Kirchenfinanzierung: Fragen und Antworten

(32) Wie hoch ist das gesamte Kirchensteueraufkommen in Deutschland?

Im Jahr 2009 wurden von den kirchensteuerpflichtigen Katholiken im Bundesgebiet insgesamt 4,903 Mrd. Euro Kirchensteuer bezahlt. Auf alle kirchensteuerpflichtigen Katholiken umgerechnet (2/3 aller Katholiken sind nicht kirchensteuerpflichtig) entspricht dies einem durchschnittlichen Beitrag von rund 600 Euro pro Jahr.
Zum Vergleich Gesamtaufkommen Kirchensteuer:
- in 2000: 4,535 Mrd. Euro
- in 2005: 3,977 Mrd. Euro

  • Was sollen diese beiden Zahlenangaben, die ein Absinken der Kirchensteuereinnahmen der katholischen Bistümer seit dem Jahr 2000 suggerieren? Ganz am Anfang stehen die 4,9 Mrd. Euro für 2009, warum nicht auch als dritte Zahl?
  • Das „gesamte Kirchensteueraufkommen in Deutschland“ – wie die Frage lautet – belief sich 2009 zudem auf 9,3 Mrd. Euro (4,9 Md. die Bistümer, 4,4 Mrd. die Landeskirchen). Was darauf verweist, dass die katholischen Bistümer – bei einer ähnlichen großen Mitgliederzahl - derzeit rund 500 Mio. Euro mehr im Jahr einnehmen, als die evangelischen Landeskirchen. (Ein Effekt der jüngeren Altersaufbaues der katholischen Kirchenmitglieder, die von dem „Pillenknick der 1960/1970er Jahre nicht so stark betroffen waren, wie die Evangelischen.)

(33) Wie viel Geld hat ein Bistum insgesamt?

Der Gesamthaushalt ist von Bistum zu Bistum unterschiedlich. Die Internetseiten der Bistümer geben Auskunft. Einnahmen stammen vorwiegend aus der Kirchensteuer. Weitere Einnahmequellen sind Spenden und Stiftungen, Kapitalerträge aus Vermögen und Liegenschaften sowie Staatsleistungen.

  • Hier wird wieder mit Vermeintlichem jongliert, da „Bistum“ hier nur den „Rechtsträger Bistum“ meint, d.h. alle anderen Rechtsträger innerhalb des Bistums, wie die Kirchengemeinden, die Schulstiftungen etc. werden ausgeblendet.
  • Auch ein weiterer Aspekt der Frage „Wie viel Geld hat ein Bistum insgesamt?“ fehlt, denn das Vermögen des Bistums, seine finanziellen Rücklagen und das Vermögen des Bischöflichen Stuhls werden in der Antwort nicht benannt.

(34) Wie viel Geld erhält ein Bistum vom Staat?

Die staatlichen Leistungen variieren von Bundesland zu Bundesland und damit auch von Bistum zu Bistum. Die staatlichen Leistungen finden Eingang in den Gesamthaushalt des Bistums.

  • Diese Darstellung ist ausweichend, da die Staatsleistungen nach Art. 138,1 i.V. mit Art. 140 GG in jedem Landeshaushalt (auch im Internet) offen nachzulesen sind. Da die Bistümer nicht mit den Grenzen der Bundesländer übereinstimmen, lässt sich zwar nicht sofort ablesen, was jedes Bistum bekommt, die Gesamtsumme ist aber hinreichend bekannt: An Personalzuschüssen sind es im Jahr 2009 insgesamt 442 Mio. Euro, von denen die katholischen Bistümer 189 Mio. erhalten.

(35) Was ist der „Bischöfliche Stuhl“?

In der kirchlichen Vermögensverwaltung ist der Begriff des „Bischöflichen Stuhls“ eine Bezeichnung für eine juristische Person, welche als Vermögensträger fungiert. Das Amt des Bischofs und die Vermögensträgerschaft sind miteinander gekoppelt. Der „Bischöfliche Stuhl“ ist das mit dem Bischofsamt verbundene Vermögen.

  • In der kurzen Antwort verbirgt sich das eigentliche Thema. Die Bischöflichen Stühle sind diejenigen Rechtsträger in der katholischen Kirche, die keine direkten Kirchensteuereinnahmen erhalten und somit auch nicht der kircheninternen Kontrolle unterworfen sind. Entsprechend werden weitestgehend alle Wirtschaftsbeteiligungen und hohen Vermögensbestände bei den Bischöflichen Stühlen ‚geparkt’. Dort sind sie jeder Kontrolle entzogen. So ist beispielsweise das Erzbistum Köln finanziell nicht unbedingt besser gestellt als andere Bistümer. Da es viele Kirchenmitglieder hat, hat es auch hohe Kirchensteuereinnahmen. Das tatsächliche Vermögen liegt beim Bischöflichen Stuhl in Köln, weshalb der Vatikan auch allergrößten Wert darauf legt, dass stets ein vatikantreuer Bischof auf dem Kölner Stuhl sitzt. Entsprechend wurde der jetzige Erzbischof Joachim Kardinal Meisner gegen den Willen des vorschlagsberechtigten Domkapitels inthronisiert und ist schon über die Altersgrenze hinaus im Amt.

(36) Wozu braucht die Kirche ein eigenes Vermögen?

Die Kirche braucht Vermögen, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Jedes kirchliche Vermögen dient einem Zweck. Nach dem Kirchenrecht (Kirchenrecht can. 1254 § 2, CIC 1983) gehören dazu gottesdienstliche Zwecke, Gehalts- und Unterhaltsleistungen sowie die Glaubensausübung und Dienste am Nächsten. An diese Zwecke ist die Kirche gebunden, wenn sie über Vermögen verfügt. Sie bedingen aber auch die Besonderheit kirchlichen Vermögens, das im wesentlichen aus wenig Objekten wie Kirchen, Pfarrhäusern, Gemeindezentren, Kindergärten, Schulen, Bildungshäusern, Altenheimen, Sozialstationen oder Friedhöfen besteht.

  • Solche Beschreibungen können einem die Tränen in die Augen treiben: Was für eine arme Kirche mit so wenigen Objekten! Es ist jedoch eine Realsatire hinsichtlich der Realität, dass die Kirchen in Deutschland nach dem Staat und dem vieltausendköpfigen Adel der drittgrößte Grundbesitzer in Deutschland sind und über rund 8,3 Mio. qm Grundbesitz verfügen, der nach einer differenzierten Berechnung einen Vermögenswert von rund 90 Mrd. Euro darstellt.
  • Das gesamte Kapitalvermögen ist nicht bekannt, aber begründete Schätzungen gehen von mindestens 100 Mrd. Euro an Kapitalvermögen im Raum der Kirchen aus.
  • Zudem beläuft sich allein das Anlagevermögen des Immobilienbesitzes von Caritas und Diakonie auf rund 230 Mrd. Euro – finanziert aus Steuergeldern.