(hpd) In dem heutigen Beitrag aus der Serie „Ohne Gott ist alles erlaubt?“ geht es um die Behauptung, dass Atheisten gleichzusetzen sind mit Mördern. Warum ist ein derart plumpes Argument überhaupt eine Diskussion wert? Auch auf den ersten Blick sollte es doch als allzu simple Pauschalisierung auffallen. Tatsächlich aber erfreut sich das Argument auch bei einflussreichen politischen oder religiösen Führern großer Beliebtheit.
Denn keinesfalls kann behauptet werden, dass nur eine relativ kleine Zahl von Spinnern Atheisten allesamt als Mörder ansieht. Verfolgt man das Argument über die Geschichte hinweg, fällt auf, dass eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Apologeten eindeutig dem rechten Spektrum entstammt.
Zum ersten Mal wurde die Gleichsetzung von Kommunisten und Atheisten in der NSDAP verwendet. Im Wahlkampf warnten Plakate vor dem zerstörerischen Bolschewismus, der sich zum Ziel gesetzt hätte, die Christen allesamt auszurotten. Auch die höchste Parteigarde war davon überzeugt, dass nur der Glaube an Gott schlimmeres Unheil abwenden könne:
Adolf Hitler: “Heute sagen Sie [Staatspräsident Bolz], das Christentum sei in Gefahr, der katholische Glaube bedroht. Darauf habe ich zu erwidern: Zunächst stehen heute an der Spitze Deutschlands Christen und keine internationalen Atheisten. Ich rede nicht vom Christentum, sondern ich bekenne, daß ich mich auch niemals verbinden werde mit solchen Parteien, die das Christentum zerstören wollen. Vierzehn Jahre sind sie mit dem Atheismus Arm in Arm gegangen. Dem Christentum ist niemals größerer Abbruch getan worden, als in der Zeit, da diese christlichen Parteien mit den Gottesleugnern in einer Regierung saßen. Das ganze Kulturleben Deutschlands ist in dieser Zeit zerrüttet und verseucht worden.”
“Seit acht Monaten führen wir einen heroischen Kampf gegen die kommunistische Bedrohung unseres Volkes, die Verrottung unserer Kultur, Zersetzung unserer Kunst und Vergiftung unserer öffentlichen Moral. Der Leugnung von Gott, der Beschimpfung der Religion haben wir ein Ende gesetzt.”
“Und nicht minder haben wir aufgenommen den Kampf gegen die Zersetzung unserer Religion. Ohne daß wir uns irgendeiner Konfession verpflichteten, haben wir doch wieder dem Glauben die Voraussetzung gegeben, weil wir der Überzeugung waren, daß das Volk diesen Glauben benötigt und braucht. Wir haben daher den Kampf gegen die Gottlosenbewegung nicht mit ein paar theoretischen Erklärungen aufgenommen, wir haben sie ausgerottet.”
Joseph Goebbels: “Der Nationalsozialismus und der von ihm begründete Staat stehen auf der Grundlage des positiven Christentums. Sie geben den Konfessionen freie Betätigungsmöglichkeit und gewähren ihnen ihren starken Schutz. Am allerwenigsten aber sind sie [die Kommunisten] dazu geeignet, sich für Christentum und Konfessionen einzusetzen, die, als sie noch in Deutschland das große Wort führten, den Atheismus organisierten und der Gottlosenbewegung das Feld bereiteten.”
Heinrich Himmler (Aufsatz "Die SS als antibolschewistische Kampforganisation" in "Es spricht das neue Deutschland" 1936): "Wie lautet dein Eid?" Die Antwort ist: "Wir schwören dir, Adolf Hitler, als Führer und Kanzler des Deutschen Reiches Treue und Tapferkeit.
Wir geloben dir und den von dir bestimmten Vorgesetzten Gehorsam bis in den Tod. So wahr uns Gott helfe!"
Die zweite Frage lautet: „Also glaubst Du an einen Gott?" Die Antwort lautet: „Ja, ich glaube an einen Herrgott."
Die dritte Frage lautet: „Was hältst du von einem Menschen, der an keinen Gott glaubt?" Die Antwort lautet: „Ich halte ihn für überheblich, größenwahnsinnig und dumm; er ist nicht für uns geeignet."
Auch in der katholischen Kirche stand man den Atheisten unversöhnlich gegenüber. Bischof Lorenz Jaeger von Paderborn hatte im Fastenhirtenbrief vom Februar 1942 über die Sowjetunion erklärt: „Ist jenes arme unglückliche Land nicht der Tummelplatz von Menschen, die durch ihre Gottfeindlichkeit und durch ihren Christushaß fast zu Tieren entartet sind? Erleben unsere Soldaten dort nicht ein Elend und ein Unglück sondergleichen? Und warum? Weil man die Ordnung des menschlichen Lebens dort nicht auf Christus, sondern auf Judas aufgebaut hat.“
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren die mehrheitlich christlichen Deutschen darum bemüht, ihre eigene Verantwortung möglichst unauffällig unter den Teppich zu kehren. Die Schuld sollte auf die Gottlosen abgewälzt werden. Die Präambel der Verfassung des Freistaats Bayern greift diesen Gedanken auf: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat, in dem festen Entschlusse, den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnungen des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechtes dauernd zu sichern, gibt sich das Bayerische Volk, eingedenk seiner mehr als tausendjährigen Geschichte, nachstehende demokratische Verfassung.“
Der Freistaat Bayern zeigte aber (wie der Rest der Bundesrepublik) nur wenig Interesse daran, die Konsequenzen des Nationalsozialismus zu überdenken. Der Nationalversammlung, die die Verfassung verabschiedete, gehörten Max Allwein, der sich am Hitlerputsch beteiligt hatte und Siegfried Zoglmann, der im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren für die Leitung der Hitlerjugend zuständig war, an. Der SS-General Adolf Bomhard, der in der Ukraine für Massenerschießungen zuständig war, wurde zum Bürgermeister der Kleinstadt Prien am Chiemsee gewählt.
Mehrere christlich-konservative Politiker, wie Otto von Habsburg, vertraten ebenfalls dieses Argument. Der Chef des Hauses Habsburg hatte 1999 in einem Interview mit einer FPÖ-nahen Zeitung deutlich rassistische Töne angeschlagen: „Der Kern des Problems ist, wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt. Diese unglaubliche Welle an Kriminalität, die jetzt besteht, rührt nicht zuletzt daher, daß wir eine Krise der religiösen Werte haben. Bei uns traut man sich nicht einmal mehr von Gott zu reden.
Wenn man die US-Innenpolitik betrachtet, dann ist sie in zwei Hälften gespalten: Auf der einen Seite das Verteidigungsministerium, in dem die Schlüsselpositionen mit Juden besetzt sind, das Pentagon ist heute eine jüdische Institution. Auf der anderen Seite, im State Department, sind die Schwarzen - zum Beispiel Colin Powell oder besonders Condoleezza Rice. Das ist eine innenpolitische Auseinandersetzung zwischen Falken und Tauben. Im Moment spielen dabei die Angelsachsen, also die weißen Amerikaner, eine relativ geringe Rolle.
Der einzige Mensch, der heute diese Situation in Ordnung bringen könnte, wäre Shimon Perez, er hat die Situation klar erkannt. Daß man mit einem Sharon keinen Frieden schließen kann, ist vollkommen klar. Außerdem hat Sharon ein Buch geschrieben, in dem er angekündigt hat, daß er die Araber alle ausrotten will.”
Im Frühjahr 2008 hatte Habsburg darüber hinaus behauptet, dass Österreich keine Schuld am Anschluss treffe und als Opfer- nicht als Täternation betrachtet werden müsse. Tatsächlich waren Österreicher, bezogen auf die Anzahl der Bevölkerung, überproportional in den Offiziersrängen der SS und dem Personal der Konzentrationslager vertreten.