Menne, Mohilo und Piel im Kunstverein Offenbach

Wolkenkratzer neu betrachtet

Wolkenkratzer: das Thema des Fotografen Peter Menne prägt die Ausstellung der drei Künstler Menne, Mohilo und Piel, die am Freitagabend im Kunstverein Offenbach eröffnet wurde. Kunsthistorikerin Esther Erfert stellte den Fotografen, die Malerin und den Bildhauer vor und führte in das jeweilige Werk ein.

Mit über hundert Gästen war der Kunstverein bestens besucht. Gisela von Slatow, zweite Vorsitzende des Kunstvereins, begrüßte die außergewöhnlich zahlreiche Gästeschar, darunter Offenbachs Ex-Oberbürgermeister Horst Schneider und die ehemalige Bürgermeisterin Birgit Simon.

"Drei Künstler, drei Ausdrucksformen und drei Sichtweisen auf Mensch, Natur und die Welt", begann Esther Erfert ihre Laudatio. Dann stellte sie jeden einzeln vor; ihre prägnanten Ausführungen eröffneten guten Zugang zu den jeweiligen ausgestellten Werken. Drei unterschiedliche künstlerische Positionen sind hier versammelt. An der linken Wand ziehen die Fotografien von Peter Menne in den Raum hinein: ein Doppel- und drei Dreier-Ensembles. Alle von gleicher Struktur: jeweils zwei Naturfotografien rahmen ein Industriemotiv ein. Rechts hängen großformatige Bilder von Wiltrud Mohilo: zweimal ein naturalistischer Wald, dann zwei abstraktere Gemälde. Die Rückwand teilen die beiden sich mit einem vierten Dreier-Ensemble und einem einzelnen Blickfang des Fotokünstlers auf der linken und kleineren neuen Werken der Malerin. Das Zentrum des weitläufigen Raums füllt Florian Piel mit sechs Skulpturen. Der Bildhauer arbeitet mit Holz und Stein – den er teils fein poliert. Andere Teile lässt er rau und grob stehen, um so den emotionalen Ausdruck seines Sujets zu verstärken.

Peter Menne und Esther Efert, Foto: © Dennis Merbach
Peter Menne und Esther Erfert, Foto: © Dennis Merbach

Über die "Wolkenkratzer" führte Kunsthistorikerin Erfert aus, dass Menne nach dem eigentlichen Wortsinne fragt: Reichen die Hochhäuser tatsächlich an die Wolken heran? Oder "sind die eigentlichen Wolkenkratzer dieser Welt die rauen, kantigen, zerklüfteten Berggipfel" (Erfert)? Wie sie der Fotograf in den Schweizer Alpen und den italienischen Dolomiten gefunden hat: Berge umrahmt mal von schönen oder in Davos auch von bedrohlich wirkenden Wolken. "Doch manchmal, wie auch bei den Bergen zu sehen, hängen die Wolken etwas niedriger, vor allem dann, wenn es sich um die sozusagen hausgemachten Wolken handet, die der Mensch und die Industrie aus Schornstein oder Kühlturm bläst. In seinen Tryptichen und einem Diptychon stellt Menne diese beiden Arten von Wolken gegenüber. Wir sehen wunderschöne Wolkenbildungen hier wie da. Die natürlichen … und die anderen, die aus Schornsteinen aufsteigen und auch schöne Formationen bilden: auch diese stellt er ästhetisch dar. Doch das Objekt an sich ist für ihn nicht ästhetisch – nicht in seinem Innersten und nicht in seinen Auswirkungen. Dem Betrachter wird vor den Fotografien bewusst, dass diese Ästhetik trügt und versteckte Gefahren für uns und die Natur in sich bergen", so die Kunsthistorikerin über das fotografische Werk.

Wiltrud Mohilo, Florian Piel, Peter Menne sowie Laudatorin Esther Erfert, Foto: © Dennis Merbach
Wiltrud Mohilo, Florian Piel, Peter Menne sowie Laudatorin Esther Erfert, Foto: © Dennis Merbach

Wiltrud Mohilos Spezialität ist die luminalistische Malerei: im Hellen sehen ihre Bilder ganz normal aus – doch im Dunkeln leuchten sie anders. Schon in den 1980ern begann sie mit Phosphorfarben: anfangs grüne Farben, die wie Neon leuchten. Die beiden Waldmotive, die 2017 entstanden, enthalten nur punktuell phosphorhaltige Leuchtfarbe. Im Dunkeln wirkt es wie der Sternenhimmel, der über dichtem Wald glitzert. Doch schon zwei Jahre später, 2019, entwickelte Mohilo sich zu anderem räumlichen Denken, abstrahierte ihre Formensprache zur Flächigkeit.

Den "Zyklus des Lebens" schuf Florian Piel 2006 bis 2007: "Drei stilisierte Köpfe; ein Kind, eine Frau und ein alter Mann auf jeweils dünnen Metallstäben, die schwanken, wenn man sie antippt: Die Kompaktheit der Figur konstrastiert mit der Fragilität der Präsentation", so Laudatorin Erfert. Sie hob hervor, dass der Zyklus des Lebens meist als stabil vorausgesetzt, bei Piel aber zerbrechlich werde. Seit 2014 verfolgt Piel eine neue Formensprache: eine stärkere Abstraktion, die aber die figürliche Darstellung nicht verdrängt – wie Erfert an "Geborgenheit" deutlich macht: einer Holzskulptur von zwei Figuren, "die inniglich verbunden sind. Kein Gesicht, keine Mimik lenkt ab von der Innerlichkeit, der Darstellung des reinen Gefühls zwischen den beiden Wesen".

Ein Mäzen hatte dem Kunstverein mehrere Kisten Sekt geschenkt, so dass das interessierte Publikum bei einem Gläschen ins Gespräch mit den drei Künstlern kam: Peter Menne, Wiltrud Mohilo und Florian Piel standen nicht nur für Fragen zur Verfügung; es entwickelte sich ein munterer Dialog.

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