Pünktlich vor Weihnachten erschien die Sonderausgabe des "Philosophischen Magazins": "Die Bibel und die Philosophen". Der Fokus liegt auf dem Alten Testament. Die Chefredakteurin dieser Sonderausgabe, Catherine Newmark, will dem Leser das Alte Testament als "ungeheuer bezugsreichen Denkraum" ans Herz legen, als einen "Raum für Philosophie". Dies sei, so Newmark, erst durch die Bibelkritik der Neuzeit möglich geworden. Denn die Bibel ist heute "mehr", als "nur eine Heilige Schrift für Gläubige". Sie sei eine Fundgrube "spannender" Geschichten, in denen beispielsweise "ein Vater seinen einzigen Sohn opfern soll".
Es ist noch nicht lange her, dass die Bibelkritik der Gegenwart auf die zum Teil katastrophalen Botschaften der "spannenden Geschichten" gerade des Alten Testaments hingewiesen hatte. Beispielsweise mit dem Buch Franz Buggles: "Denn sie wissen nicht, was sie glauben". Hatte man geglaubt, die Philosophie miede nun solch problematische Denkräume, so wird man durch das Anliegen der Sonderausgabe eines anderen belehrt. Nicht nur, dass eine ähnlich deutliche Bibelkritik hier nicht zu finden ist. Nein, nun heißt es: "Nach(!) der Bibelkritik" seien die Texte der Bibel "mehr"(!), als "nur" religiöse Texte. 1
Geschichtlich haben wir Anteil an einem historischen Experiment. Die kulturelle Globalisierung durchmischt ehemals getrennte Traditionslinien. Friedlich gestaltet sich das kulturelle Mit- und Durcheinander nur, wenn wir unsere Gemeinschaft als offene Gesellschaft begreifen und ihre Spielregeln lernen. Der modernen Philosophie kommt hierbei eine wesentliche Aufgabe zu. Wir waren bisher gewohnt, dass die verschiedenen Religionsgemeinschaften die moralischen Leitplanken setzen, die Gemeinschaft braucht. Allgemeinverbindlich wird dies zukünftig nicht mehr möglich sein. Es sei denn, wir verfallen erneut dem religiösen Absolutheitsanspruch, dass eine Religion ihr Evangelium allen Völkern in göttlichem Auftrag zu lehren habe. Das allerdings wäre wohl auf friedlichem Wege nicht durchsetzbar. Denn heilige Texte sind immer nur für ihre jeweilige Glaubensgemeinschaft von verbindlicher Bedeutung, ob Bibel, Koran oder die Offenbarung jedweder anderen Religion. Philosophie, die ihren Namen verdient, ist der Vernunft verpflichtet, die wiederum allen Menschen in gleicher Weise zugänglich ist. Damit kommt ihr eine kulturübergreifende Aufgabe zu, die auch aufgeklärte Gläubige akzeptieren.
Susan Neiman: Warum Philosophen die Bibel lesen sollten
Es bräuchte sehr gewichtige Argumente, um religiös aufgeladene Texte wie das Alte Testament der besonnenen Philosophie zu empfehlen. Die US-amerikanische Philosophin Susan Neiman übernimmt in der Sonderausgabe die Aufgabe, den Leser davon zu überzeugen, "warum Philosophen die Bibel lesen sollten".
Der Erwerb grundlegender Bibelkenntnisse steht dabei nicht zur Debatte. Es ist banal, dass man die Kulturgeschichte der westlichen Welt ohne Minimalkenntnisse der biblischen Geschichten nicht verstehen würde. Darauf weist Neiman eingangs hin. Doch muss sie zugeben, dass man die Philosophie im 20. Jahrhundert strikt vom Glauben getrennt hat. Und das ist gut so. Warum also das Alte Testament erneut als "philosophisches Werk" lesen?
Als Beispiel für diese ihre Empfehlung verweist Neiman einerseits auf die Geschichte der Beinahe-Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham auf Gottes Befehl und andererseits auf die Geschichte von Abrahams Versuch, Gott von der grausamen Vernichtung Sodom und Gomorrhas abzubringen, wenn sich denn nur zehn Gerechte fänden, was ihm in dieser Geschichte bekanntlich nicht gelang. "Zwei Grundströmungen" in "allen drei großen monotheistischen Religionen" spiegeln sich, so Neiman, in diesen beiden Geschichten. Für die einen heißt Glauben entsprechend der Abraham-Isaak Geschichte, "Gott absoluten Gehorsam entgegenzubringen. Sogar da, wo seine Befehle gegen die Ethik verstoßen." Die andere Strömung, für die die Sodom-und-Gomorrha-Geschichte steht, ist der Auffassung: "Gott hat uns unsere Vernunft gegeben und er ist der Meinung, wir sollten sie nutzen. ... Letztlich geht Ethik vor Religion."
Es ist erfreulich und sicher eine Frucht der Aufklärung, dass religiöse Mitbürger unseres Kulturkreises sich heute weitgehend der zweiten und seltener der ersten Grundströmung verpflichtet fühlen. Mir ist allerdings noch nicht zu Ohren gekommen, dass wir diese aufklärerische Leistung einer intensiven Auseinandersetzung mit der Sodom-und-Gomorrha-Geschichte verdanken. Das doch eher dem berühmten Wahlspruch der Aufklärung, sich "seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen". Nur eine säkulare Philosophie kann Vernunftorientierung vermitteln. Wer sich darüber hinaus religiös verortet, wird in seinen heiligen Texten sicherlich Passagen finden, die diese Haltung legitimieren, sei es im Alten Testament oder im Koran oder in einer anderen heiligen Schrift. Aufgeklärtes Bibelstudium sollte man aufgeklärten Theologen überlassen, um diese Botschaft in ihre Gemeinschaften zu tragen. Aber sollten deshalb auch Philosophen sich bevorzugt Bibelinterpretationen widmen? Und warum die Bibel und nicht auch den Koran, die Bhagavad Gita, die Reden des Baha’ullah oder die Schriften Blavatskys?
Eine Antwort Neimans auf diese Fragen lautet, dass es darum gehen muss, den "Graben zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen zu überwinden". Hier seien "säkulare Denker" viel näher am "Fundamentalismus dran", als "gemäßigt religiöse Sozialdemokraten". Solche Worte haben keinen guten Beigeschmack, wenn man bedenkt, wie schwer es Arbeitskreise in der deutschen Sozialdemokratie haben, die für eine konsequentere Trennung von Staat und Kirche bzw. Religion eintreten. Was bekanntlich eine conditio sine qua non der demokratischen Staatsform einer offenen Gesellschaft darstellt!
Grotesk wird es, wenn Susan Neiman abschließend ein Loblied auf Papst Franziskus anstimmt und das, wie sie bemerkt, als Jüdin! Jede Religion habe "zwei Hauptstränge": Der eine "hat mit Sex zu tun: wer mit wem schlafen darf, wer seinen Körper wie bedecken sollte und so weiter". Der andere sei an "sozialer Gerechtigkeit interessiert: wie wir mit Witwen und Waisen umgehen". Das Bedeutende an Franziskus: Er "hat nun ganz eindeutig gesagt: Was wichtig ist, ist die soziale Gerechtigkeit. Das mit dem Sex ist nicht so zentral". Erschreckend, wenn es für diese Gewichtung eines aufgeschlossenen Papstes bedarf! Noch erschreckender die Befürchtung, dass wieder andere, weniger aufgeschlossene folgen könnten.
Wenn das die Erträge einer Philosophie sind, die sich im "ungeheuer bezugsreichen Denkraum" Bibel bewegt, dann kann man nur hoffen, dass sich viele Philosophen die Zeit der Bibellektüre sparen für tiefer schürfende Texte, wie beispielsweise die Werke, die den Renaissance-Humanismus inspirierten oder die Werke der Aufklärung. Und das gilt nicht nur für Philosophen an den Universitäten, das gilt besonders auch für die Inspiration der heranwachsenden Generation in unseren Schulen! Solange es keinen allgemeingültigen Philosophieunterricht für alle und stattdessen einen Religionsunterricht gibt, der die Schülerschaft in ihre konfessionellen Gruppierungen spaltet, wird die Philosophie ihrer Aufgabe für eine offene Gesellschaft nicht gerecht.
Und solange man lobhudelnd die Bibel empfiehlt ("Die Bibel erinnert uns an den Geist der Sanftmut", "Die Bibel beschleunigt die Bewegung, die uns eine Welt ohne Gewalt bringt", Emmanuel Lèvinas) 2, so lange wird man einen Aspekt der biblischen Wirkgeschichte nicht etwas entgegensetzen können, der in der Sonderausgabe immerhin Erwähnung findet. Schon Baruch de Spinoza wies 1670 in seinem "Theologisch-politischen Traktat" darauf hin, dass die Bibel ein Werk sei, das "vor allem politische Macht begründet" 3. Denn natürlich ist die Bibel, wie alle einflussreichen Bücher, geschichtlich bedeutungsvoll und bietet Anknüpfungspunkte für philosophisches Denken: Sie ist und bleibt aber ein religiöses Buch, mit dem kulturelle Machtansprüche legitimiert werden. Genau das aber ist eine der Gefahren für eine offene Gesellschaft. Es sollte Aufgabe der modernen Philosophie sein, hier ein Gegengewicht zu schaffen: Denkräume, die unabhängig davon sind, welcher religiösen Gruppierung der Einzelne angehört. Da bergen die Philosophien aller Länder mehr als genug Schätze, als dass es von Nöten wäre, erneut mit der Bibel hausieren zu gehen.
Theologie versus Metaphysik
Die Bibel wäre nicht die Bibel, ginge es hier nicht um Sein und Wirken des Allerhöchsten, um Gott. Und so wird in der Sonderausgabe munter drauf los fabuliert, wie man sich Gott vorzustellen habe und welche Eigenschaften ihn auszeichnen. Christoph Markschies, Professor für alte Kirchengeschichte, weiß beispielsweise, dass Gott zwar "einen Körper hat, aber kein Geschlecht" 4. Und von der promovierten Philosophin und systematischen Theologin Saskia Wendel erfahren wir, dass "Gott in seiner Liebe und seiner Vollkommenheit gesagt (hat), ich will, dass ein anderes sei, und ich will mich daran binden." 5 Dass er ein "geschichtsmächtig handelnder Gott sei", der mit "dem Volk Israel interagiert". 6 (Warum eigentlich nur mit diesem Volk?) Sie ist sich zudem sicher, dass zur Gottesvorstellung die "Vorstellung der Moralität Gottes" gehöre, dass Gott "eben auch eine Verantwortung übernimmt, die unwiderruflich ist" 7. Man fühlt sich in die heimelige Kinderstube zurückerinnert – aber war da nicht noch die Sache mit der Theodizee? Die Frage, wie denn nun das so offensichtliche Leid in die Welt kommt, wenn ein allmächtiger Gott mit vollkommener Moralität geschichtsmächtig handelnd unwiderruflich Verantwortung für seine Schöpfung übernommen hat? Natürlich wird diese Frage in der Sonderausgabe beantwortet, war sie doch nach Susan Neiman bis Ende des 19. Jahrhunderts "das Herz der Philosophie" 8. Zum Beispiel auf Seite 87 ganzseitig mit einem Zitat von Thomas von Aquin: "Denn das Übel wäre nicht, wenn die Ordnung des Guten nicht bestünde, dessen Beraubung das Übel ist. Diese Ordnung wäre aber nicht, wenn Gott nicht wäre." 9 Offensichtlich hat Thomas von Aquin nicht besonders überzeugt, sonst wäre die Theodizee nicht so lange "Herz der Philosophie" geblieben.
Es ist nicht nur erlaubt, sondern notwendig die Frage zu stellen, ob es jenseits objektiver Empirie noch ein Sein gibt und wie diese gegebenenfalls mit der wahrnehmbaren Welt zusammenhängt. Solche metaphysischen Fragen waren immer ein wesentlicher Raum philosophischen Denkens. Allerdings: Metaphysik sollte nicht mit Theologie verwechselt werden! Man muss sich immer im Klaren sein, dass ein Nachdenken über Inhalte, die sich unserer objektiven Erfahrung entziehen, ein hohes Maß an intellektueller Redlichkeit einfordert. Heilige Bücher sind daher grundsätzlich problematisch, denn sie sind für die Gläubigen Teil ihrer sozialen Identität und aus ihrer Sicht göttliche Offenbarungen, für anders oder nicht Glaubende hingegen kaum von Bedeutung. Die Theologie ist mit ihren jeweiligen heiligen Textquellen untrennbar verbunden, denn der "Theo" ist kein empirischer Untersuchungsgegenstand – entweder weil Gott nicht existiert oder weil er sich vor uns zu verstecken gedenkt. Daher gibt es nur verschiedene "Theo-Vorstellungs-logien", die sich aus der unterschiedlichen Interpretationsgeschichte der heiligen Texte ergeben haben. Katholische Theologie, evangelische Theologie, islamische Theologie und so fort. Ein christlicher Theologe ist demnach ein Bibelinterpret, ein islamischer einer des Korans. Aber wer entscheidet, ob wir nicht besser die Bhagavad Gita, die Vorträge R. Steiners, oder vielleicht noch besser indianische Mythen interpretieren sollten, um eine angemessene Vorstellung von "Gott" zu erhalten?
Die Metaphysik bedarf keiner heiligen Schriften. Auch wenn sich die Fragen oftmals bescheidener geben, als wissen zu wollen, was vor dem Anfang war und nach dem Ende sein wird. Man denke beispielsweise an das Bieri-Trilemma, das auf das Verhältnis von Sein und Bewusstsein zielt. Es ist ein verbreiteter theologischer Kurzschluss zu meinen, dass Theologie, Religion und Glaube da anfängt, wo die Naturwissenschaft aufhört.
Dem Appell der Sonderausgabe, die Bibel den Philosophen als Denkraum zu empfehlen, sei daher entgegengehalten: Überlasst die unkritische Bibelinterpretation den Theologen. Besinnt euch auf den reichen Schatz philosophischer Lektüre gerade, wenn es um metaphysische Fragen geht! Und wichtiger noch: Achtet darauf, dass ihr die Grenze zwischen Theologie und Philosophie nicht verwässert! Denn in Zeiten schwindenden Glaubens und verwischender religiöser Zugehörigkeit benötigen wir vernunftbasierte Orientierung: in der Gesellschaft und in den Schulen!
6 Kommentare
Kommentare
Mario Lichtenheldt am Permanenter Link
"Denn das Übel wäre nicht, wenn die Ordnung des Guten nicht bestünde, dessen Beraubung das Übel ist. Diese Ordnung wäre aber nicht, wenn Gott nicht wäre." – sagt Thomas von Aquin.
Im Hexenhammer steht sinngemäß, das Gute trete deutlicher hervor, wenn es mit dem Bösen verglichen wird, weshalb das Böse notwendig und gottgewollt sei. Oder: Gott lässt das Böse zu, will es aber nicht. Oder: Der Teufel (die Personifizierung des Bösen) existiere um der Guten willen – mit Zulassung Gottes.
Demnach hätte also Gott (der liebe, DER/DIE/DAS Gute) das Böse erst erzeugt – nach Thomas von Aquin, um sich dann selbst des Guten zu berauben. Nach Heinrich Kramer, genannt Institoris, wäre das Böse „irgendwie“ von selbst da (klar, Gott ist schließlich nur für das Gute zuständig), von Gott geduldet, aber nicht gewollt (ganz modern! Das nennt man Toleranz!), insofern aber vorteilhaft, weil durch Vergleich mit dem Bösen das Gute besser dasteht, ja nur durch einen solchen Vergleich weiß man überhaupt, was GUT und was BÖSE ist.
Fazit: Ohne DAS BÖSE (was immer das auch sein mag) gibt es kein GUTES, also auch keinen „lieben“ Gott.
Wow! Da verdampft einem ja das Hirn!
Thomas von Aquin starb 1274. Der Hexenhammer erschien 1486. Berauschend, auf welch geistiges Niveau Philosophie (glaubt man dem gleichnamigen Magazin) anno 2016 mitunter abdriftet. Jetzt verstehe ich, was das Wort „postfaktisch“ bedeuten könnte …
Was fällt uns dazu ein? Klar: Karlheinz Deschner:
„Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel.“
Rainer Bolz am Permanenter Link
"So is es"
Den gelungenen Kommentar unterschreibe ich voll und ganz.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Danke lieber Ulf Faller für diesen kenntnisreich und pointiert geschriebenen Beitrag.
Gerade die Geschichten um Abraham-Isaak und Lot-Sodom/Gomorrha waren für mich schon vor Jahrzehnten Steine des Anstoßes am AT. Beide sind - gerade wenn man sie philosophisch unter die Lupe nimmt - voll abstoßender Ethik. In beiden Fällen sind Kinder Opfer, wenn auch nicht physischer, sondern psychischer Gewalt.
Doch die Nöte, die Isaak oder Lots minderjährige Töchter erleiden mussten, als ihnen Tod oder Massenvergewaltigung drohte, interessierte die Autoren des AT nicht. Also ging man damals davon aus, dass dies auch "Gott" nicht interessiert. In beiden Fällen wird die Theodizee unmittelbar von "Gott" selbst verursacht (Isaak), bzw. geduldet und belohnt (Lots Töchter). "Gott" ignoriert also das Leid auf der Erde nicht nur (schlimm genug), sondern er ist sogar unmittelbarer Urheber davon - selbst Kindern gegenüber.
Aber auch die Sintflut und die angebliche Landnahme Kanaans sind erschreckende Beispiele für ein rücksichtsloses und völlig empathieloses Gottesbild. Welcher philosophische Wert sollte diesem Beigemessen werden?
Als ein Beispiel für diese krude Nichtphilosophie möchte ich "Gottes Schmähgedicht an alle Atheisten und Andersgläubigen!" zum Besten geben. Es stammt inhaltlich vom lieben Gott persönlich und steht als "Prosaversion" im AT (5.Mose 28,15-68). Ich habe es nur in Reime gebracht.
Ihr Atheisten ihr, ich werde euch verfluchen
in eurer Stadt und auf eurem Weizenfeld.
Schutz könnt ihr niemals finden oder suchen,
wie euren Brotkorb und Backtrog in der Welt.
Fruchtlos bleibt euer Land und eure Ziege.
Stattdessen erleidet Unglück ohne Witze.
Was ihr macht, misslingt, bis ich euch kriege.
Schick euch Pest, merz euch aus mit Hitze.
Fieber, Brand, Dürre, gift‘ge Luft zur Pein,
werd euch verfolgen, bis ins Grab mit Asseln.
Die Erd‘ wird eisern, der Himmel hölzern sein.
In eurem Land wird Staub als Regen prasseln.
Ich werd euch vor euren Feinden schlagen.
Eure Leichen fressen die Vögel im Himmel
und alle Tiere auf Erden. Dazu viele Plagen,
wie Grind, Krätze und Feigwarzen am Pimmel.
So liegt ihr krank, geschlagen mit Blindheit,
Wahnsinn in euren verstockten Herzen,
werdet tappen wie Blinde zur Mittagszeit,
Gewalt und Unrecht erleiden mit Schmerzen.
Niemand hilft und ein Weib, von euch getraut,
wird lustvoll mit andern im Bette beischlafen.
Nie werdet ihr wohnen, auch wenn Häuser ihr baut;
sinnlos den Weinberg gepflanzt bei den Schafen.
Ihr werdet seine Früchte niemals genießen.
Euer Ochse wird vor euch geschlachtet sterben,
ihr werdet nichts von ihm essen, nur verdrießen.
Auch euer Esel wird durch Gewalt verderben.
Euer Schaf wird bei euren Feinden sein.
Niemand wird euch helfen, hier und nun.
Eure Kinder bei fremden Völkern ganz allein,
eure Früchte umsonst, wie all euer Tun.
Alles verzehrt ein Volk, das ihr nicht mal kennt,
werdet übel leiden in eurem Leben, dem faden.
werdet närrisch, auch wenn im Bette ihr pennt.
voll mit Drüsen an Knien und käsweißen Waden.
Nie werdet geheilt ihr von Fußsohle bis Nase.
Weinberge werdet ihr bauen und dort rackern,
nie aber Wein lesen. Würmer kriegen‘s zum Fraße.
Sinnlos die Ölbäume in euren Grenzen und Ackern.
Kein Öl wird euch salben, euer Baum liegt längst gefällt.
Kinder zeugt ihr, doch werdet ihr sie niemals haben;
werden entführt, kaum dass sie erblickt das Licht der Welt.
An euren Bäumen, Früchten wird sich Ungeziefer laben.
Ihr werdet eurem Feinde dienen in Hunger und Durst.
Auf euren nackten Leib werd' ich ein Eisenjoch legen,
bis ich euch tilge und euer Vieh verzehre als Wurst.
Auch Früchte eures Landes, bis ihr tot liegt im Regen.
Euch bleibt nichts von Korn, Rindern oder Schafen,
am Ende verhungert, geängstigt in all euren Toren.
Wenn ich schleif‘ eure Mauern ist‘s vorbei mit Schlafen,
kriegt kalten Angstschweiß aus all euren Poren.
Ihr werdet die Frucht eures Leibs fressen, jedes Kind,
das Weiber euch schenkten, aus Angst und Not,
müsst es verspeisen; auf euren Weiden steht kein Rind.
Drum kaut die Liebsten runter und wandelt sie in Kot.
Ich werde schrecklich mit euch sein: mit Plagen,
mit schlimmer Krankheit und den Seuchen Ägyptens,
sie werden euch quälen an all euren Tagen,
dazu die andern Plagen: von erstens bis siebtens.
So werden von euch nur wenige übrig sein,
die einst so zahlreich war‘n wie Sterne droben,
weil ihr nicht gehorcht habt meiner Stimme fein,
sondern eigensinnig ward, euch selbst zu loben.
Wie‘s mich freute, euch Gutes tun von früh bis spät,
wird‘s mich nun freu‘n, dass ich euch vertilgen werde.
Man vertreibt euch aus jedem Land, in das ihr geht,
wenn ich zerstreu‘ euch unter alle Völker meiner Erde.
Doch unter den Völkern könnt ihr nicht bleiben,
eure Fußsohlen ruhelos. Denn ich gebe euch persönlich
ein bebend‘ Herz; trockne Augen könnt ihr reiben.
Eure Seele verdorrt, euer Leben endet, unversöhnlich.
Tag und Nacht voll Furcht, euer Leben lang allein.
Jeden Morgen klagend: Ach, dass es Abend wäre!
Jeden Abend klagend: Ach, lass es Morgen sein!
Wegen Furcht im Herzen und schrecklicher Leere.
Alles wird euch schrecken, was ihr sehen könnt.
Ich führ‘ euch wieder nach Ägypten, lass euch laufen,
den Weg, auf den zu blicken euch niemand vergönnt.
angeboten als Sklaven, doch keiner wird euch kaufen.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Was für eine Platitüdensammlung...
Bemerkenswert aber, dass ein solches rückwärtsgewandtes Denken öffentlich vorgestellt werden kann. Dazu in einem "Fachblatt".
mgs am Permanenter Link
Hält Gott die Zehn Gebote? Nein, tut er nicht. Nicht einmal in dem Moment der Verkündung. Es startet mit einem Massaker (vergleiche Geschichte des "Goldenen Kalbs")
Bibelkenntnisse sind gut und wichtig, da sie als grottenschlechtes und eher sehr bösartiges als liebevolles Machwerk ein wuchtiger Bezugspunkt unserer Unkultur ist.
Philosophische Dispute anhand von Bibelgeschichten sind durchaus legitim, da sie Fragestellungen aufwerfen, wann und wieso ein Gotteskonstrukt notwendig wird.
Ein Beispiel: Die abrufbare Geschichte des Herrführers Joshua, der Jericho eroberte. "Gott" erschien Joshua im Traum (Achtung, immer wenn "Gott" jemandem im Traum etwas einflüstert, geht die Geschichte sehr schmutzig weiter), "Gott" flüsterte Joshua, wenn denn de Mauern durch die Klänge der Shofars fallen, dann solle er in die Stadt gehen und sie brandschatzen und niemanden verschonen, er solle Mann und Weib, Knecht und Magd, Kinder und Vieh, einfach alles meucheln, was lebt, dann solle er alles niederbrennen und keinen Stein auf dem anderen lassen und nichts mitnehmen. Halt, stopp, nun gut, Gold und Silber, das solle er an sich nehmen.
Eine hübsche Weihnachtsgeschichte, Kindern unter der Krippe vorzulesen. Dawkins sah darin den Beweis, wie niederträchtig dieser Gott doch sei. So einen Gott wollen wir nicht.
Ich gehe einen Schritt weiter. Denn die Frage muss lauten: Wieso brauchte Joshua diesen "Gottestraum", der ihm diese Schandtat befehligte?
Die Antwort: Weil er es wusste, dass sein Massaker mit anschließender Plünderung eine inhumane Schandtat ist.
Meine Frage: Wieso wusste er das? Wieso weiß der Mensch, was gut und was falsch ist?
Und immer wieder wird ein "Gott" gebraucht, um sich über die Menschlichkeit, die jeder in sich trägt, hinwegzusetzen.
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Wird die Säkularität in der BRD völlig kirchlich-religiös überwältigt?
eine alles säkulare zermalmende Staatskirche? Leute, organisiert Euch wenigstens ein bißchen; die Humanistische Union, der IBKA, der HVD und die Freidenker, der BfG in Bayern - tut Euch zusammen, damit wir in Deutschland mehr positive Beachtung finden! Karin Resnikschek