Ein Foto geht um die Welt, auf dem eine Frau ihr Kopftuch abnimmt und wie eine Fahne nach oben streckt. Es ist nun zu einem Symbol der Proteste gegen die islamische Regierung im Iran geworden. Ein Überblick über einige Reaktionen.
Mina Ahadi, Menschenrechtlerin und Vositzende des Zentralrats der Ex-Muslime, erklärte: "Sie ist ein Symbol für mutige Frauen, die seit Jahren gegen den Kopftuchzwang kämpfen. Die Revolution im Iran ist weiblich. Dieses Foto zeigt, dass das Kopftuch nicht nur ein normales Kleidungsstück ist, sondern ein wichtiges Instrument gegen alle unsere Rechte als Frauen, ja als Menschen."
Der Politologe und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad bezeichnete die junge Frau als eine "wahre Ikone der Freiheit" und als eine "Frau des Jahrhunderts". Sie sei "nicht nur eine Feministin, sondern auch eine Humanistin, die sich für die Freiheit einer ganzen Nation einsetzt". Abdel-Samad betonte ihren Vobildcharakter: "Für alle Frauen in der islamischen Welt und im Westen kann so die Freiheit der Frauen erreicht werden: Indem man sich für sich selbst einsetzt und Nein sagt, nicht indem man ein System von Männern für Männer akzeptiert und verteidigt!"
Ensaf Haidar, Menschenrechtsaktivistin und Frau des in Saudi-Arabien inhaftierten Bloggers Raif Badawi, zeigte sich auf Twitter solidarisch mit der Protestierenden: "Die iranische Revolution (nicht die islamische Revolution) beweist, dass die Revolution eine Frau ist!".
Der Grafikdesigner Masoud veröffentlichte einen Tag nach der Aktion eine Zeichnung des ikonischen Moments. Die Grafik verbreitet sich derzeit rasant in den sozialen Medien und wurde unter anderem von Volker Beck geteilt.
Solidarität mit dem Demokratiestreben des iranischen Volkes und besonders mit dem Befreiungskampf der Frauen pic.twitter.com/d6tMloMnIr
— Volker Beck (@Volker_Beck) 30. Dezember 2017
Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Mitgründerin der liberalen Ibd-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin erklärte: "So sieht Freiheit aus.". In ihrem Facebookbeitrag rief sie die Welt dazu auf, auf die aktuellen Proteste gegen die iranische Regierung zu blicken.
5 Kommentare
Kommentare
David Z am Permanenter Link
So schön der Gedanke einer "humanistischen Protestaktion" im Iran auch ist, man sollte sich hüten zu glauben, dass es hier alleine um Humanismus, Toleranz, Demokratie oder gar Frauenrechte geht.
Bruder Spaghettus am Permanenter Link
Du meinst, die Frau findet das Zwangskopftuch einfach zu teuer und protestiert, weil sie das Geld dafür sparen möchte?
David Z am Permanenter Link
Nein. Ich meine, dass diese tapfere Frau fūr Ideen eintritt, die ein Grossteil der Mitprotestler nicht teilt und wir somit die Unruhen nicht zu etwas verklären sollten, was sie nicht sind.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Es geht zunächst alleine um die wirtschaftlichen Lebensbedingungen."
Fangen nicht alle Revolutionen oder politischen Umwälzungen so an?
Warten wir einfach wohlwollend ab, unterstützen wir wo wir können und beobachten wir den weiteren Verlauf. Irgendwann muss die Bevölkerung muslimischer Länder ja mal aufwachen und erkennen, dass ihr wirtschaftliches Desaster mittelbar mit ihrer Religion zusammenhängt...
David Z am Permanenter Link
Ja, oft. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass mit dem Protest sinnvolle Ideen verbunden sind. Das letzte was die Welt jetzt braucht, ist ein zweites Syrien.
Das mit dem Aufwachen ist so eine Sache. Der Nahe Osten ist da erkennbar noch meilenweit entfernt. Verdeutlicht wird das regelmässig am Paradoxon nicht weniger 'Flūchtlinge": Geflūchtet vor ethnisch-tribalen, religiösen oder wirtschaftl Konflikten in ihrer Heimatregion nehmen sie einerseits die Vorzūge europäischer Gesellschaften gerne in Anspruch, lehnen die Aufnahmegesellschaft bzw deren Werte und Ideen aber ganz oder in Teilen ab. Gleichzeitig bleibt die Kritik am Islam, Frauenbild, Meinungsfreiheit, Tribalismus, sprich all die Krankheiten der eigenen Gesellschaft, dröhnend aus.
Ich wūnschte es wäre anders aber Ägypten, Syrien und so weiter haben uns gezeigt, wie fatal man sich hier einem heimeligen Trugschluss hingeben kann.