gemeint ist, dass weder zum Suizid hin noch vom Suizid weg gedrängt werden sollte. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass von klerikaler und kirchenhöriger Seite versucht werden wird, nahezu unüberwindliche verfahrentechnische Hindernisse aufzubauen.
„Es ist endlich Schluss damit, dass wir mit dem Hinweis auf die Gewissenfreiheit der Abgeordneten auf Parteitagen abgebügelt werden.“ Da besteht für mich Klärungsbedarf.
Dr. Bruno Osuch am Permanenter Link
Liebe Freundinnen und Freunde von den Säkularen Grünen, lieber Jürgen Roth,
Es ist sehr wohltuend von Eurem erfolgreichen Engagement für das Grundsatzprogramm der Grünen zu lesen, Hut ab!
Beste Grüße
Bruno Osuch, Säkulare und Humanistische Sozis in Berlin
Christian Meißner am Permanenter Link
Danke für den Artikel und vor allem für das offene Wort an alle Säkularen! Es ist wichtig, säkulare Positionen in die demokratischen Parteien zu tragen.
Dass bei den Grünen jetzt der Begriff des "Antimuslimischen Rassismus" eingemottet wurde, ist ein entscheidender Etappensieg, auf dem Pfad weg von einer Identitätspolitik, die nur den politischen Rändern nutzt.
awmrkl am Permanenter Link
[Zitat]
Krankenkassen sollen nach dem Willen der Grünen nur noch Leistungen übernehmen, „deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist“.
[/Zitat]
Daß der Placeboeffekt existiert, ist tatsächlich erwiesen.
Daß aber der Placeboeffekt notorisch unzuverlässig ist, ist auch erwiesen:
http://scienceblogs.de/geograffitico/2011/03/08/zum-einsatz-von-placebos/
Und daß der Placeboeffekt nur bei „Kinkerlitzchen“ und Befindlichkeitsstörungen ausreicht, die eh von selbst vergehen.
Und bei schweren Krankheiten und Unfällen völlig unzureichend ist (Tropfen auf heißen Stein).
Außerdem wird der Placeboeffekt mit jedem Arztbesuch und jedem Medikament eh gratis mitgeliefert (falls er wirkt, siehe obigen Link).
Deswegen ist ja allgemein Wirksamkeit als „wirksam über Placebo“ definiert.
Und deswegen wird bei den RCTs auch der Placeboeffekt trickreich ausgeklammert.
Es wird wohl darauf ankommen, wie die Grünen ihren Begriff „Wirksamkeit“ definieren …
Martin am Permanenter Link
Ein bisschen off-topic, aber als Grünen-Outsider kriegt man das nicht mit: Wie stehen die Grünen denn nun zur Kassenfinanzierung von Globuli? Vor einem Jahr wurde auf dem Parteitag heftig diskutiert.
Frank Nicolai am Permanenter Link
Die FAZ dazu: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/parteitag-gruene-gehen-auf-distanz-zu-homoeopathie-17065254.html
Martin am Permanenter Link
Danke sehr!
Das ist ein durchaus erfreuliches Resultat, welches nicht nur den Homöopathie-Lobbyisten innerhalb der Partei zu schaffen machen wird, sondern vor allem den Steiner-Jüngern und ihrer "anthroposophischen Medizin".
SG aus E am Permanenter Link
„Es ist uns Säkularen aber gelungen, den islamistischen Kampfbegriff des 'antimuslimischen Rassismus' aus dem Programm zu verbannen.
In der Wortwolke um Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und in der Folge von Ausländer- über Fremden- zur Muslimfeindlichkeit möchte ich den Begriff 'antimuslimischer Rassismus' nicht missen.
Mir ist dabei klar, dass Muslime keine Rasse darstellen – genausowenig wie Juden oder Subsahara-Afrikaner. Es gibt keine Menschenrassen. Aber wenn ich den Blick auf die Ideologie der Täter legen möchte, brauchte ich ein Wort, das diese beschreibt – und dieses Wort lautet: Rassismus.
Die Anhänger dieser Ausgrenzungsideologie suchen ihre Opfer nicht unter Muslimen als mehr oder weniger religiösen Menschen, sondern herkunftsbezogen unter jenen, deren familiäre Wurzeln in den Weltgegenden liegen, die man gemeinhin als islamische Staaten bezeichnet.
Nicht alle Opfer von antimuslimischem Rassismus sind Muslime (es sind auch Ex-Muslime und Angehörige anderer Religionen darunter) – hier bleibt die Unschärfe des Begriffs. Aber mir ist wichtig, die Täter als das bezeichnen zu können, was sie sind, nämlich Rassisten.